Mit dem Saxophon gegen die Einsamkeit

Musik Christoph Teichmann beschallt das Chemnitzer Kreuzstift

Gänsehaut auf dem Chemnitzer Kaßberg: Im Innenhof des Karrees des Kreuzstiftes an der Kanzlerstraße ertönen seit letzter Woche täglich 17 Uhr wundervolle Saxophonklänge. Der Hobbymusiker Christoph Teichmann beschert den Bewohnern des Pflegeheimes der Diakonie und des Betreuten Wohnens der Stadtmission somit eine willkommene Abwechslung in Zeiten der Isolation. "Meine Mutter ist hier in der Dauerpflege. Da sie und alle anderen leider keinen Besuch empfangen können, kam mir spontan der Gedanke, für etwas musikalische Abwechslung zu sorgen", sagt er. Kurz vor seinem 15-minütigem Open-Air-Auftritt wackeln die Gardinen im Pflegeheim, Fenster öffnen sich, Männer und Frauen sowie das Pflegepersonal warten gespannt. Im Haus des Betreuten Wohnens treten Menschen einzeln oder zu zweit auf die Balkone. Aus der Distanz winken sich die Leute, die sich aufgrund der Ausgangsbeschränkung nicht persönlich treffen können, erfreut zu.

Applaus für die musikalische Abwechslung

Nach dem ersten Lied schallt Applaus durch den grünen Innenhof, und der Musiker strahlt zufrieden. "Da der Großteil aller Menschen hier seit Jahrzehnten Mitglied in der St.-Pauli-Kreuz-Kirchgemeinde ist, spiele ich bekannte Stücke aus dem evangelischen Gesangsbuch", erklärt er. Und so erklingen Lieder wie "Lobet den Herren", "Mit meinem Gott geh ich zur Ruh'" oder "Der Mond ist aufgegangen". Ein betagter Herr wedelt rhythmisch mit den Armen und dirigiert munter aus der Ferne. Eine Dame im Rollstuhl wippt am Fenster gemütlich mit dem Kopf und einige singen sogar hörbar mit. Corona und die damit verbundene Besuchssperre sind kurzzeitig vergessen. "Meine 93-jährige Mutter weiß sofort, dass ich da bin, wenn sie mich spielen hört. Sie hat mich damals zum Flötenunterricht gebracht, heute kommt mir das beim Saxophonspielen zu Gute", lächelt der Sohnemann zufrieden. 50 Jahre lang war seine Mutter ehrenamtlich im Mütterkreis der Gemeinde aktiv gewesen.

Auftritt sorgt für Optimismus im Kreuzstift

Kreuzstift-Schwester Heike Storch ist begeistert über die gelungene Abwechslung im Alltag, der durch die Corona-Vorsichtsmaßnahmen erschwert wird. "Musik ist für unsere Bewohner eine sehr wichtige Sache. Wir merken, wie sehr sie sich auf den Auftritt freuen und wie positiv die Stimmung danach ist. Wir sind unserem Christoph Teichmann sehr dankbar", betont die Altenpflegerin. Nach dem kleinen Konzert ertönt dann ein beeindruckender Applaus und ein kollektives "Danke, bis morgen" durch den lichtdurchfluteten Innenhof. Und die Bewohner läuten nach dem lieb gewonnenen Besuch beschwingt den Abend ein.

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