Am authentischen Ort wird fortan in Chemnitz an den Expressionisten und "Brücke"-Mitbegründer Karl Schmidt-Rottluff erinnert. Dazu wird am Sonntag, dem 140. Geburtstag des Künstlers, die historische Mühle wiedereröffnet, die einst sein Vater betrieb. Rund 700.000 Euro hat der Förderverein nach eigenen Angaben mit Hilfe von Fördermitteln und Spenden in den Bau investiert.
Dabei wurde nicht nur das Gebäude, sondern auch die historische Mühlentechnik auf Vordermann gebracht. Es soll künftig als Veranstaltungs- und Begegnungsstätte dienen, etwa für Vorträge, Führungen, Lesungen und Ausstellungen. In einer Mühlengalerie sind zudem Ausstellungen von Künstlern der Region geplant.
Ziel sei es, Schmidt-Rottluff (1884-1976) wieder stärker in Chemnitz zu verankern, sagte Vereinschefin Brigitte Pfüller. Sein ursprüngliches Geburtshaus war ihren Angaben nach durch einen Brand zerstört worden, sodass sein Vater 1892/93 die heutige Wohnmühle neu errichten ließ. 1913 musste er sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen verkaufen und errichtete nebenan mit dem Erlös ein neues Wohnhaus.
-
Die einstige Wohnmühle der Eltern von Karl Schmidt-Rottluff beherbergt auch historische Mühlentechnik. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Beide Gebäude bilden heute das Ensemble Karl Schmidt-Rottluff. Der Künstler selbst verbrachte hier seine Kindheit und Jugend, bevor er 1905 nach Dresden ging. Für Familienbesuche kehrte er immer wieder hierher zurück, ebenso für längere Zeit, nachdem sein Berliner Atelier bei einem Bombenangriff zerstört wurde.
"Fest des Expressionismus" im August
Neben der Eröffnung der Wohnmühle können Interessierte am Sonntag auch einen Blick in das benachbarte Wohnhaus werfen, das noch zu einem Museum umgebaut wird. Die Kunstsammlungen Chemnitz bieten hier Kurzführungen durch die Räume und zur künftigen Ausstellungskonzeption an. Investiert werden nach früheren Angaben rund 2,2 Millionen Euro. Die Eröffnung ist für Anfang April 2025 geplant.
Das Ensemble ist eine Interventionsfläche zur Kulturhauptstadt Europas 2025 und soll auch über das kommende Jahr hinaus an den großen Künstlersohn der Stadt erinnern. 2025 ist unter anderem im August ein "Fest des Expressionismus" geplant. Außerdem will der Verein mit Vorträgen und Filmvorführungen auch eine Brücke zu Schmidt-Rottluffs Künstlerkollegen Max Pechstein schlagen, der aus Zwickau stammte. Auch arbeitet er an einer Tour anhand von Motiven des Malers in der Umgebung der Wohnmühle durch die Chemnitzer Stadtteile Rottluff und Rabenstein. Dazu hofft der Verein auf Fördermittel, eine Zusage gibt es laut Pfüller dafür aber noch nicht.