Prozessauftakt in Chemnitz: Angeklagter bestreitet Mord an 9-jähriger Valeriia

Justiz Andrei P. äußerte sich am späten Freitagnachmittag erstmalig zu den Vorwürfen

Chemnitz / Döbeln. 

Am heutigen Freitag, dem 17. Januar, begann vor dem Landgericht Chemnitz der Prozess gegen einen 37-jährigen Mann, der sich wegen Mordes an der 9-jährigen Valeriia aus Döbeln verantworten muss. Der Fall, der im Sommer 2024 eine ganze Region erschütterte, wird nun juristisch aufgearbeitet. (Lest hier die ganzen Hintergründe zum Fall) Im Zentrum des Prozesses steht die Frage nach dem Motiv - laut Ermittlungen soll die Tat aus Rache an der Mutter des Mädchens verübt worden sein. Bislang hatte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er soll das Mädchen am Morgen des 3. Juni auf dem Schulweg abgefangen und im Wald in einer Schlammpfütze erstickt haben.

Im Gerichtssaal 

BLICK.de war am ersten, von vier angesetzten Prozesstagen, vor Ort im Gerichtssaal. Der 37-jährige Angeklagte machte zu Beginn der Verhandlung am Freitagmorgen vorerst von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch, teilte jedoch mit, dass er sich im Laufe des Verfahrens zu den Anschuldigungen äußern werde. Als erste Zeugin wurde die Mutter von Valeriia geladen. Sie beschrieb die dreimonatige Beziehung zum Angeklagten und gab an, dass es in der Vergangenheit zu gewalttätigen Vorfällen gekommen sei, weshalb sie die Beziehung beendete. Auch gab sie an, bereits einen neuen Mann (22) kennengelernt zu haben. Dies könnte laut Staatsanwaltschaft der Auslöser für die brutale Tat des Angeklagten gewesen sein. Handelte er aus Eifersucht und Rache? Zumindest gab die Mutter an, dass es eine Drohung gegeben habe, wonach er gesagt haben soll, dass wenn sie sich von ihm trenne, er ihr so wehtun würde, dass sie ihr ganzes Leben weinen würde."

Valeriia war ein aufgewecktes und aktives Kind

Valeriia wurde von den Angehörigen als aktives Mädchen beschrieben, dem es sehr leicht fiel, Neues zu erlernen. Sie besuchte die 3. Klasse und ging einmal wöchentlich zum Judo. Ihr Traum war es, an einer Musikschule das Singen zu erlernen. Auch schilderte die Mutter, dass sich das Kind im Laufe des letzten halben Jahres etwas gewandelt hatte. Sie hätte sich öfter nicht an Absprachen gehalten und sei ohne Bescheid zu geben zum Spielen auf den Spielplatz gegangen. Auch bestätigte die Mutter, dass Valeriia den Angeklagten mit "Papa" ansprach. Während er sich als kümmernder Ersatzvater darstellte, erklärte die Mutter, dass das Verhältnis eher aufgrund der kurzzeitigen Beziehung neutral war und Valeriia auch nach der Trennung nicht darunter gelitten hätte.

Mutter sagte als erste Zeugin aus

Es ist dem Angeklagten und Verteidiger erlaubt, den Zeugen nach der Vernehmung ebenfalls Fragen zu stellen. Davon machte Andrei P. Gebrauch und löcherte die Frau, seine Ex-Freundin, eine Stunde lang mit provokanten Fragen und machte Vorhaltungen, um sie aufgrund ihrer angeblichen häufigen Partnerwechsel als schlechte Mutter zu identifizieren. Während der Vernehmung schaute die Mutter den Angeklagten nicht an. Sie hatte eine Seelsorgerin an ihrer Seite und wirkte sehr gefasst.

Nachdem am ersten Verhandlungstag neben der Mutter auch die beiden Arbeitgeber des Angeklagten, die beste Freundin sowie die Affäre der Mutter ausgesagt hatten, ergab sich ein erstes Bild des Angeklagten: Andrei P. wurde auf der Arbeit als ruhig und in sich gekehrt, doch etwas geizig beschrieben und würde die Schuld für Fehler immer bei anderen suchen. Außerdem wäre er im Privatleben sehr eifersüchtig und schnell wütend geworden.

Angeklagter gibt an, zur Tatzeit an einem anderen Ort gewesen zu sein

Am späten Freitagnachmittag entschied sich der Angeklagte, eine Aussage zum Fall machen zu wollen. Er schilderte die letzten Wochen entgegengesetzt der Mutter. Eine Trennung am 20. Mai habe es nach seinen Aussagen nicht gegeben, sie hätte per Telefon am 1. Juni erst einen Schlussstrich ziehen wollen, was für ihn plötzlich gekommen war. Sie hingegen schilderte, dass er am Abend des 20. Mai die Fassung verlor und sie würgte. Danach habe sie Schluss gemacht und ihm ein Fahrtticket nach Tschechien, wo er einen neuen Arbeitgeber gehabt hatte, gekauft und aus der Wohnung geschmissen. Nach einigen Kontaktversuchen, die die Woche über in Telefonterror seinerseits geendet hätten, habe sie ihn final blockiert. 

Andrei P. behauptet am 3. Juni, dem Tag an dem Valeriia als vermisst gemeldet wurde, in Tschechien bis halb 9 ausgeschlafen zu haben und sich dann um die Wäsche gekümmert zu haben, da er am Abend einen Auftrag von der Arbeit zu leisten hatte. Der Richter beendete die Anhörung mit Fortsetzung am Dienstag. Bislang hat sich das Gericht nicht zu Indizien, wie DNA-Spuren, geäußert.

Der nächste Verhandlungstag ist am Dienstag, 21. Januar, im Landgericht. 



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