Freiheit auf zwei Beinen: Chemnitzer auf dem Weg zu Fuß nach Athen

Abenteuer Abenteuer mit 10 Euro am Tag: Warum Johannes aus Chemnitz losläuft - und was er wirklich sucht

Chemnitz. 

Manchmal sind es die dunklen Winter, die das Licht in uns neu entfachen. Für Johannes Riethausen aus Chemnitz war dieser Winter ein besonders schwerer, der ihn zum Umdenken brachte. Eine Doku über einen Mann, der mit einem Einrad die Welt umrundete, wurde zum Weckruf. Plötzlich war sie wieder da - die alte Idee, zu Fuß loszugehen. Dieses Mal: bis nach Athen. Und dieses Mal: jetzt.

Freiheit auf zwei Beinen

Der Gedanke, eine weite Strecke zu Fuß zurückzulegen, kam Johannes zum ersten Mal auf dem portugiesischen Jakobsweg - von Porto bis ans Kap Finisterre. Danach geriet er wieder in den Hintergrund, aber ganz verschwunden war er nie. Wenn Johannes losläuft, lässt er mehr hinter sich als nur die Haustür. Er lässt Alltagslärm, Konsumdruck und Rastlosigkeit zurück. Mit jedem Schritt wird er leichter.

"Ich trage alles bei mir, was ich in diesem Moment besitze. Das gibt mir ein unglaubliches Gefühl von Freiheit", sagt er.

Die Welt offenbart sich ihm in kleinen Wundern - einem leuchtenden Sonnenaufgang, einem stillen Weg durch den Wald, einem unerwarteten Lächeln. Wie damals auf dem portugiesischen Jakobsweg - oder hier auf dem Foto, bei seiner Rucksackwoche durch die stille Weite Schwedens.

10 Euro am Tag - zwischen Verzicht und Reichtum

Mit nur 10 Euro pro Tag zu reisen klingt für viele nach Entbehrung. Für den 32-Jährigen ist es eine Schule der Essenz. Keine Gummibärchen, keine Extras - aber eine Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt.

"Ich merke, wie wenig man braucht, um gut zu leben."

Und doch ist es nicht immer leicht. Die Umstellung von Konsum auf Reduktion fordert ihn heraus - körperlich und mental.

Rucksack packen mit Prioritäten

Das erste, was in den Rucksack wandert? Ein guter Schlafsack. Wärme ist essenziell. Und das Erste, was wieder rausfliegt? Alles, was keinen Zweck erfüllt.

"Wenn ich es nach vier Wochen nicht gebraucht habe, brauche ich es wahrscheinlich gar nicht."

Zwischen schmerzhaften Schritten und magischen Momenten

Reisen ist kein Spaziergang. Johannes kennt die schmerzhaften Seiten: Blasen, Kälte, Großstadthektik nach Tagen der Stille. Aber dann sind da auch diese anderen Augenblicke - die, die bleiben. Wie der Moment am Kap Finisterre, allein am Strand, als die Sonne über dem Meer unterging.

"Das war einer der bewegendsten Momente meines Lebens."

Begegnungen, die verändern

Für Johannes ist das Unterwegssein auch eine Reise zu den Menschen. Fremde, die zu Freunden werden. Geschichten, die Horizonte öffnen. Angst? Hat er keine.

"Die Menschen sind nirgendwo auf der Welt von Grund auf böse. Wer offen ist, bekommt Offenheit zurück."

Perfektion im Unperfekten

Den perfekten Reisetag gibt es für ihn nicht - und das ist gut so. Es geht ums Unerwartete, um die kleinen Wunder, die sich nicht planen lassen.

"Solange mein Körper und meine Ausrüstung einigermaßen funktionieren, ist der Tag schon mal super."

Für den guten Zweck unterwegs

Johannes' Reise ist mehr als eine persönliche Herausforderung. Er sammelt unterwegs Spenden für den Mission Erde e.V., der sich unter anderem für Umwelt- und Wildtierschutz einsetzt. So wird jeder Kilometer nicht nur ein Schritt zu sich selbst, sondern auch ein Beitrag für eine bessere Welt. 

Chemnitz trifft Nova Gorica - Kulturhauptstadt im Herzen

Kulturhauptstadt zu sein, ist mehr als ein Titel. Für Johannes ist es ein europäischer Dialog. Die Eröffnungsfeier in Chemnitz hat ihn begeistert - und die Neugier geweckt: Wie lebt Nova Gorica, die zweite Kulturhauptstadt Europas, diesen Titel? Auf seinem Weg nach Athen möchte er dort Halt machen, die Stadt erleben - und vielleicht ein kleines Souvenir aus Chemnitz übergeben. Ein symbolischer Schritt, um die Verbindung zwischen den Städten zu stärken.

Ein Ziel jenseits von Athen

Athen ist das geografische Ziel - aber das emotionale liegt tiefer. Johannes will wachsen. Hoffnung finden. Krisen aushalten lernen. Vertrauen stärken - in sich, in andere, in die Welt.

"Allein der Gedanke an die Reise gibt mir Kraft", sagt er.

Was bleibt, wenn Johannes ankommt?

Vielleicht das: Dass einer losgegangen ist, mit wenig Geld, aber offenem Herzen - und gezeigt hat, wie viel Gutes möglich ist, wenn man den Menschen vertraut.

Reise von Johannes verfolgen

Mehr zur Reise auf Instagram: Johannes dokumentiert seine Tour auf @strohhutjohannes - mit täglichen Fotos, Videos und Geschichten von unterwegs. Start ist am 13. April, einen dreitägigen Testlauf hatte er bereits am 1. April gemacht.



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