"Noch einmal Student sein!" Dieser Gedanke ging dem Verfasser dieser Zeilen beim Rundgang durch die neue Uni-Zentralbibliothek öfter durch den Kopf. Nun ist Mitte 30 nicht unbedingt das beste Alter, um das Campusleben ein weiteres Mal auszukosten. Die gute Nachricht: "Das Herz der Universität ist offen für alle Chemnitzer. Und es soll vor allem ein Ort des sozialen Miteinanders sein", betonte Direktorin Angela Malz, die am Dienstag Landespolitiker, Uni-Mitarbeiter und Pressevertreter durch das umgebaute Industriegebäude an der Straße der Nationen führte. 2011 kaufte der Freistaat das Haus für einen symbolischen Euro der Stadt ab. 2014 begannen die Umbauarbeiten, die unter anderem durch Statikprobleme verzögert wurden. Um den Boden zu entlasten wurden zum Beispiel 6.500 Tonnen Bauschutt per Hand aus dem Gebäude geschafft.
53 Millionen Euro Baukosten
Mitte des 19. Jahrhunderts als größte Spinnerei Sachsens erbaut, diente das Gebäude bis heute auch als Bürohaus, Puppentheater, Kaufhaus, Stadtbibliothek oder zuletzt als Galerie. Im Zuge der Brühl-Belebung kam die Idee zur Nutzung als Uni-Bibliothek. Für den Umbau wurden in den vergangenen sechs Jahren rund 250 Verträge mit Baufirmen geschlossen, weitere 150 mit Ingenieuren und Gutachtern. Rund 53 Millionen Euro kostete das Vorhaben. "Jetzt sind wir mitten im Umzug", freut sich Direktorin Angela Malz. "Insgesamt müssen 38 Kilometer Bibliotheks- und Archivgut den Standort wechseln - das sind mehr als 1,2 Millionen Bücher, Zeitschriften und Akten, die aus den beiden Campusbibliotheken, der Zentralbibliothek und dem Universitätsarchiv kommen."
Am 1. Oktober, pünktlich zum Wintersemester, soll die neue Zentralbibliothek eröffnen. Den Nutzern stehen dann unter anderem ein Lesesaal über drei Etagen mit einem Dach aus Glas sowie modernste Lese-, Lern- und Gruppenarbeitsplätze zur Verfügung.