Olivia Rodrigos Wachstumsschmerzen: Das sind die Musik-Highlights der Woche

Aktuelle Tipps Die Rolling Stones, Deutschrap-Star Casper, The Chemical Brothers und Olivia Rodrigo, die unter Beweis stellt, warum sie zu den größten Popstars der Gen-Z zählt: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

Wer die Messlatte so hoch legt, wie Olivia Rodrigo mit ihrem ersten Album, muss sich auch beim Nachfolgewerk daran messen lassen: Auf "Guts" kuriert die US-Sängerin die Wachstumsschmerzen aus - und zementiert ihren Superstar-Status. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von den Altrockern der Rolling Stones, Casper, der seinen Weg vom Trailerpark ins Bielefelder Stadion nachzeichnet, und den Chemical Brothers, die ihr Gespür für den Vibe nicht verloren haben.

Olivia Rodrigo - Guts

Zweifellos zählt Olivia Rodrigo zu den weltweit größten Stars der Gen-Z. Bereits die Debütsingle "Drivers License" des einstigen Disney-Stars knackte den Spotify-Streamingrekord - 15,17 Millionen Abrufe innerhalb eines Tages. Dann stürmte ihr erstes Album "Sour" 2021 die Spitze der Charts in den USA und Großbritannien. Zu diesem Zeitpunkt war Rodrigo gerade einmal 18 Jahre alt. Nach all diesem Trubel gönnte sich die junge Kalifornierin erstmal eine kreative Pause. Nun schickt sich die Popsängerin an, den hohen Erwartungen mit ihrer zweiten Platte gerecht zu werden - und wie.

Auf "Guts" beweist die 20-Jährige einmal mehr ihren Star-Appeal: Sie bringt zu viel Charakter mit, um als eines unter vielen harmlosen Popsternchen bewertet zu werden, bleibt mit ihrer gefälligen Popmusik aber jederzeit anschlussfähig. "Für mich geht es bei diesem Album um Wachstumsschmerzen und den Versuch, herauszufinden, wer ich an diesem Punkt in meinem Leben bin", beschreibt Rodrigo ihr neustes Werk. "Ich habe das Gefühl, dass ich zwischen meinem 18. und 20. Lebensjahr zehn Jahre gewachsen bin", und dieses Wachstum solle sich in "Guts" widerspiegeln.

Die beschriebenen Wachstumsschmerzen bedeuten dabei in erster Linie das Gefühlschaos eines jungen Menschen, mal ernst, mal augenzwinkernd: Es geht viel um verflossene Liebe, die andauernde Anziehung durch den Ex und dessen toxische Verhaltensweisen. Aber auch die Verzweiflung an Schönheitsidealen und die Auseinandersetzung eines Homeschooling-Girls - Rodrigo wurde in den eigenen vier Wänden unterrichtet - mit der Außenwelt finden thematisch Platz. Musikalisch beweist die Sängerin einmal mehr ihre Vielseitigkeit, bereits die Single-Auskopplungen "Vampire" und "bad idea right?" schlagen musikalisch unterschiedliche Wege ein. Ihre Stimme ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Mit "Guts" untermauert Rodrigo ihren Status als eine der wichtigsten Popkünstlerinnen ihrer Generation.

The Rolling Stones - Angry

Fans der Altrocker können es vermutlich immer noch kaum glauben: Mit "Hackney Diamonds" bringen die Rolling Stones das erste Album mit eigenen Songs seit 18 Jahren heraus. Am Donnerstag veröffentlichten die Rock-Veteranen die erste Single aus ebenjenem Album und es bleibt festzuhalten: Die Rock-Opas haben überhaupt nichts verlernt. Obwohl die Bandmitglieder auf die 80 zugehen, oder sie bereits überschritten haben, rocken die Stones auf "Angry" fast wie zu besten Zeiten.

Ein solches Uptempo-Statement dürfte sich die Fangemeinde der legendären Rockband erhofft haben. Mick Jagger dreht am Mikrofon auf, singt über das Ende einer Beziehung: "Werd' nicht sauer, ich habe dir nie Leid zugefügt", und Keith Richards darf sich in einem langen Gitarrensolo verwirklichen. "Angry" darf durchaus als Versprechen für das neue Album, das am 20. Oktober erscheinen wird, gelten.

Casper - echt von unten / zoé freestyle

Hier hat jede Zeile Gewicht: Caspers neue Single bewirbt sich um den Titel des besten Deutschrap-Songs des Jahres. Auf "echt von unten / zoé freestyle" verarbeitet der Rapper den emotionalen Ballast der Vergangenheit: Angefangen von seiner Kindheit in den Südstaaten der USA, wo ihm nicht nur die sengende Hitze und die fehlende Klimaanlage das Leben schwer macht, sondern auch ein gewalttätiger Stiefvater. Casper berichtet von einem Leben im Armut, zwischen klingeln beim Nachbarn, weil das Geld für Essen knapp ist und dem Abkochen des unsauberen Trinkwassers. Und dann sind da noch die Monster unterm Bett als stetige Begleiter alias psychische Probleme.

Was sich möglicherweise überladen anhört, funktioniert als emotionaler Aderlass ganz hervorragend. Mit sauberer Rap-Technik wird der Dreck der Vergangenheit nach außen gekehrt. "Ich war wirklich da", schwört der Bielefelder Rapper: Da, wo andere in ihren Raptexten behaupten, gewesen zu sein.

Dann folgt der Zeitsprung von damals zu heute und von den Problemen zum Erfolg. Musikalisch wird dieser durch den Beat- und Flowwechsel symbolisiert, optisch aber auch im zugehörige Musikvideo verdeutlicht: Die auf Leinwände projizierte Diashow wird im One-Take-Clip beiseite geschoben und gibt den Blick auf das Bielefelder Stadion frei, wo Bengalos brennen und Scheine regnen. Casper äußerte über Jahre hinweg immer wieder den Wunsch, ein Konzert in ebendiesem Stadion zu spielen und erfüllt sich diesen Traum im kommenden Juni. Zuvor kommt mit "nur liebe, immer." am 24. November aber noch ein neues Album.

The Chemical Brothers - For That Beautiful Feeling

Über 30 Jahre sind The Chemical Brothers bereits im Geschäft. Als führende Vertreter des sogenannten Big Beats schrieben die Briten bereits in den 90er-Jahren Musikgeschichte und hievten das Genre gemeinsam mit anderen Vertretern wie The Prodigy und Fatboy Slim in den Mainstream. Seitdem schlugen die Beats des Elektro-Duos immer am Puls der Zeit und mit ihrem neusten, auffällig psychedelischen Werk "For That Beautiful Feeling" beweisen Tom Rowlands und Ed Simons, dass sie auch in ihren 50-ern noch mit frischen Ideen begeistern können. Der Titel der im hauseigenen Studio an der Südküste Englands entstandenen Platte passt wie die Faust aufs Auge: Trotz aller Abwechslung eint die Songs die Suche nach einem bestimmten Gefühl.

Schon immer ging es bei Dance-Music darum, einen Vibe zu kreieren, Atmosphäre zu schaffen. Dabei trifft das Elektro-Duo wie gewohnt die richtigen Töne, abgerundet durch die sparsam eingesetzten, ausdrucksstarken Vocals. Stellvertretend dafür darf die Single-Auskopplung "The Darkness That You Fear" stehen, die bereits im April 2021 - inmitten der Pandemie - veröffentlicht wurde. Der positive Sound samt Lyrics bedeutete für die Fans eine knapp vierminütige Befreiung aus dem Lockdown Blues, heute dürfen sie wieder gemeinsam auf den Shows der Brothers tanzen.

Auch ihr Gespür für die passenden Visuals haben sich die Brothers in ihrer langen Karriere bewahrt. Das von Michel Gondry inszenierte Musikvideo "Let Forever Be" galt bereits als bahnbrechend, weitere Clips wurden mit Preisen bedacht. Auch zur Single "Live Again", einem Feature mit Halo Maud, ist dem Duo wieder die perfekte audiovisuelle Melange gelungen - nicht zuletzt dank der unglaublichen Performance von Tänzerin Josipa Kukor.

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