Der Chemnitzer FC hat den Klassenerhalt am Ende leider nicht geschafft. Beim 4:2-Heimsieg gegen den FC Hansa Rostock zeigten die Himmelblauen, was in ihnen steckt. Die himmelblauen Kickern - allen voran Philipp Hosiner - fanden zu spät jene Form, welche sie vor der Corona-Krise hatte. Punktgleich, dafür aber zwei Tore schlechter als der FSV Zwickau muss der CFC den bitteren Gang in die Regionalliga antreten. BLICK fasst das sportliche Geschehen der Spielzeit 2019/2020 noch einmal zusammen:
Bergners böse Bilanz (1. bis 6. Spieltag)
An den ersten beiden Spieltagen standen für das Team von David Bergner zwei Aufsteigerduelle auf der Agenda. Während gegen den SV Waldhof Mannheim im heimischen "Stadion - An der Gellertstraße" ein Eigentor für den ersten Punktgewinn der Saison sorgte, mussten die Himmelblauen bei Viktoria Köln eine 2:3-Niederlage einstecken. Die Aufholjagd durch die Treffer von Bozic und Bonga begann zu spät. Nach der 4:2-Heimpleite gegen Meppen und dem 1:3 beim Halleschen FC rutschte der CFC bereits am vierten Spieltag auf den vorletzten Tabellenplatz ab - und sollte auf diesem bis zum 13. Spieltag vorerst auch bleiben. Um die Defensive zu stärken, spielte Bergner ab dem fünften Spieltag mit einer Fünferkette, die bei ihrer Premiere zuhause ein torloses Remis gegen den 1. FC Magdeburg holte. Auch beim folgenden Auswärtsspiel bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München konnte erneut einfach gepunktet werden. Bohl und Tuma trafen beim 2:2, jedoch rückte das Ergebnis aufgrund von Geschehnissen während und nach dem Spiel in den Hintergrund.
Nazi-Eklat, "Feuchter Furz", doppelter Rücktritt und Sreto Ristic (7. bis 9. Spieltag)
Vereinzelte CFC-Anhänger hatten in München Thomas Sobotzik, damaliger Geschäftsführer der CFC Fußball GmbH, antisemitisch sowie den himmelblauen Stürmer Bonga rassistisch beleidigt, was dem CFC erneut einen Nazi-Skandal einbrachte, der deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte. Die persönlichen Anfeindungen, Beschimpfungen und Drohungen gegenüber Sobotzik setzten sich nach dem Vorfall fort. Er trat im September zurück und wurde auf eigenen Wunsch und mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Ihm schloss sich Bergner an, wodurch ebenso der Cheftrainerposten vakant war. Die sportliche Situation - Tabellenvorletzter mit mickrigen drei Punkten aus sieben Spielen - spielte nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings hatte diese Geschichte einen Haken: Da sowohl Sobotzik als auch Bergner offiziell nur um ihre Freistellung baten, standen sie weiterhin auf der Gehaltsliste des krisengeschüttelten Drittligisten und beanspruchten einen beachtlichen Teil des Saisonetats. Das letzte Spiel von David Bergner an der Seitenlinie des CFC war das 0:1 gegen den TSV 1860 München. Nach dem Spiel wurde Fußballlehrer zu den kritischen Rufen der Fans befragt. Er antworte arrogant und trocken: "Das interessiert mich einen feuchten Furz!"
Die sportliche Leitung übernahm - zumindest für das Auswärtsspiel in Unterhaching sowie das Heimspiel gegen den FC Carl-Zeiss Jena - Co-Trainer Sreto Ristic, der von Christian Tiffert und Torwart-Trainer Marcel Höttecke assistiert wurde. Als Abschiedsgeschenk hatte Sobotzik noch die beiden Offensivspieler Hosiner und Awuku verpflichtet - und die zwei sorgten mit ihren Treffern am neunten Spieltag für das 3:2 gegen Jena und damit den ersten Saisonsieg. Eine Woche zuvor hatte es bei den spielstarken Hachingern eine bittere 1:2-Niederlage gegeben.
Neue Hoffnung mit neuem Trainer (10. bis 16. Spieltag)
Patrick Glöckner - der die Spiele gegen Unterhaching und Jena live im Stadion verfolgte - wurde auf Initiative von Michael Ballack der neue Trainer des Chemnitzer FC. Sein ambitioniertes Ziel lautete vom ersten Tag an: Den CFC zum Klassenerhalt in der 3. Liga führen. Wie schwer das werden wird, zeigte sich gleich bei seinem Premierenspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach, welches mit 0:2 verloren ging. Beim ersten Heimspiel gelang ein verdienter 3:1-Sieg gegen favorisierte Duisburger; unter den Torschützen war Tallig, der unter Glöckner regelrecht aufblühen sollte. In Ingolstadt traf Tallig erneut - und das mit einem Traumtor zum punktbringenden 1:1. Durch den 3:1-Heimsieg gegen 1. FC Kaiserslautern konnte der CFC erstmals wieder die Abstiegszone verlassen, allerdings rutschte er - nachdem beim SC Preußen Münster eine dreifache Führung nicht ins Ziel gebracht werden konnte - wieder unter den Strich. Es folgten eine Nullnummer zuhause gegen die Würzburger Kickers sowie eine bittere 1:2-Niederlage bei Eintracht Braunschweig, die innerhalb von weniger als 60 Sekunden das Spiel drehten.
CFC spielt guten Fußball und sammelt fleißig Punkte (17. bis 20. Spieltag)
Die Glöckner-Verpflichtung entwickelte sich zu einem echten Glücksfall, so schaffte er es, das Potential, welches in der Mannschaft steckt, mehr und mehr abzurufen. Die erzielten Resultate bestätigten diesen Aufwärtstrend. Es folgten zwei Heimspiele hintereinander: Gegen den KFC Uerdingen rettete ein Garcia-Kopfball kurz vor Schluss beim 1:1 immerhin einen Punkt, und auch gegen den sächsischen Konkurrent aus Zwickau setzte es nur ein Unentschieden. Diesmal hieß es 2:2. Die Hinrunde endete beim heimstarken FC Hansa Rostock - und das mit einem unerwarteten Paukenschlag. Im Ostsee-Stadion gewannen die Glöckner-Schützlinge nach Rückstand mit 2:1. Die Tore zum ersten Auswärtssieg der Saison erzielten Hosiner und Tallig. Das Fußballjahr für den CFC endete mit dem Rückrundenauftakt in Mannheim - und das äußert torreich, nur leider mit dem besseren Ende für den SV Waldhof, der durch ein Traumtor in der Schlussphase letztlich siegte. Mit 20 Punkten und einem Torverhältnis von 31:36 Toren gingen die Himmelblauen als 17. und damit auf einem Abstiegsplatz in die Winterpause.
Auf dem Weg zum Klassenerhalt (21. bis 27. Spieltag)
Mit einem Sieg gegen Viktoria Köln hätte der CFC nach der Winterpause direkt aus der Abstiegszone springen können, jedoch kam er nicht über ein 2:2 hinaus. Nach dem Last-Minute-Sieg in Meppen durch Hosiner sowie dem souveränen 3:0-Heimerfolg gegen schwache Hallenser stand der CFC auf dem 16. und damit auf einem Nichtabstiegsplatz. Die positive Entwicklung nach der Winterpause setzte sich auch in den nächsten Spielen fort: Die Heimspiele gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München sowie die Spielvereinigung Unterhaching gewann der CFC jeweils mit 1:0; in Magdeburg wurde ein weiterer Auswärtspunkt geholt. Beim TSV 1860 München setzte es - wie schon in Mannheim - eine unnötige 3:4-Niederlage. Doch dann erreichte das Corona-Virus den Fußball und die 3. Liga, die daraufhin unterbrochen wurde. Der Chemnitzer FC, der zu diesem Zeitpunkt sehr stark in Form und folglich auf dem besten Weg war, den Klassenerhalt zu schaffen, ging als Tabellendreizehnter mit 34 Punkten und einem Torverhältnis von 44:44 Toren in die Corona-Pause.
Himmelblaue laufen Form hinterher (28. bis 36. Spieltag)
Drei Monaten später rollte der Ball wieder, allerdings ohne Zuschauer. Die Saison wurde mit Geisterspielen fortgesetzt. Der Spielplan meinte es zunächst gut mit den himmelblauen Kickern, denn als erstes sollte es gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht aus Jena gehen, anschließend gastierte der Tabellenvorletzte, die SG Sonnenhof Großaspach, im "Stadion - An der Gellertstraße". Konnte das erste Geisterspiel der Vereinsgeschichte durch einen Sonntagsschuss von Tallig mit 1:0 gewonnen werden, ging das Duell mit Großaspach nach einem blutleerer Auftritt mit 0:1 verloren. Beim 1:2 in Dusiburg und dem 0:1 zuhause gegen Ingolstadt leiteten eklatante Fehler die Gegentreffer ein. Die Leichtigkeit des Seins war verschwunden, was sich besonders an der Person Hosiner festmachen lässt: Vor der Corona-Pause steuerte der Österreicher in 19 Spielen 16 Tore sowie sechs Vorlagen bei. Nach dem Re-Start dauerte es bis zum letzten Spieltag, ehe der Top-Torjäger wieder traf. Zuvor hatte er einen Elfmeter bei der 0:2-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern nicht im Tor unterbringen können. Statt in Führung zu gehen, landete der CFC nach dieser neuerlichen Niederlage wieder auf einem Abstiegsrang. Die fünfte Pleite in Folge konnte mit einem 1:0 gegen Preußen Münster abgewendet werden, wenngleich dafür ein Eigentor in der Schlussminute notwendig gewesen ist. Nun waren die Glöckner-Schützlinge auf einmal wieder über dem Strich. Gegen den Aufstiegsaspiranten aus Würzburg wurde nicht nur 0:3 verloren, sondern es flogen weiterhin Maloney und Coach Glöckner mit der Ampelkarte vom Platz. Gegen Braunschweig, einen weiteren Aufstiegsaspiranten, zeigten die Himmelblauen ihre beste Saisonleistung. Am Ende hieß es 1:2, weil ein gutes Dutzend an Chancen fahrlässig vergeben wurden. In Düsseldorf rettete Bozic kurz vor Schluss einen Punkt gegen den KFC Uerdingen.
Über Sein oder Nicht-Sein entscheiden Ostduelle (37. und 38. Spieltag)
Am 37. Spieltag stand das Sachsenderby auf der Agenda: Zwischen dem CFC und dem FSV steht ein Punkt und ein Platz. Die Himmelblauen stehen auf dem letzten Nichtabstiegs- und die Rot-Weißen auf den ersten Abstiegsplatz. Mehr Spannung, mehr Brisanz, mehr Druck geht nicht. Der FSV Zwickau gewann den Abstiegskrimi mit 2:1. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Itter reichte nicht aus. Die Konstellation zum Saisonfinale war damit besiegelt: Der CFC muss das Spiel gegen den FC Hansa Rostock gewinnen und auf Mannheimer Schützenhilfe hoffen. Die Himmelblauen schlugen nach einer furiosen zweiten Halbzeit den FC Hansa Rostock mit 4:2 und zeigten ihre Stärken. Hosiner verwandelt einen Strafstoß kompromisslos, Reddemann köpft nach einem Freistoß ein, Hosiner schiebt nach einer Ecke den Ball über die Linie, final schließt Hosiner noch einen Konter ab. Der erste Dreierpack des Österreichers reicht am Ende nicht. Um die Klasse zu halten, hätte der CFC aufgrund des torlosen Remis des FSV Zwickau bei Waldhof Mannheim noch zwei weitere Tore erzielen müssen.