Ein besonderes Jahr neigt sich dem Ende, doch was bleibt, wenn am 29. November das Festjahr zur "Europäische Kulturhauptstadt 2025" in Chemnitz ihren Abschluss findet? Oberbürgermeister Sven Schulze und Kulturbetriebsleiter und Koordinator des Kulturhauptstadtprojektes bei der Stadt Chemnitz, Ferenc Csák, ziehen Bilanz und verkünden, wie das Vermächtnis des Titels aussehen soll.
Harter Titelkampf
Aber schauen wir noch einmal zurück: Hinter der Kulturhauptstadt liegt eine lange Reise, die sogar noch vor der Pandemie begann. Nach einer aufwendigen Bewerbungsphase verkündete die KuHa-Jury am 28. Oktober 2020, dass Chemnitz neben Nova Gorica "Europäische Kulturhauptstadt 2025" werden würde.
Damals konnte sich die Stadt gegen die deutschen Konkurrenten Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg und Zittau durchsetzen. So wurde Chemnitz die vierte deutsche Stadt Kulturhauptstadt. Zuletzt waren Essen (2010), Weimar (1999) und Westberlin (1988).
Die Finanzierung: 116 Millionen Euro für Kultur
Unter dem Motto "C the Unseen" begann die aufregende Reise, die neben Fördergeldern auch hohe Kosten mit sich brachte. Insgesamt umfasste das Budget für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Kulturhauptstadtjahres 116 Millionen Euro.
Davon kam nur ein geringer Teil von der EU, der als Melina-Mercouri Preis zur Eröffnung am 18. Januar in Höhe von 1,5 Millionen Euro dotiert wurde. Der Bund und Freistaat hatten jeweils eine Förderung von 25 Millionen zugesagt. Die Stadt Chemnitz hatte einem Eigenanteil von 35 Millionen Euro zugestimmt, der anfangs noch bei 22 Millionen lag, aber zweimal aufgestockt wurde. 7,5 Millionen musste Kulturhauptstadt gGmbH selbst akquirieren und weitere 22 Millionen kamen durch externe Förderprogramme.
Ausgegeben wurde das Geld u.a. für die Interventionsflächen (29 an der Zahl) sowie große und kleine Projekte. Auch die Kosten für Marketing, Mitarbeiter, Mieten (z.B. Hartmannfabrik) und die Sanierung des Sportforums fielen darunter. Allein die Eröffnungsfeier hat rund 2,5 Millionen Euro gekostet.
Oberbürgermeister zieht Bilanz
"Wir können uns über einen großartigen Erfolg freuen", sagte Oberbürgermeister Sven Schulze. "Die Besucherzahlen, die Übernachtungsstatistiken und die große mediale Resonanz zeigen, dass wir nicht nur unsere Gäste, sondern auch uns selbst überrascht haben." 150 Projekte und über 1.000 Veranstaltungen wurden in der Kulturregion 2025 verwirklicht. Viele Freiwillige, Vereine und Initiativen halfen bei der Umsetzung.
Das Kulturhauptstadtjahr habe der Stadt und der Region ein neues Selbstbewusstsein gegeben und zeige nachhaltige Wirkung. "Darauf wollen wir mit einem vielfältigen Brückenjahr 2026 und dem anschließenden Legacy-Programm ab 2027 aufbauen", so Schulze.
Legacy-Programm bis 2031
Der Legacy-Plan umfasst die Jahre 2027 bis 2031 und soll im Dezember 2025 dem Stadtrat vorgelegt werden. Darunter wird ein alle zwei Jahre stattfindendes Rahmprogramm gemeinsam mit Stadt, Region und dem Freistaat entwickelt, was die Highlights der Kulturhauptstadt weiterleben lässt.
"Wir als Stadt sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und die Legacy für Stadt und Region zu gestalten", betonte Oberbürgermeister Schulze.
Ziel sei es, bis März 2026 ein Konzept für Stadt (Legacy-Rahmenplan) und Region (Regionalentwicklungskonzept) vorzulegen. Für diesen Zweck werde bis Ende 2026 die bestehende Gesellschaft Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH angepasst. Diese soll die Umsetzung der langfristigen Projekte übernehmen und ihren Sitz in der Hartmannfabrik haben, heißt es von Seiten der Kulturhauptstadt gGmbH.
Brückenjahr für das KuHa-Vermächtnis
Das Jahr 2026 soll das Brückenjahr zwischen dem Titel und der Fortführung der Projekte dienen. Als kulturelle Highlights im Brückenjahr sind vier Programmschwerpunkte von April bis Dezember geplant:
• Veranstaltungen am Kunst- und Skulpturenweg "Purple Path" (Ende Frühjahr)
• Theater der Welt Chemnitz 2026 (18. Juni bis 5. Juli) in der Hartmannfabrik: 2026 sollen Formate der Chemnitz 2025 gGmbH zu Kulturhauptstadt und Theater der Welt stattfinden sowie Einmietungen für verschiedene Veranstaltungen ermöglicht werden. Darüber hinaus soll das Erbe der Kulturhauptstadt in Text, Bild- und Videoformaten präsentiert werden.
• Kosmos Festival (29. August) am Schlossteich, als Veranstalter tritt die Stadt selbst auf und wird durch die Chemnitz 2025 gGmbH und das Akteursnetzwerk unterstützt. Es wird u.a. vier Open Calls für Mikroprojekte mit thematischen Fokus geben
• Maker-Advent (Dezember)
Zudem werden etablierte Veranstaltungsreihen wie das Hutfestival (29. bis 31. Mai), Parksommer (2. Juli bis 2. August), Sports United (5. September) und Tanz Moderne Tanz fortgeführt. In der Stadtwirtschaft, auf dem Garagen-Campus und in der Hartmannfabrik sind ganzjährige Formate und neue Nutzungsideen vorgesehen. Auch das erfolgreiche Volunteerprogramm wird weitergeführt und soll künftig unter anderem auch bei städtischen Kulturveranstaltungen etabliert werden.
Geplante "Unseen-Biennale"
Kulturbetriebsleiter Ferenc Csák erläutert die Grundzüge des geplanten Legacy-Rahmenplans: "Der Legacy-Plan bildet die Grundlage für künftige Haushaltsplanungen und die langfristige kulturelle und regionale Entwicklung."
Ein zentrales Projekt der Legacy ist die neue "Unseen-Biennale", die - vorbehaltlich der Finanzierung durch die Partner - ab 2027 im Sommer im zweijährigen Rhythmus stattfinden soll. "Sie soll das positive Kulturhauptstadtgefühl wiederbeleben und als Dachmarke für ausgewählte Projekte und Festivals aus 2025 sowie neue Initiativen dienen."
Thematische Schwerpunkte und Beispiele für Projekte:
• Maker- und Industriekultur: Sonderausstellungen im Industriemuseum und Museen der Region, Makers United, Spielzeugmacher, Werkschau, Residenzen …
• Kunst und Medien: Gegenwarten, Blockbuster-Ausstellungen in den Kunstsammlungen Chemnitz und Zwickau, Begehungen und Hallenkunst, Pochen, Tanz Moderne Tanz, …
• Demokratie und Europa: Kosmos Festival, Maker Festivals, Hutfestival, Sports United, Open Calls "Europäische Werkstatt für Demokratie" mit Partnern wie Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Eurocities, Culture Next und Nova Goriza/Gorizia …
• Zukunft und Technologie: Stadtentwicklungswettbewerb, Frei-Otto-Summerschool nachhaltige Architektur, Funken: Kunst und Technologie, …
Annlog zu Chemnitz 2025 soll die Biennale ebenfalls über die Partner Stadt und Region, den Freistaat Sachsen, Stiftungen sowie europäische Fördermittel und Sponsoren finanziert werden.