Der Tod von Jens Oppermann, dem langjährigen CFC-Mitstreiter hatte schnell die Runde gemacht. Unzählige Einträge in den sozialen Netzwerken zeigten Fotos von "Jo", der fast immer strahlte, wenn es um seinen geliebten Club ging. Der 63-Jährige war am Samstag nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Der Fußball-Regionalligist hatte in einem umfassenden Nachruf dem einstigen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter bewegende Worte gewidmet.
Als Kleinkind die Meisterschaft erlebt
Jens Oppermann berichtete gern von seinen ersten Erlebnissen bei seinem "Club". Der Papa nahm ihm bereits als kleines Kind mit auf die "Fischerwiese". Hier konnte der quirlige "Minifan" seinen Fußballidolen zujubeln und auch die erste und einzige Meisterschaft des FC Karl-Marx-Stadt 1967 live erleben. Aus dem kleinen Fan wurde ein freiheitsliebender Mensch, der trotz der Liebe zum Verein einen Fluchtversuch über Bratislava wagte. Das scheiterte - harte Jahre im DDR-Gefängnis und die folgende Abschiebung prägten seine Erinnerungen. 21 Jahre verbrachte er schließlich in Stuttgart, bevor er 2007 nach Chemnitz zurückkehrte.
Und so ging es auch wieder ins Stadion an der Gellertstraße, was wieder zum geliebten "Wohnzimmer" für ihn wurde. Er startete sein Comeback in der Südkurve, war später Mitglied im Fanclub "Vereinte Kraft". Doch die Leidenschaft für die Himmelblauen reichte weit darüber hinaus. Auch der tiefe Fall des CFC bis hinunter in die Oberliga tat dem keinen Abbruch. "Bei einem der Stammtische habe ich einfach rumgefragt, ob und wann es etwas zu tun gäbe", erinnerte er sich immer gern an sein erstes "Bewerbungsgespräch". Und schon war er mittendrin statt nur dabei.
Ein kleiner "Held" für die blinden Fans
Seine ehrenamtliche Tätigkeit startete während der bisher einzigartigen Promotionstour des CFC durch die Einkaufsmeilen der Stadt. Der CFC hatte sich zurück in die Regionalliga gekämpft und liebäugelte mit dem erneuten Aufstieg. In der bewegenden Saison 2010/2011 glückte dies und Jens Oppermann half mit, Aufstiegsschals, Fanartikel und natürlich Tickets zu verkaufen. Wenig später suchte auch noch das Team vom Fanradio "Gellertwelle" Verstärkung. "Jo", der gern und viel plapperte, meldete sich und wurde mit offenen Armen empfangen. "Das war neu für mich, aber ich habe mich reingefuchst. Oft waren die Hörer auch Zeugen meiner emotionalen Ausbrüche bei Toren oder dürftigen Schiri-Entscheidungen. Dann hat oft das Mikro wegen Übersteuerung gepiept", berichtete er einst in einem Interview. Im neuen Stadion gab es dank der Förderung vom DFB und der Investition durch die Stadt Chemnitz eine so genannte Audiodeskriptionsanlage, die ermöglicht, dass Blinde und Sehbehinderte mittels Kopfhörer das Spiel live kommentiert bekommen. Fortan war Jens Oppermann Spielbeschreiber für das Blindenradio und für die überglücklichen Fans ein kleiner "Held".
Herzensprojekt "CFC-Stammtisch" - vom Mitstreiter zum Chef
Jahrelang engagierte er sich auch beim beliebten CFC-Stammtisch und wurde Mitglied des Organisationsteams um Axel Salzmann und später Karin Kräher. Im März 2013, ausgerechnet als Trainerlegende Hans Meyer gastierte, übernahm er schließlich die Leitung der beliebten Veranstaltung. Mittlerweile war er nicht nur einer der vielen ehrenamtlichen Akteure, sondern hauptamtlicher Mitarbeiter des CFC-Fanshops. Jens Oppermann zählte mit seiner Energie und Ausdauer zu einer festen Stütze des Vereines. Gern denken die Fans an die Besuche auf dem Weihnachtsmarkt zurück, als er und alle fleißigen Verkäufer in der "CFC-Hütte" himmelblaue Herzen höherschlagen ließen.
Im Jahr 2021 bekam er eine niederschmetternde Diagnose und musste schweren Herzens seine himmelblauen Aktivitäten einstellen. "Ich komme wieder ", hatte er damals voller Hoffnung auf sein zweites Comeback bei seinem CFC voller Optimismus gesagt. Der 300. Ausgabe seines geliebten Stammtisches im Stadion an der Gellertstraße im letzten Jahr hatte er entgegengefiebert und sogar ein Grußwort beigesteuert. Eine Teilnahme war ihm leider nicht möglich. Seit 2022 wird der Stammtisch vom Förderverein für Jugend, Soziales und Sport fortgeführt.
Der CFC gedenkt in einem Nachruf
Im August 2024 luden ihn die Verantwortlichen des CFC in die Stadion-Loge ein. Er gab für die CFC-Homepage ein letztes großes Interview, welches wie ein Abschied wirkte. Jens Oppermann konnte zudem noch einmal seinem Club zusammen mit seiner geliebten Frau Elke die Daumen drücken. "Die gesamte himmelblaue Fußballfamilie des Chemnitzer FC trauert um einen großartigen Menschen, der sich als Fan, Ehrenamtler und Mitarbeiter größte Sympathien erarbeitet hat", schrieb der Verein im großen Nachruf auf seiner Homepage: www.chemnitzerfc.de.