Wenn unsere Bäume brennen

Im Juni und Juli des Jahres standen knapp 900 Hektar Wald und Heide in der Gohrischheide bei Zeithain in Flammen. Im August vernichtete ein Feuer 150 Hektar in der Sächsischen Schweiz. Hinzu kommen immer wieder kleinere Waldbrände.

Im Juni und Juli des Jahres standen knapp 900 Hektar Wald und Heide in der Gohrischheide bei Zeithain in Flammen. Im August vernichtete ein Feuer 150 Hektar in der Sächsischen Schweiz. Hinzu kommen immer wieder kleinere Waldbrände. Sie alle halten Sachsen in diesem Sommer besonders in Atem und führten zu einem traurigen Rekord: So viele Hektar Wald brannten zuletzt in den 1990er-Jahren. 

Dabei haben sich über die Jahre hinweg zwei Hauptgründe für Waldbrände herauskristallisiert: Fahrlässigkeit und vorsätzliche Brandstiftung. Zur ersten Kategorie gehören Rauchen, Lagerfeuer, Grillen im Wald oder parkende Fahrzeuge mit heißem Katalysator auf besonders trockenem Boden. Aber auch der zweite Grund rückt immer öfter in den Fokus. Weitaus seltener bringen hingegen Hitzefeuer oder ein Blitzeinschlag die Bäume zum Lodern. Verschärft wird die Situation durch die Borkenkäferkalamität und die Dürrejahre 2018, 2019, 2020. Was es letztendlich auch ist, die Folgen sind meistens verheerend - allein beim Juni-Feuer in der Gohrischheide gehen Experten von 13,5 Millionen Euro Sachschaden aus. Insbesondere eine Gruppe ist dabei gefordert: Feuerwehrmänner und -frauen. Denn das Bekämpfen von Waldbränden bedarf einiges an Organisation, Equipment und Know-how, wie der folgende Artikel veranschaulicht. 

Ablauf eines Feuerwehreinsatzes

Feuerwehreinsätze ganz allgemein starten meist mit dem Anruf eines Bürgers bei der Feuerwehr-Einsatz-Zentrale. Ein Disponent nimmt diesen entgegen und macht sich mithilfe gezielter Fragen ein erstes, grobes Bild des Einsatzszenarios. Sodann erfolgt die Alarmierung der Einsatzkräfte via Funkmeldeempfänger. Diese eilen zum Feuerwehrhaus, streifen sich die Einsatzkleidung über und düsen mit den Einsatzfahrzeugen zum Einsatzort. Dort angekommen, schlüpft der Fahrzeugkommandant des ersteintreffenden Wagens in die Rolle der Einsatzleitung bis nachkommende Führungskräfte, zum Beispiel im Kommandofahrzeug, eintreffen und die Leitung übernehmen. Der Einsatzleiter ist deshalb so wichtig, denn er trägt die Verantwortung für die Erkundung und Abwicklung des Einsatzes, gibt Befehle und kann auch weitere Kräfte nachalarmieren. 

Nachdem der Einsatz beendet wurde, beginnen die Feuerwehrmänner und -frauen mit dem Aufräumen und fahren zurück ins Feuerwehrhaus. Dort wird verbrauchtes Material aufgefüllt, defekte oder verschlissene Geräte werden repariert und ausgetauscht. Erst, wenn die gesamte Mannschaft erneut bereit für einen weiteren Einsatz wäre, gilt der Einsatz als beendet.


Nach dem Einsatz der Feuerwehr. | Bildquelle: Niklas Schäfers via pixabay

Waldbrände erfordern spezielles Wissen

Waldbrände sind extrem schwer zu löschen - vor allem solche, die eine große Fläche in Mitleidenschaft ziehen. Zudem wird bei der Waldbrandbekämpfung spezielles Know-how benötigt. Viel Zeit muss hierbei in eine penible Einsatz-Vorbereitung fließen. Dabei ist Wald nicht gleich Wald. Je nach Baumartenzusammensetzung, Kahlflächen, Altersphasen, Bodenstreu bzw. Humusform und Bestandsstrukturen ergeben sich unterschiedliche Gefährdungslagen. So ist etwa Nadelholz aufgrund seiner Inhaltsstoffe - allen voran Harze und ätherische Öle - leichter entflammbar als ein Laubbaum. In einigen Regionen kommt erschwerend hinzu, dass die Böden mit alten Kampfmitteln konterminiert sind und den Einsatz von Mensch und Maschine teilweise unmöglich macht. Auch Jungbestände bringen eine erhöhte Gefahr mit sich, genauso wie großflächig einheitliche Nadelholzkomplexe. Der Boden, die Exposition und Hangrichtung, die Höhenstufe oder die Hangneigung eines Waldes spielen weitere wichtige Rollen. Schließlich muss auch die Hauptwindrichtung bei der Einsatzplanung berücksichtigt werden. 

Unerlässlich, um einen Waldbrand bekämpfen zu können, sind darüber hinaus zwei Dinge: die Walderschließung und die Löschwasserversorgung. Das heißt: Zunächst sind ausreichende, sicher befahrbare und uneingeschränkt nutzbare Wege nötig, um überhaupt zum Einsatzort kommen zu können. Diese müssen mindestens 3,50 Meter breit sein, mit 32 Tonnen schweren Fahrzeugen befahrbar sein und das Lichtraumprofil sollte mindestens 4,50 Meter Höhe aufweisen. Die eigentliche Brandbekämpfung muss sodann an die Wegesituation, mögliche Ausweichstellen und Wendeplatten angepasst werden. Es gilt also zum Beispiel zu entscheiden, ob ein Einbahn- oder ein Zweirichtungsverkehr zielführend ist. In puncto Löschwasserversorgung ist es nötig, veraltete Löschwasserstellen zu sanieren, neue nach Notwendigkeit und in Abstimmung mit der Feuerwehr anzulegen und alle vorhandenen Quellen zu kartieren. Bei der Löschwasserversorgung hängen die Art, die Lage und der Umfang der Wasserentnahmestellen von mehreren Faktoren ab - etwa von der Topographie, den Waldbeständen oder der Ausstattung der Feuerwehr. Hierfür stimmen sich die Wehren mit dem Waldbesitzer, dem Kreis oder der Stadt bzw. Forstbehörde ab. Natürliche Löschwasserentnahmestellen wie Oberflächengewässer können für die Brandbekämpfung genauso herangezogen werden wie künstlich angelegte Löschwasserteiche, Brunnen oder Zisternen. Die Ränder natürlicher Gewässer müssen hierfür befestigt werden, zudem sind Löschwasserentnahmestellen jährlich zu prüfen. 

Hubschrauber werden beim Bekämpfen von Waldbränden immer wichtiger. So verkündete erst kürzlich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer nicht nur generelle Investitionen in den Brandschutz, sondern auch den Ankauf von drei Hubschraubern, die auch Wasser transportieren können. Eine gute Einsatzvorplanung schließt somit auch das Festlegen geeigneter Plätze für Landungen von Hubschraubern außerhalb behördlich genehmigter Hubschrauberlandeplätze mit ein.


Mobiler Schlauchverteiler der Feuerwehr. | Bildquelle: Markus Distelrath via pixabay

Ausrüstung und Kooperation sind Trumpf

Vegetationsbrandeinsätze sind oftmals von langer Dauer, finden in unwegsamem Gelände und bei belastender Witterung statt. Das führt dazu, dass neben der Grundausrüstung der Feuerwehrmänner weitere Ausrüstungsgegenstände hilfreich sein können. Dazu gehören etwa Schutzbrillen, eine flammenhemmende, leichte und vor allem nicht isolierende Oberbekleidung, Lederhandschuhe, eine Signalpfeife oder genügend Trinkvorrat. Ebenso braucht es die nötigen Fahrzeuge - ohne Allradantrieb, einem Wassertank von mindestens 2.000 Litern und einer Pump-and-Roll-Funktion geht hier nichts. Spezielle Waldbrandfahrzeuge haben exakt diese Ausstattung an Bord. Waldbrände unterscheiden sich von anderen Feuerwehreinsätzen aber vor allem auch durch ihre besondere Dynamik. Wetterverhältnisse können das Brandgesehen maßgeblich beeinflussen. Oder es entsteht Funkenflug, weshalb die Einsatzkräfte auch stets Rückzugswege einplanen müssen. 

Schneisen können beim Eindämmen der Flammen ebenso helfen. Auch müssen die Wasserentnahmestellen frühzeitig identifiziert werden - gegebenenfalls sind darüber hinaus Wassertransporte über lange Wegstrecken oder Pendelverkehre einzurichten, sollte die Wasserversorgung vor Ort zu schwierig sein. Zudem ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Florianis und Forst- sowie Wetterexperten unabdingbar. 

Früherkennung wird immer wichtiger

Je rascher mit den Löscharbeiten begonnen werden kann, desto besser. Das gilt für jeden Feuerwehreinsatz. Doch gerade in Hinblick auf Waldbrände braucht es ein gutes Warnsystem. In manchen Bundesländern Deutschlands wurden deshalb Sensoren auf Türmen oder Funkmasten oberhalb der Baumwipfel angebracht - so auch in Sachsen. Diese nehmen Rauchentwicklungen wahr und leiten dies an das Forstpersonal weiter, das sodann überprüft, ob es sich tatsächlich um Rauch oder etwa nur um Staub handelt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sensibilisierung der Bevölkerung. Diese muss gut informiert und aufgeklärt werden - ganz generell und insbesondere dann, wenn Gefahr droht. Darüber hinaus kann eine Luftüberwachung sinnvoll sein. Übungsszenarien, die zumindest alle zwei Jahre stattfinden sollen, sind eine weitere elementare Säule, um sich gut auf Notfälle vorzubereiten. 

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