Entspannt schlafen - auch bei Hitze

Die richtige Bettenpflege ist besonders im Sommer wichtig für eine erholsame Nachtruhe

Wie man sich bettet, so schläft man. Diese Lebensweisheit ist schon in der ältesten niederdeutschen Sprichwörtersammlung von Tunnicius aus dem Jahr 1515 nachzulesen. Im Wortsinne bezieht sich der Spruch auf die Wahl des Nachtlagers. Ist es von minderer Qualität, erwacht man am Morgen schlecht erholt. Im übertragenen Sinn lässt sich das Sprichwort auf fast alle Bereiche des Lebens anwenden. Jedes Handeln und jede Entscheidung zieht Konsequenzen nach sich. Und so kommt es - um bei der Nachtruhe zu bleiben - neben hochwertigen Betten, Matratzen und Decken auch auf deren Pflege an.

Im Schnitt verbringt der Mensch täglich sieben Stunden im Bett. In einer heißen Sommernacht verliert der Körper dabei circa einen Liter Schweiß - bei normalen Temperaturen ist es ein halber Liter pro Nacht. Nach dem Aufstehen sofort das Bett machen? Auf gar keinen Fall. Denn nach einer verschwitzten Nacht sind Matratze, Laken und Bettzeug noch feuchtwarm und bieten ideale Vermehrungsmöglichkeiten für Hausstaubmilben, die nicht nur Allergikern das Leben schwer machen können. Sie sind oft verantwortlich für gerötete Augen, Niesen, Asthma, Husten, Halsschmerzen, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen. Damit der Schweiß ausreichend trocknen kann, ist das morgendliche Durchschütteln und Lüften des Bettzeugs unerlässlich - idealerweise für mindestens zehn Minuten gut ausgebreitet bei geöffnetem Fenster. Darüber hinaus sollte regelmäßig die Matratze hochkant gestellt werden, um auch dort die Milben zu reduzieren.

Matratze mit Natron und Teebaumöl desinfizieren

Matratzen sollten zudem hin und wieder abgesaugt oder abgebürstet werden. Für eine gründliche Reinigung ist Natron - bekannt als ein Bestandteil des Backpulvers - zu empfehlen. Dazu vermischt man 250 Gramm Natron mit fünf Tropfen Teebaumöl. Diese Mischung wird mithilfe eines Siebs auf einer Seite der Matratze verteilt. Nach einer Stunde kann alles wieder abgesaugt und die Prozedur auf der anderen Seite wiederholt werden. Natron hilft, Feuchtigkeit zu entfernen, Gerüche zu neutralisieren und verschiedenste Arten von Schmutz, Bakterien und Milben zu beseitigen. Das ätherische Teebaumöl wirkt als natürliches Desinfektionsmittel.

Bildquelle: congerdesign via pixabay

Bei frischen Urin- und Blutflecken helfen Zitronensaft oder Essig. Der Fleck wird damit beträufelt, nach 20 Minuten Einwirkzeit kann man ihn ausbürsten. Blutflecken lassen sich ebenso mit einem Gemisch aus Salz und Zitronensaft beziehungsweise Backpulver und Wasser reinigen. Die selbst angerührte Paste muss dafür gründlich auf dem Fleck verteilt werden und für eine halbe Stunde einziehen. Danach lässt sich das Ganze mit Küchenpapier abnehmen. Hiernach empfiehlt es sich, die Stelle mit kaltem Wasser einzusprühen und die Feuchtigkeit mit Küchenpapier wieder aufzusaugen. Matratzen können mit handelsüblichen Schonern vor Verschmutzungen geschützt werden. Das ist bei den in den vergangenen Jahren immer beliebter gewordenen Boxspringbetten nicht nötig, denn sie verfügen über einen sogenannten Topper. Dies ist eine wenige Zentimeter dicke Komfortauflage, die nicht nur verhindert, dass der Schweiß in die Matratze eindringen kann, sondern auch den Schlafkomfort in jeder Liegeposition erhöht. Sie besteht aus Schafschurwolle, Rosshaar, Kaltschaum, viskose-elastischem Material oder Latex. Es gibt auch Modelle mit kleinen Federkernen. Ein durchgehender Topper schafft zudem beim Doppelbett eine gemeinsame Liegefläche. Die Matte hat in der Regel einen für die Wäsche geeigneten abnehmbaren Bezug.

Betten mit Borax und Schwefelblüte reinigen

Die Bettbezüge sollten etwa alle zwei Wochen gewaschen werden. Bei dieser Gelegenheit befreit man die Daunen- und Steppdecken mit einer weichen Bürste von Staub. Das sorgt dafür, dass die restlichen Milben entfernt werden. Wolldecken können ausgeklopft und mit mildem Waschmittel gereinigt werden. Daunendecken hingegen sollte man aufgrund ihrer sensiblen Füllung nicht klopfen. Wer Daunendecken und Matratzen im Freien lüften möchte, muss sie mit einem dünnen Tuch vor zu praller Sonne schützen, da Federn und Füllmaterial sonst brüchig werden. Bei feuchter Witterung hat das Lüften ausschließlich im Haus zu erfolgen. Wem das alles sehr umständlich erscheint, der sollte einen Blick in die Historie werfen - zu Zeiten als Bettfedernreinigung und waschbare Daunendecken noch in ferner Zukunft lagen.

So schrieb die Berliner Schriftstellerin Sophie Maier-Streib 1895 eine "Praktische Anleitung für den Hausgebrauch - Bettfedern zu waschen, entfetten, bleichen, desinfizieren und geruchlos zu machen". Darin ist zu lesen, dass das allgemein übliche Lüften und Sonnen der Betten keinesfalls genüge. Dieselben müssten vielmehr ab und an von Grund auf instandgesetzt werden. Maier-Streib rät dazu, "die kostbaren Daunen von Schwan, Gans oder Fettente" samt Inlett in einem speziellen "Gazesack" mit "einem Seifenschaum aus 200 Gramm venezianischer Seife (aus der Apotheke zu beziehen) und vier Liter weichem Wasser, dem ein Teelöffel voll gestoßener Borax aufgelöst zugegeben wird", einzuweichen. "Mit spielender Hand nehme man dann den Sack in einen zweiten Seifenschaum (lauwarm)... und verfahre damit in gleich schonender Weise wie zuvor." Nach dem Spülen und "Abrinnen" in einem Korb werden die Daunen behutsam aus ihrer Umhüllung genommen und "in guter Zugluft" angetrocknet. Anschließend sind sie zwei Stunden zu schwefeln. Hierzu legt man zwei Stangen auf zwei Stühle und stellt den Korb mit den Daunen quer auf die Stangen, gibt einen feuerfesten Topf darunter und füllt diesen mit Schwefelblüte und kleinen, glühenden Kohlen. Dabei muss der Korb mit nassen Tüchern abgedeckt sein, "und zwar so, dass die Enden bis auf den Boden reichen und somit Federn samt Schwefelgefäß einhüllen". Danach muss alles ausgebreitet und an der Luft bei häufigem Wenden getrocknet und danach zurück ins Inlett gefüllt werden. Ein ziemliches Prozedere für heutige Verhältnisse. Aber dafür waren Betten damals auch eine Anschaffung fürs ganze Leben.

C. Fiedler

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