Ärzte beurteilen Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) positiv

In Deutschland können Ärzte seit Oktober 2020 Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verschreiben.

In Deutschland können Ärzte seit Oktober 2020 Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verschreiben. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder kommentierte diese Möglichkeit, die der Deutsche Bundestag durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) für eine bessere Gesundheitsversorgung durch Digitalisierung und Innovation im Dezember 2019 beschlossen hatte, positiv: "Gesundheits-Apps auf Rezept können das bisherige medizinische Angebot in Deutschland gut ergänzen und bringen die dringend notwendige Digitalisierung des Gesundheitssystems einen großen Schritt voran. Die Gesundheits-Apps können ihnen nun niedrigschwellig und unter Wahrung des Datenschutzes dabei helfen, zum Beispiel Blutzuckerwerte zu dokumentieren, die Ernährung zu überwachen oder Maßnahmen gegen Migräne zu treffen", so Rohleder in einer Pressemitteilung.

Ob diese positiven Erwartungen von den DiGA tatsächlich erfüllt werden, haben inzwischen unterschiedliche Studien untersucht. Diese bescheinigen den digitalen Gesundheitshelfern überwiegend positive Effekte, sehen in einigen Bereichen aber noch großes Verbesserungspotenziale.

Was ist eine DiGA?

Die DiGA ist eine Gesundheits-Apps, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Sicherheit, Funktionstauglichkeit, Qualität, Datenschutz und Datensicherheit sowie einen positiven Versorgungseffekt geprüft und zertifiziert wurde. Sie muss dazu die in §139e Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes Buch (V) definierten Kriterien erfüllen und kann anschließend in das "Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen" aufgenommen werden.

Ärzte beurteilen Gesundheitsapps positiv

Laut der Studie "Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit" der Stiftung Gesundheit halten knapp drei Viertel (72,3 %) Gesundheits-Apps bei einem gezielten Einsatz für hilfreich. In den letzten Jahren ist die Akzeptanz der neuen Therapiemöglichkeit in der Ärzteschaft damit deutlich gestiegen. "Während sich vor sechs Jahren das Gros der Ärzte skeptisch bis kritisch zeigte, stimmen heute mehr als 70 Prozent von ihnen zu, dass gezielt eingesetzte Gesundheits-Apps hilfreich sein können", erklärt Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung.

Einsatz bei somatischen Anwendungen sinnvoll

Am sinnvollsten ist laut den Studienteilnehmern der Einsatz von Gesundheits-Apps bei somatischen Anwendungen, also bei Patienten mit körperlichen Leiden. Ein Großteil (80 %) der Ärzte ist der Ansicht, dass sich Gesundheitsapp etwa in Sport- und Ernährungsberatung, zur Dokumentation von Vitalparametern und als Tagebuchanwendungen etwa für Allergiker eignen. Bei psychischen Anwendungsgebieten wie Suchtkrankheiten oder Depressionen sehen die Ärzte die neue Therapiemöglichkeit hingegen überwiegend kritisch.

Mangelnde Testmöglichkeiten für Behandler

Negativ sind laut der Studie der Stiftung Gesundheit beim Einsatz von Gesundheits-Apps vor allem organisatorische Hürden. Laut den Ärzten fehlt bei vielen Anwendungen etwa Testmöglichkeiten für Behandler. "Es ist sehr zu begrüßen, dass Ärzte Gesundheits-Apps zunächst selbst kennenlernen und testen möchten, bevor sie sie Patienten empfehlen. Das zeugt von einem verantwortungsvollen Umgang der Ärzte mit diesem neuen Instrument", so Obermann.

Digitale Gesundheitsanwendungen. | Bildquelle: Mc Murryjulie via pixabay

Studie belegt höhere Lebensqualität durch Endo-App

Neben allgemeinen Studien zu Gesundheits-Apps wurden inzwischen auch unterschiedliche Gesundheits-Apps in detaillierten Studien untersucht. Dazu gehört etwa die Endo-App des Teams um Dr. med. Nadine Rohloff, die Frauen mit Endometriose helfen soll. Es handelt sich dabei um eine chronische Erkrankung, die während der Periode zu starken Schmerzen führen kann. Obwohl die teilweise starken Symptome zu einer deutlich verminderten Lebensqualität führen, stellen auch erfahrene Gynäkologen die Erstdiagnose oft erst nach mehreren Jahren.

"Digitale Lösungen können da helfen! Daher möchten wir mit endometriose.app und der Endo-App allen Frauen mit Endometriose verlässliche Informationen und individuelle Unterstützung in allen Lebenslagen und vor allem im Alltag bieten. Ohne Wartezeit. Ohne Fahrtweg", so Rohloff.

Dass die Gesundheits-App tatsächlich bei der Diagnose von Endometriose und der anschließenden Behandlung helfen kann, hat eine Beobachtungsstudie mit 106 Probandinnen bereits belegt. Laut den statistisch hochsignifikanten positiven Ergebnissen konnte die Endo-App die Lebensqualität der von Endometriose betroffenen Frauen deutlich verbessern. Verantwortlich dafür waren hauptsächlich Anleitungen zur Selbsthilfe und zum Selbstmanagement, die den Patienten dabei halfen, im Alltag besser mit ihren individuellen Symptomen umzugehen.

In den kommenden Monaten soll die Studie "Einfluss auf die Lebensqualität durch die Endo-App (ELEA)" unter Leitung von Dr. Sebastian Schäfer, dem Oberarzt der Gynäkologie des Universitätsklinikums Münster (UKM), mit einer größeren Probandinnengruppe erneut die Auswirkungen der Endo-App auf die Lebensqualität untersuchen.

Hohe Akzeptanz bei Patienten

Daten der Techniker Krankenkasse (TK) belegen, dass Gesundheits-Apps inzwischen auch von Patienten akzeptiert und geschätzt werden. Im Zeitraum von Oktober 2020 bis Dezember 2021 erhielten über 19.000 Versicherte der TK DiGA, also vom BfArM zertifizierte Gesundheits-Apps, auf Rezept. Die drei meistgenutzten DiGA waren Rückenschmerzen, Tinnitus und Migräne, hatten also eine somatischen Anwendung.

Patienten nutzen DiGA regelmäßig

Ein Großteil der Patienten (84 %) nutzt die verschriebene DiGA mindestens einmal wöchentlich. Lediglich wenige Patienten nutzen ihre DiGA nur einmal monatlich (10 %) oder gar nicht (6 %). Die Akzeptanz der Patienten für die noch neue Behandlungsmethode scheint demnach recht hoch zu sein.

DiGA helfen in vielen Fällen

Zudem berichten viele Patienten davon, dass die DiGA ihnen geholfen (43 %) hat, ihre Beschwerden zu lindern. Eine nicht zu vernachlässigende Gruppe (33 %) gab jedoch auch an, dass die DiGA bei ihrer Krankheit eher nicht geholfen hat. Obwohl die DiGA nur bei einem Teil der Patienten helfen konnte, möchten die meisten Versicherten der TK auch in Zukunft wieder eine Gesundheits-App auf Rezept nutzen (52 %) oder halten eine erneute Nutzung in der Zukunft für wahrscheinlich (34 %). Lediglich ein kleiner Anteil (11 %) lehnt die zukünftige Nutzung einer DiGA prinzipiell ab.

Zusammenfassend wird somit deutlich, dass Gesundheits-App inzwischen sowohl bei Ärzten als auch Patienten eine Akzeptanz erreichen konnten. Es ist demnach damit zu rechnen, dass ihr Einsatz in kommenden Jahren deutlich zunehmen wird und dass Ärzte und Wissenschaftler zahlreiche neue digitale Gesundheitshelfer entwickeln werden.

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