Sexuelle Gewalt: Klinikum Chemnitz bietet neuen Schutzraum für Betroffene

Hilfe Ohne sofortige Anzeige: Das Klinikum Chemnitz ermöglicht betroffenen Frauen die anonyme Sicherung von Beweismaterial nach sexuellen Übergriffen

Chemnitz. 

Das Klinikum Chemnitz hat ein neues Angebot für Frauen geschaffen, die Opfer sexueller Gewalt wurden: Ab sofort ist dort die vertrauliche Spurensicherung möglich. Ziel ist es, Betroffenen einen geschützten Rahmen zu bieten, in dem Spuren und Beweise gesichert werden können - ohne dass eine sofortige Anzeige bei der Polizei erforderlich ist.

Viele Betroffene zögern, sich direkt an die Strafverfolgungsbehörden zu wenden - aus Angst, Scham oder Unsicherheit. Hier setzt das Angebot des Klinikums an: Es schafft eine wichtige zeitliche und emotionale Distanz, um in Ruhe über das weitere Vorgehen entscheiden zu können.

Medizinische Beweissicherung ohne Druck zur Anzeige

Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die Sicherung von Beweisen durch medizinisches Fachpersonal. Dazu gehören unter anderem DNA-Spuren, dokumentierte Verletzungen und ärztliche Befunde. Diese Daten werden ein Jahr lang sicher aufbewahrt, sodass im Falle einer späteren Anzeige auf sie zurückgegriffen werden kann.

Dabei bleibt die Anonymität der Betroffenen jederzeit gewahrt - ärztliche Schweigepflicht hat oberste Priorität. Das Angebot richtet sich explizit an Frauen und steht ihnen rund um die Uhr zur Verfügung.

Aufklärung, Schutz und emotionale Begleitung

Der Ablauf in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Flemmingstraße 4 ist klar strukturiert: Nach einem einfühlsamen Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgt eine körperliche und gynäkologische Untersuchung. Dabei wird das zum Tatzeitpunkt getragene Kleidungsstück gesichert und Spuren werden durch Abstriche dokumentiert.

Kostenfreie Untersuchung, Begleitperson erlaubt

Zusätzlich erhalten Betroffene wichtige medizinische Informationen und präventive Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit. Die Untersuchung ist kostenfrei, und auf Wunsch kann eine Begleitperson dabei sein.

Ein wichtiger Schritt für mehr Gerechtigkeit

Die Bedeutung dieses Angebots zeigt sich auch in den Zahlen: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland über 12.000 Sexualdelikte registriert. Gleichzeitig bleibt die Dunkelziffer hoch, viele Taten werden nie angezeigt. Einer der Gründe: fehlende, gerichtsfeste Beweise.

Dr. Johanna Rose, Oberärztin der Klinik, betont:

"Die vertrauliche Spurensicherung entlastet die Betroffenen, in dem sie eine zeitliche Flexibilität schafft, um in Ruhe über ein weiteres Vorgehen zu entscheiden."

Klinik hilft bei Strafverfolgung

Damit leistet das Klinikum Chemnitz einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Strafverfolgung und zum Schutz und zur Selbstbestimmung von Frauen nach sexualisierter Gewalt.

Mit der vertraulichen Spurensicherung bietet das Klinikum Chemnitz betroffenen Frauen eine niedrigschwellige, geschützte und anonyme Möglichkeit, Beweise zu sichern. Dies stärkt nicht nur die Rechte der Opfer, sondern kann entscheidend zur Strafverfolgung beitragen - wenn die Betroffenen dazu bereit sind.

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