Seit Monaten leiden Pendler auf der Bahnstrecke zwischen Chemnitz und Leipzig unter erheblichen Problemen. Nun zieht der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) die Notbremse: Sollte das vertraglich gebundene Eisenbahnverkehrsunternehmen Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) der Transdev-Gruppe nicht sofort einen stabilen Expressbus-Zusatzverkehr im 30-Minuten-Takt einrichten, will der VMS diesen selbst auf die Beine stellen.
Zugausfälle, kaputte Loks, schlechte Informationen
Der tägliche Pendelverkehr auf der Regionalexpresslinie RE 6 ist seit Wochen geprägt von Verspätungen, Fahrzeugausfällen, mangelnder Fahrgastinformation und akuter Platznot. Ursache dafür sind unter anderem gesperrte Doppelstockwagen: Seit März dürfen auf Anordnung des Eisenbahnbundesamts einzelne Waggons wegen Dieselgerüchen nicht mehr genutzt werden. Die Folge: Statt der vertraglich festgelegten 300 Sitzplätze pro Fahrt stehen derzeit nur 223 zur Verfügung.
Ultimatum gesetzt
"Seit Ende März fährt Transdev mit verminderter Kapazität", kritisiert ZVMS-Geschäftsführer Mathias Korda. Trotz mehrfacher Aufforderungen, gesetzter Fristen und verhängter Strafzahlungen habe sich die Lage nicht verbessert. Korda stellt nun klar: Die MRB muss ab sofort eine ergänzende Expressbuslinie zwischen Chemnitz und Leipzig anbieten - im stabilen 30-Minuten-Takt, den ganzen Tag über. Andernfalls organisiert der ZVMS den Busverkehr kurzfristig selbst.
Problem mit Ansage
Die Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig gilt als infrastrukturell schwierig: Sie ist eingleisig, nicht elektrifiziert und störanfällig. Moderne Elektrotriebwagen können hier nicht fahren. Seit Dezember 2024 sollten moderne Akkuzüge von Alstom eingesetzt werden - doch der Hersteller liefert bisher nicht. Ersatzweise verkehren gebrauchte Dieseltriebwagen und Doppelstockwagen - jedoch mit Startschwierigkeiten und technischen Mängeln.
"Nicht länger zumutbar"
Laut Verkehrsvertrag mit der MRB ist eine Sitzplatzkapazität von 300 Plätzen pro Zug verbindlich. Bei Lieferengpässen für neue Züge muss ein mit den Verkehrsverbünden abgestimmtes Ersatzkonzept greifen - auch mit Bussen. Genau darauf pocht der VMS jetzt. "Wir können den Fahrgästen die Zustände auf RE 6 nicht länger zumuten", sagt Korda. Der Nahverkehr auf der Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig soll wieder zuverlässig und kundenfreundlich werden - notfalls auch auf der Straße.