Nach dreimonatiger Zwangspause kehrte am Dienstagabend wieder Kultur in dem ehrwürdigen Gebäude ein. Zu Gast war eine Legende, die Fernseh- und Kulturgeschichte geschrieben hat und auch in der Gegenwart immer noch schreibt. Die Rede ist von Herbert Köfer, der bis zum gestrigen Tag ebenfalls, wie viele weitere Künstler, drei Monate pausieren musste.
Ältester aktiver Schauspieler der Welt
Bekannt ist er als Schauspieler, Moderator und Synchronsprecher. Er konnte sich sogar einen Platz im Guiness-Buch der Rekorde ergattern, als der älteste noch aktive Schauspieler der Welt. Seinen mittlerweile 99. Geburtstag feiert er am 17. Februar. Geboren ist er 1921, in einem Jahr, welches die Geburt vieler namenhafter Persönlichkeiten zu verzeichnen hat: Heinz Quermann, Simone Signoret, Peter Ustinov, Hans Joachim Kulenkampff, Joseph Boys, Andrei Sacharow, Nancy Reagan, Yves Montand und Charles Bronson. Auch Prinz Philip der britische Royal und Ehemann von Queen Elizabeth II. wurde gestern 99 Jahre alt.
Die "Villa Esche" erwachte wieder zum Leben
Die Zuschauerzahl bei dieser Veranstaltung wurde den Pandemieregeln angeglichen, da konnten natürlich nicht so viele Fans dabei sein. Aber Herbert Köfer und seine Frau Heike entschieden sich zwei Tage in Chemnitz zu bleiben und zwei Lesungen abzuhalten, das freute die Fans natürlich ungemein. Als Köfer den Raum betrat spürte man, dass er eine ganz besondere Aura hat. Nachdem er die Gäste freundlich begrüßt hatte, begann er mit den Worten: "Auch für mich ist es heute eine Premiere - es geht wieder los". Denn nach dem Aus für die öffentlichen Veranstaltungen, war auch er "zum Nichtstun verdammt".
Wandelbar und Erfolgreich
Köfer hat wirklich schon alles gespielt: Mal den freundlichen Nachbar, mal eine Witzfigur, mal einen Liebhaber, mal den netten Opa. Aber auch eine ganz besondere Charakterrolle, die ihm alles abverlangte, meisterte der Ausnahmekünstler. Die Rede ist von dem Film "Nackt unter Wölfen" wo Köfer den SS-Offizier Kluttig spielte, neben anderen Schauspielern wie Armin Müller Stahl, Gerry Wolf, Erwin Geschoneck, Fred Delmare und Erik S. Klein. In über 300 Filmen spielte er mit, stand auf den großen Bühnen der Theater des Landes und war auch der erste Moderator des DDR-Fernsehens und moderierte 1952 auch die "Aktuelle Kamera".
In Chemnitz beschränkte er sich auf einige besondere Lebensabschnitte, die ihn heute noch nicht losgelassen haben, wie den Tod seiner Eltern oder auch seine Kindheit, begleitet mit vielen Höhepunkten und auch Tiefpunkten. Auch sprach er von einigen besonderen Erlebnissen hinter den Kulissen und den Wendezeiten bis zum heutigen Zeitpunkt.
Köfer hätte wahrscheinlich zehn Stunden über sein Leben reden können, denn keine Minute wirkte langweilig. Im Gegenteil: Immer lag eine gewisse Spannung im Raum und es herrschte Stille bei den Zuschauern, die aufmerksam zuhörten. Manchmal kam man sich vor, als würde der eigene Großvater von seinem ereignisreichen Leben erzählen, denn es waren viele Emotionen dabei.
Laut und verrückt
Außerdem las er aus seinem aktuellen Buch "99 und kein bisschen leise". Aber auch aus seine Biographien, erschienen 2008 mit dem Titel "Nie war es so verrückt wie immer..." und "Das war's noch lange nicht - Erinnerungen" von 1995. Seine letzten Worte richtete er an seine Familie, sie ist sein Motor für das Leben. Er versprühte Optimismus pur, den die meisten Besucher mit nach Hause nahmen. Auf eine Signierstunde wurde aus gesundheitlichern Aspekten verzichtet.