Seine Interviews zu autorisieren: Das kommt für Harald Schmidt nicht infrage. "Seit Jahren lese ich nichts mehr gegen", sagte der langjährige Late-Night-Entertainer in Diensten von SAT.1, ARD und Sky bei einer auch als Podcast verfügbaren Veranstaltung von "Deutschlandradio Kultur" in Berlin. "Die Journalisten können es nicht fassen", berichtete Schmidt. "Was ich gesagt habe, habe ich gesagt. Ich muss halt so wach in der Birne sein, dass ich weiß, was ich sage." Angst, dass etwas "aus dem Zusammenhang gerissen" werden könnte, habe er nicht: "Selbst schuld, wenn es einen gibt."
Auch habe er noch nie rückblickend das Gefühl gehabt, er sei mit einer Aussage zu weit gegangen. Sein Lieblingsartikel im Grundgesetz sei der fünfte zur Meinungsfreiheit. Schmidt: "Dadurch ist unglaublich viel gedeckt, und wer rumjammert, 'Man kann heute das alles nicht mehr sagen', der muss halt mal ein bisschen an seinem Wortschatz arbeiten."
Angesprochen auf Showmaster Thomas Gottschalk, der demnächst ein Buch zur vermeintlich gefährdeten Meinungsfreiheit in Deutschland herausbringen will, gab der 66-Jährige eine Spitze von sich: "Stichwort 'Wach in der Birne', das meinte ich damit." Dem Kollegen wünschte unter Gelächter des Publikums in diesem Sinne "viel Glück".
"Das war ein ikonisches Foto, das fast in der Trump-Liga spielt"
In dem Zusammenhang sprach Schmidt auch über sein Foto mit dem früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen und dem Journalisten Matthias Matussek. Mit beiden hatte er sich vor rund einem Jahr bei einem Sommerfest der rechtskonservativen Schweizer Zeitung "Weltwoche" in Zürich ablichten lassen. "Das war ein ikonisches Foto, das fast in der Trump-Liga spielt", kommentierte Schmidt die mediale Wirkung. In der Folge sei bei Sendern diskutiert worden, ob man ihn noch einladen dürfe: "Die Schlagzeile 'NDR feuert Harald Schmidt wegen Foto' wäre die Kirsche auf der Sahne gewesen."
Völlig entspannt blickt der frühere Gastgeber der "Harald Schmidt Show" auch auf die anstehenden Landtagswahlen im Osten, bei denen ein starkes Abschneiden der AfD erwartet wird. "Das ist das Ergebnis von freien, gleichen und geheimen Wahlen", konstatierte der gebürtige Schwabe. "Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen. Für beides gibt es Modelle." Ansonsten müsse man eben "eine Politik machen, dass solche Ergebnisse nicht zustande kommen". Er "begreife diese Aufgeregtheit nicht" und die weit verbreiteten Sorgen um die Demokratie.
Harald Schmidt will nicht ins TV zurück: "Kälter kann der Kaffee gar nicht sein"
Dass Schmidt mit bald 67 Jahren (am 18. August hat er Geburtstag) noch mal mit einer regelmäßigen Show ins Fernsehen zurückkehren könnte, schloss er im "Deutschlandradio"-Gespräch aus: "Eine Sendung ist für mich komplett uninteressant, weil eine Sendung ist nicht mehr schnell genug." In den 90er-Jahren, als die "Harald Schmidt Show" bei SAT.1 viel Furore machte, sei das Internet noch nicht in dem Maße wie heute bestimmend gewesen.
Schmidt: "Es passiert irgendwas, ich gucke auf mein Handy, und ich sehe zehn, 20 fantastische kurze Clips zu dem Thema von jemandem, der sich um Bildrechte, um Textrechte, um Musikrechte keinerlei Gedanken macht. Warum sollte ich bis 23 Uhr abends warten, wenn ich im Grunde ab 9 Uhr morgens schon ein super Material kriegen kann?" Anfragen beim früheren Late-Night-Entertainer können sich Programmverantwortliche also sparen: "Die geistige Bankrotterklärung ist eine öffentliche Sendung, kälter kann der Kaffee gar nicht sein."