Es knallt, es bebt, es reicht! Seit Monaten hallen fast jede Nacht rund um den Chemnitzer Südbahnhof Explosionen durch die Straßen. Die Nerven der Anwohner liegen mittlerweile blank. Die Täter? Eine Gruppe junger Männer, die offenbar gezielt unter Brücken und in Tunneln illegale Böller zündet, um die Lautstärke zu maximieren. Der Krach ist kilometerweit zu hören - und wird zur Dauerbelastung für die Nachbarschaft.
Ruhestörung fast jede Nacht
Für die Anwohner ist das längst kein harmloser Unfug mehr. "Es gibt Phasen, da werden wir fast jede Nacht zwischen 22 und 3 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Das ist doch nicht gesund. Die Detonationen sind teilweise so heftig, dass die Wände wackeln", berichtet Julia A., die in der Nähe wohnt. Ehemann Matthias stellte die Gruppe eines nachts sogar zur Rede: "Mit denen war aber nicht zu reden. Da ist einiges an Alkohol im Spiel, man verabschiedet sich mit ‚White Power‘. Kaum war das Gespräch beendet, explodierte hinter uns der nächste Böller."
Online-Petition gestartet
Obwohl die Polizei informiert wurde und diese seit Anfang des Jahres laut eigener Aussage verstärkt Präsenz zeigt, hat sich die Lage nicht verbessert. Im Gegenteil: "Nach einer Ansprache durch die Polizei ging es direkt weiter. Es wurde sogar schlimmer", so Julia A. Weil von offizieller Seite kaum etwas passiert, hat sie nun die Initiative ergriffen: Mit einer Online-Petition und Flyern mobilisiert sie das Viertel. Ihr Ziel: Mehr Druck auf Stadt und Behörden, damit endlich durchgegriffen wird.
Geldstrafe bis zu 50.000 Euro möglich
Dabei wäre die rechtliche Lage eindeutig: Laut Bußgeldkatalog drohen bei unerlaubtem Zünden von Feuerwerkskörpern der Kategorie 2 außerhalb der Silvesternacht Strafen von bis zu 10.000 Euro. Wer nicht zertifizierte, sogenannte "Polen- oder China-Böller" verwendet, muss sogar mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren oder Geldstrafen bis zu 50.000 Euro rechnen. Allerdings müssten die Täter auf frischer Tat ertappt werden, informiert die Stadt Chemnitz. "Der Verstoß muss hierbei gegenwärtig einem Störer zugeordnet werden können, um diesen zu ahnden." Die Verfolgung der Verstöße stelle sich in der Praxis jedoch als äußerst schwierig dar, da hierbei nur ein sehr geringer Zeitraum des Verstoßes zugrunde liegt. Vom Stadtordnungsdienst (SOD) seien entsprechende Kontrollen im Rahmen des Streifendienstes durchgeführt worden. "Leider konnte sowohl vom SOD als auch von den Anwohnern noch kein Störer festgestellt werden."
Lediglich zwei Einsätze wegen Feuerwerkszündungen
Auf Nachfrage von BLICK.de bei der Polizeidirektion Chemnitz heißt es: "Sollte die Polizei Meldungen von nächtlichen Ruhestörungen erreichen, werden diese durch das zuständige Polizeirevier im Zuge der Streifentätigkeit geprüft und bei Täterfeststellungen entsprechende Ordnungswidrigkeits- oder Strafanzeigen gestellt und ggf. Platzverweise erteilt." Wie die Polizeidirektion weiter mitteilt, kam es seit Jahresbeginn im Bereich der Altchemnitzer Straße in Summe zu zehn Sachverhalten, bei denen die Polizei anrücken musste. In zwei Fällen handelte es sich um Feuerwerkszündungen, wobei lediglich die abgebrannter Pyrotechnik sichergestellt werden konnte.
Jüngster Fall: Böller beschädigen Kleidercontainer
In der Nacht von Sonntag auf Montag (05. Mai) kamen Polizei und Feuerwehr wegen eines brennenden Altkleidercontainers in der Lothringer Straße zum Einsatz. Vor Ort trafen die Beamten des Polizeireviers Chemnitz-Südwest auf zwei junge Männer, die laut Zeugen zuvor laute Musik abgespielt und mehrere Böller in den Container geworfen haben sollen. Bei ihnen handelt es sich um einen 18-Jährigen und einen 23-Jährigen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Es entstand ein Sachschaden von etwa 1.000 Euro. Die Polizei hat gegen das Duo Ermittlungen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung aufgenommen.
Hier geht's zur Petition.