Update zum Kardiologen-Mordprozess: Angeklagte schweigen zur Tat

Justiz Drei Personen sind wegen Mordes am Landgericht Chemnitz angeklagt, darunter auch die Witwe des Ermordeten

Chemnitz. 

Am Mittwoch beginnt am Landgericht Chemnitz das Verfahren zu einem der spektakulärsten Mordfälle der letzten Jahre, der auch überregional für öffentliches Entsetzen sorgte. Es wird der Mord an dem Chemnitzer Kardiologen Klaus K., der im März 2024 gewaltsam zu Tode kam, verhandelt. Drei Personen stehen wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht, darunter ist auch die Witwe des Getöteten.

Ab dem 8. Januar 2025 wird der Fall vorm Landgericht in bisher 18 angesetzten Verhandlungstagen verhandelt. Der Sohn und der Bruder des Getöteten haben die Nebenklage angetreten. Ein Urteil könnte voraussichtlich am 30. April erwartet werden.

Was bisher zum Fall bekannt ist

In der Nacht zum 10. März 2024 kam der 69-jährige Chemnitzer Kardiologe Klaus K. gewaltsam zu Tode. Laut Tatbestand soll er in seiner Dachgeschosswohnung in Chemnitz durch mehrere Messerstiche sowie stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf zu Tode gekommen sein.

Auch Witwe zählt zu den Tatverdächtigen

Die bisherigen Ermittlungen und Spuren vom Tatort führten zunächst zu zwei tatverdächtigen Personen. Beide wurden Mitte April 2024 in die Untersuchungshaft geführt. Dabei handelt es sich um die 54-jährige Simone I., eine Angestellte der Witwe, die in der Region lebt und den 64-jährigen Michael C. aus der Nähe von Karlsruhe, der aber auch in Chemnitz einen Wohnsitz gehabt haben soll. Beide sollen Bekannte des Kardiologen gewesen sein.

Am 3. September wurde dann auch die 60-jährige Witwe des Verstorbenen, Annegret K., dem Amtsgericht mit einem Haftbefehl vorgeführt. Sie soll gemeinsame Sache mit ihrer Angestellten und Michael C. gemacht haben. Alle drei Hauptverdächtigen sitzen gegenwärtig in U-Haft.

Motiv Habgier?

Wie BLICK.de erfuhr, war die Witwe des Getöteten eine Tierärztin, die eine Tierarztpraxis im Großraum Chemnitz / Zwickau und einen Pferdehof besaß. Die 54-jährige Angestellte der Witwe soll eine Arzthelferin der Tierarztpraxis sein und der 64-jährige Komplize der Lebensgefährte der Arzthelferin. Letzteres wurde nicht bestätigt. Zudem sei die Witwe hoch verschuldet gewesen. Die Tierarztpraxis hat bis auf Weiteres geschlossen. In den sozialen Medien spekulieren die User zur Tierarztpraxis, da "wegen Krankheit geschlossen" an der Eingangstür geschrieben stehe. Klaus K. wiederum solle vor seinem Tod Pläne gehabt haben, ein Grundstück zu erwerben.

Im August 2023 hatte der Arzt die Frau geheiratet. Die 60-Jährige hat eine eigene Praxis. Doch laut Staatsanwaltschaft hat sie finanzielle Probleme. Deswegen soll sie sich schon Monate vor der Hochzeit mit ihren mutmaßlichen Komplizen an zwei Tresoren des Herzspezialisten bedient haben: Goldmünzen, Gold und Devisen im Wert von 200.000 Euro.

Witwe gab Traueranzeige für "lieben Ehemann" auf  

Noch im April 2024 erschien eine Traueranzeige der Witwe in der Freien Presse. Dazu standen die Zeilen "Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben. Für uns unfassbar und viel zu früh wurdest du aus unserer Mitte gerissen. Mein lieber Ehemann, Vater, Sohn, Opi, Bruder, Onkel und Schwager [...] In tiefer Trauer Annegret K.-B. im Namen aller Angehörigen und Freunde".  

Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes

Am 2. Oktober 2024 hat die Staatsanwaltschaft Chemnitz nach Abschluss der Ermittlungen Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes gegen die Witwe, eine ihrer Angestellten sowie den Bekannten erhoben. Das Hauptverfahren wurde am 6. Dezember 2024 eröffnet. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, heimtückisch und aus Habgier gehandelt zu haben, da sie wussten, dass der Arzt in den späten Nachtstunden mit keinem Angriff rechnete und sie sich durch seinen Tod einen finanziellen Vorteil verschaffen wollten.

Sie habe befürchtet, ihr Ehemann könnte sich von ihr trennen oder sein Testament zugunsten einer gemeinnützigen Stiftung ändern, erklärte Ankläger Stephan Butzkies. Deswegen soll sie mit ihrer langjährigen Sprechstundenhilfe und deren Freund den Mordplan geschmiedet haben. Die beiden sollten demnach aus dem Erbe entlohnt werden.

Zu erwartendes Urteil

Bislang bestritten die Tatverdächtigen den Tatvorwurf, der sich auf die am Tatort gesicherten Spuren, die bei den Angeschuldigten sichergestellten Gegenstände sowie die Ergebnisse der Auswertung verschiedener Mobiltelefone und Laptops begründet. Außerdem lägen weitere Beweismittel vor. Die Angeklagten äußerten sich, nach bisherigen Angaben des Landgerichts nicht weiter zu den Vorwürfen. Es sollen bis zu 28 Zeugen und Zeuginnen vor Gericht aussagen.

Im Falle der Verurteilung droht den Tatverdächtigen eine lebenslange Haftstrafe.

Was über das Opfer bekannt ist: Angesehener Arzt in der Region

Das Opfer Klaus K. wurde 69 Jahre alt und war bis 2020 als Kardiologe am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ am Küchwald GmbH) im ambulanten "Herzcentrum Chemnitz" angestellt, bevor er in Pension ging. Seit 2012 war er geschäftsführender Vorstand im Bundesverband Medizinischer Versorgungszentren (BMVZ) - Integrierte Versorgung e. V. In der Vergangenheit leitete er viele Jahre eine eigene Praxis und betrieb ein Herzkatheterlabor mit rund 100 Mitarbeitenden. Bis 2022 war er zudem Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS). Er lebte in einer Wohnung im nördlichen Chemnitzer Stadtteil Borna-Heinersdorf in Nähe des Küchwaldes. Er war verheiratet und Vater. 

Update: 8.Januar 14.26 Uhr: 

Zum Prozessauftakt schwiegen die drei Deutschen zu den Vorwürfe.

Den Ermittlungen zufolge war Annegret K. nach einem gemeinsamen Abend mit ihrem Ehemann in die eigene Wohnung nach Zwickau gefahren. So habe sie sich ein Alibi für die Tatzeit verschaffen wollen, erläuterte Butzkies. Doch zuvor soll sie den Mitangeklagten noch den Schlüssel zur Wohnung des Opfers gegeben haben. Bei der Attacke sei ihm - vermutlich mit einem Messer - in Rücken, Nacken und Hals gestochen worden. Dann habe der Angreifer "mittels stumpfer Gewalt gegen den Kopf - vermutlich unter Gebrauch eines Kleinbolzenschussgerätes" das sich wehrende Opfer traktiert.

Später, so Butzkies, sei seine Freundin hinzugekommen. Gemeinsam hätten sie den noch lebenden Mann "höchstwahrscheinlich durch weitere scharfe und stumpfe Gewalteinwirkung" arbeitsteilig getötet. 



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