Viele Fans, darunter auch ich, fragen sich seit Jahren, warum die erfolgreiche Band Kraftklub kein richtiges Konzert in ihrer Heimatstadt Chemnitz gibt. "Halt!" werden einige rufen, denn die Band hat ja erst am 28. Mai ein geheimes Kurzkonzert am Chemnitzer Schauspielhaus gegeben, um das neue Album anzukündigen. Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Leider war das Konzert sehr spontan, recht kurz und mit sehr wenig Platz für zu viele Fans umgesetzt. Dafür war es aber kostenfrei, was man der Band auch zugutehalten muss. Doch selbst kurz vorher, wusste man nicht einmal, ob es sich wirklich um ein Konzert handeln würde. Durch die spontane Ankündigung eines "Happenings" war es für viele Fans in der Planung unmöglich zu kommen.
Auch der Großteil der Leute, die gekommen waren, ging nicht gerade glücklich nach Hause. Unmut und Kritik hagelte es von vielen Seiten. Einige sahen das Event nur als Selbstinszenierung der Band und als reinen Marketingmove (der by the way sehr clever war) und dass es gar nicht wirklich darum ging, den Fans etwas Gutes zu tun. Ich war dabei und fand die Aktion eigentlich ganz cool, aber ich hatte auch eine ganz gute Sicht. Doch ich kenne auch Fans, die extra gekommen waren und durch die Auswahl der Location weder etwas vom Konzert sehen noch hören konnten. Eine Freundin schrieb mir im Anschluss des Events: "Anika, das war die größte Enttäuschung des Jahres. Ich bin total traurig. Wir haben überhaupt nichts gesehen und nichts gehört." Sie schickte mir ein Video (siehe unten) aus ihrer Position. Ja schöner Mist. So wie ihr, ging es leider vielen. Eine Masse an Menschen verstopfte die Straßen rund um den Park der Opfer des Faschismus, der Verkehr stand still. Die Planung war ein reines Chaos. Mit einem richtigen Konzert, zum Beispiel in der Messe, hätte man gewährleisten können, dass keine Bäume und Büsche die Sicht versperren und richtige Lautsprecher die Musik zu allen durchdringen lasse können. Aber scheinbar möchte man Chemnitz nicht im offiziellen Tourplan aufnehmen und das seit Jahren... *traurigen Emoji vorstellen*
Letzten Tourneen alle ohne Chemnitz
Schaut man auf die Tourdaten der letzten Jahre, fällt eins auf: Ein richtiges Konzert von Kraftklub gab es schon lange nicht mehr in dieser Stadt (Ich verrate euch unten, wann das letzte Konzert hier war). Dafür spielen die Jungs am 27. Juni 2026 das erste Mal im Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden, was nur eine Stunde entfernt liegt. Diese Stadt war allgemein schon oft Spielstätte der Band. Ihr wohl größtes Einzelkonzert, abseits von Festivals, haben Kraftklub hier zum Beispiel am 2. September 2023 vor knapp 44.000 Fans gegeben. Ich war damals dabei und es war klasse. Davor waren sie 2022 auf "Kargo"-Tour in Leipzig. Im selben Jahr war die Band übrigens auch als Headliner auf dem Highfield Festival bei Leipzig gebucht. Auch die "Keine Nacht Für Niemand"-Tour führte 2017 und 2018 nur nach Zwickau, Dresden und Leipzig. Die "Randale"-Tour 2016 nur nach Zwickau. Soll ich euch verraten, wann Chemnitz zuletzt im offiziellen Tourplan stattfand? Am 1. November 2014 (!) im Atomino. 2014!
Spontane Überraschungs-Gigs
Aber ich muss die Band auch ein bisschen in Schutz nehmen, denn immerhin gab es in den letzten Jahren auch viele besondere Auftritte. Im September 2022 feierte der Chemnitzer Club "Atomino" seine Wiedereröffnung mit dem Open Air "Atomino im Wirkbau". Hier wurden Kraftklub einige Tage vorher als geheimer Headliner angekündigt, zwar auch wieder nur knapp vorher, aber immerhin. 2019 war Frontsänger Felix Kummer mit seinem Soloprojekt auf "Kiox"-Tour und gab ebenfalls ein geheimes, kurzes Dachkonzert in Chemnitz, auf dem regulären Tourplan waren natürlich nur Leipzig und Dresden vertreten. Mit Dachkonzerten hat es die Band übrigens, immerhin haben sie auch damals im April 2012 in Kooperation mit ARTE ein Dachkonzert überm Terminal 3 mit K.I.Z. zusammengespielt. Damals sah man den Karl-Marx-Kopf immer wieder im Bild. 2017 folgte dann direkt vor ihm ein spontanes Konzert.
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2026 gehen Kraftklub wieder auf Tour... nur nicht in Chemnitz. Foto: Krasserstoff
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Auch die "Kargo"-Tour führte an Chemnitz vorbei. Foto: Krasserstoff
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Die "Keine Nacht Für Niemand"-Tour hatte einige Tourstopps, außer Chemnitz. Foto: Krasserstoff
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Lang ist die "Randale"-Tour her. Foto: Krasserstoff
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2014 gaben Kraftklub das letzte offizielle Konzert im Rahmen einer eigenen Tour in Chemnitz. Foto: Krasserstoff
2018 war das wohl prägendste Jahr der Bandgeschichte
Besonders im Gedächtnis bliebt mir auch das Jahr 2018. Es war wohl DAS prägendste Jahr der Bandgeschichte. Erst gab die Band ein 30 Minuten-Konzert auf einem kleinen LKW in der Chemnitzer Innenstadt am 1. Mai und dann trat sie als Headliner auf dem eigenen Kosmonaut Festival auf. Das war schon cool. Auch, weil sie sich aktivistisch sehr gegen rechts einsetzen. Nachdem dann im August ein Mann am Rande des Stadtfests in Chemnitz getötet wurde und tausende Nazis vorm Karl-Marx-Kopf aufmarschierten, organisierte die Band unter dem Hashtag #wirsindmehr ein riesiges, kostenfreies Konzert auf dem Johannisplatz mit den befreundeten Bands K.I.Z., den Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, Materia & Casper, Nura und Trettmann vor 67.000 Menschen. Als Folge des #wirsindmehr Konzertes entstand das Demokratie-Festival "Kosmos", was bis heute jährlich in der Stadt stattfindet. Damit hat die Band den Grundstein für etwas sehr Cooles gelegt. Allgemein muss man das Engagement schätzen, was sie an den Tag legen.
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#wirsindmehr-Konzert in Chemnitz im September 2018. Foto: IMAGO / Future Image
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#wirsindmehr-Konzert in Chemnitz im September 2018. Foto: IMAGO / POP-EYE
Management schweigt - Wilde Fantheorien kursieren zum neuen Albumnamen
Aber warum fährt der Tourbus durch ganz Deutschland und hält nicht einmal in Chemnitz für ein Full-Lengths-Konzert? Es würden sicher genug Leute kommen! Auf mehrmalige Presseanfragen beim Management der Band gab es keine Rückmeldung. Schade. Einige Fantheorien besagen ja, dass es ganz am Ende der "Sterben in Karl-Marx-Stadt"-Tour 2026, die ja sogar den alten Stadtnamen von Chemnitz im Namen trägt, ein allerletztes Konzert geben könnte, was noch nicht veröffentlicht wurde. Einen Touabschluss sozusagen oder sodass die Album-Ära "in Karl-Marx-Stadt" stirbt und die Band vielleicht eine Pause einleiten könnte? Who knows? Was denkt ihr? Ich bin sicher, viele Leute würden kommen, wenn ihr, lieber Kraftklubs, endlich ein großes Konzert hier spielen würdet.
Mit freundlichen Grüßen
eine kritische Redakteurin, die innerlich ein bisschen Fan ist.