Dritte Corona-Welle: Klinikum Chemnitz richtet sich auf schwere Zeiten ein

Corona Schweregrad wird den der zweiten Welle bei Weitem übersteigen

Die Corona-Infektions- und Patientenzahlen steigen im Freistaat und besonders im Cluster Chemnitz/Südwestsachsen kontinuierlich rasch an. Innerhalb einer Woche ist allein die Zahl der Patienten auf der COVID-19- Normalstation im Klinikum Chemnitz von 102 auf 127 angestiegen. Intensivmedizinisch müssen dort 35 betreut werden, vier mehr als vor sieben Tagen. Die meisten Patienten tragen die ansteckendere britische Virus-Variante des SARS-CoV-2. Angesichts der Lage appellieren Intensivmediziner: "Lockerungen müssen wieder zurückgenommen und Beschränkungen weiter verschärft werden." Die Notbremse müsse sofort greifen.

Schlimmer als die zweite Welle

"Die dritte Welle der Corona-Pandemie verlangt uns allen sehr viel ab und "ihr Schweregrad wird den der zweiten Welle bei Weitem übersteigen", prognostiziert Thomas Grünewald, Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum Chemnitz. Johannes Schweizer, der Ärztliche Direktor des Klinikums, spricht von einer "ungebremsten Dynamik des Infektions- und Belegungsgeschehens, mit erheblichem Risikopotential insbesondere für die Notfall- und intensivmedizinischen Strukturen unseres Hauses".

Operationsprogramm heruntergefahren

Das Klinikum Chemnitz stellt sich auf schwere Zeiten mit sehr hohem Aufkommen an COVID-19-Patienten ein und fährt das Operationsprogramm weiter herunter. Es werden nur noch Notfall-Operationen und medizinisch dringend gebotene Eingriffe vorgenommen. Das OP-Geschehen wurde umgehend auf etwa 50 Prozent reduziert - wie Weihnachten 2020 zum Höhepunkt der zweiten Welle. Damit sollen Intensivkapazitäten für COVID-19-Patienten gesichert werden. Außerdem werden durch die Reduktion der OPs Pflegemitarbeiterinnen und -mitarbeiter für die Intensivstationen gewonnen, denn die Behandlung von intensiv- und beatmungspflichtigen Corona-Patienten ist zeit- und personalaufwändig.

Intensivbetten schneller knapp

"Die Intensivstationen geraten derzeit besonders unter Druck, weil die Patienten im Schnitt 15 Jahre jünger sind als in der zweiten Welle. Somit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sie - aufgrund besserer k ö rperlicher Ausgangssituation - länger auf der Intensivstation bleiben. Damit werden die Intensivbetten schneller knapp als in der zweiten Welle " , sagt Stefan Hammerschmidt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV, zu der eine ITS für beatmungspflichtige Corona-Patienten geh ö rt. Mitarbeiter aus weniger belasteten Bereichen unterstützen und entlasten Kollegen bereits in ausdauernd hochbelasteten Bereichen.

Verlegungen frühzeitig geplant

In enger Zusammenarbeit mit den Corona-Leitstellen in Dresden und Leipzig werden bereits jetzt Verlegungen zur Entlastung des Clusters Südwestsachsen frühzeitig geplant. Eine Möglichkeit, Patienten in andere Bundesländer zu verlegen, ist derzeit nicht absehbar, obwohl in Sachsen "die rote Frühwarn-Linie von 1.300 COVID-19-Patienten auf Normalstation nahezu erreicht ist", wie Grünewald sagt. Bei mehr als 1.300 belegten Betten landesweit sieht die aktuelle sächsische Verordnung eine Rückkehr zum strengeren Lockdown vor.

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