Nach einem schwerwiegenden Vorfall in Chemnitz, bei dem ein Hund vergangenen Freitag zwei Schafe tödlich attackierte, fordert die Tierrechtsorganisation PETA die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins in Sachsen. Die Organisation argumentiert, dass unzureichende Sachkenntnis von Hundehaltern maßgeblich zu Beißvorfällen beiträgt und ein entsprechender Nachweis sowohl Tiere als auch Menschen schützen könne.
Was war passiert?
Am Freitag gegen 17 Uhr durchbrach ein Malinois - die kurzhaarige Variante des Belgischen Schäferhundes - in Wittgensdorf eine elektronisch gesicherte Weide und griff gezielt zwei Schafe einer Herde an. Eines der Tiere war tragend und erlitt durch wiederholte Bisse in den Kopf schwerwiegende Verletzungen. Ein weiteres Schaf wurde am Hals gebissen. Aufgrund der Schwere der Verletzungen mussten beide Tiere von einem Tierarzt erlöst werden. Die Besitzerin der Schafherde konnte den Hund sichern und an dessen Halter übergeben. Dieser verließ jedoch fluchtartig das Gelände. Inzwischen hat sich der Hundehalter bei der Polizei gemeldet.
"Problem liegt nicht bei den Hunden, sondern bei den Menschen"
Angesichts dieses Vorfalls fordert PETA die Landesregierung in Sachsen auf, einen verpflichtenden Hundeführerschein einzuführen. Björn Thun, Fachreferent bei PETA, erklärt: "Das Problem liegt meist nicht bei den Hunden selbst, sondern bei uns Menschen. Viele Halterinnen und Halter haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Hunde richtig zu interpretieren und einzuschätzen. Die wahre Ursache von Beißvorfällen ist somit in der Unwissenheit der Menschen zu suchen, nicht beim Tier."
Hundeführerschein reduziert unbedachte Anschaffungen
Ein Hundeführerschein soll sicherstellen, dass künftige Hundehalter bereits vor der Anschaffung eines Vierbeiners nachweisen, dass sie sich mit Hundeverhalten, tiergerechter Haltung und Kommunikation auskennen. Dies würde durch einen Theoriekurs und ein praktisches Training mit dem eigenen Hund erfolgen. Ziel sei es, Beißvorfälle durch eine fundierte Ausbildung der Halter zu minimieren. Ein verpflichtender Hundeführerschein könnte laut PETA auch unbedachte Anschaffungen reduzieren. Jedes Jahr landen rund 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, viele davon aufgrund überstürzter Kaufentscheidungen.
Unterstützung für Hundeführerschein wächst
Eine repräsentative Umfrage von PETA aus dem August 2023 ergab, dass 68 Prozent der Deutschen einen verpflichtenden Hundeführerschein befürworten. In anderen Bundesländern gibt es bereits Regelungen, die als Vorbild für Sachsen dienen könnten: So führte Niedersachsen bereits 2013 einen verpflichtenden Sachkundenachweis für Hundehalter ein, wodurch die Zahl der Beißvorfälle in den ersten drei Jahren nachweislich sank. Bremen entschied sich 2023 für die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins, während in Berlin Hundehalter seit 2017 ihre Sachkunde nachweisen müssen. Auch finanzielle Anreize gibt es: In München und Mannheim profitieren Halter mit Hundeführerschein von Steuervergünstigungen.