Chemnitzer Begehungen: Was Leerzeit mit uns macht

Festival Festival lockt ab Donnerstag in alten Güterbahnhof Altendorf

1903 wurde er in Betrieb genommen, 100 Jahre später stillgelegt und ab Donnerstag wird ihm für ein paar Tage buntes Kulturleben eingehaucht: Der alte Güterbahnhof in Altendorf öffnet bis Sonntag seine Tore für die Chemnitzer Begehungen 2021. Das Motto des diesjährigen Kunstfestivals lautet Leerzeit. "Wir alle kennen sie, sie hat in der Coronazeit etwas mit uns gemacht. Die Künstler wollen dazu ihre Geschichten erzählen", macht Sarah Hofmann vom Begehungen-Team neugierig.

So viele Bewerbungen von Künstlern wie noch nie 

In diesem Jahr wollten so viele Künstler wie nie zuvor an dem Festival teilnehmen - 538 Bewerbungen gingen ein, 20 davon wurden ausgewählt. Zu ihnen gehört Paula Carralero Bierzynska. Sie will den Besuchern mit Hinter-Glas-Malereien zeigen was es bedeutet, die Welt nur über Handydisplays wahrzunehmen. In der und rund um die Bahnhofshalle Altendorf wird in diesen Tagen noch eifrig gewerkelt - Künstler aus aller Welt sind in Aktion, malen, sprühen, bauen, vernetzen sich. Unter ihnen ist Viktor Dallmann. Der 24-Jährige gehört zu den Residenzkünstlern der diesjährigen Chemnitzer Begehungen und ist gerade dabei, eine Klangkulisse im Außengelände zu schaffen. Der Leipziger hat ein altes Schild mit der Aufschrift "Jugend und Sozialismus sind eins!" gefunden und will dieses Zeitzeugnis durch atmosphärische Laute in die Jetzt-Zeit holen. Er hat ein Podest gebaut mit einem Loch in der Mitte für einen Lautsprecher. Auf diesen kommt ein Lautsprache-Schild der Aufschrift, so dass die Besucher, die daran vorbeigehen, den Ruf "Jugend und Sozialismus sind eins!" in besonderen Zischlauten hören können.

Motto "Leerzeit" betrifft jeden

Malereien, Installationen, Licht- und Soundobjekte sollen die Besucher bis Sonntag zu den Chemnitzer Begehungen locken. Das Motto in diesem Jahr heißt Leerzeit. Die betrifft jeden, geht also alle an. Daher wollen die Begehungen mit einem partizipativen Projekt auch die Besucher sowie alle Interessierten ansprechen, ihre eigenen Gedanken, Erfahrungen und Ideen zu teilen. Das Team stellt auf Plakaten im öffentlichen Raum und auf dem Festivalgelände die Frage: Was hat die Leerzeit mit dir gemacht? Die Antwort kann direkt auf das Plakat geschrieben oder als Text oder Bild an mitmachen@begehungen-chemnitz.de gesendet werden. Wichtig war dem Team auch in diesem Jahr das Thema Inklusion. Ein Acht-Punkte-Plan soll Barrieren abbauen und allen Menschen die Teilhabe am Festival ermöglichen. Dazu gehören unter anderem Tastmodelle von ausgewählten Kunstwerken, kontrastreiche Beschilderung und Markierungen auf dem Boden zur besseren Orientierung im Raum, eine Übersetzung der Ausstellungseröffnung in deutsche Gebärdensprache und drei Rampen, mit einer Gesamtlänge von 30 Metern. "In diesem Jahr kann die gesamte Ausstellung selbstständig besucht werden", sagt Jeremias Kempt vom Begehungen-Team. Das Festival wird am 12. August um 16 Uhr eröffnet. Das komplette Programm steht online unter www.begehungen-chemnitz.de.

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