Wie sich ein Chemnitzer für den Erhalt der Stadtgeschichte einsetzt

Geschichte Andreas Hütter möchte Geschichtsbewusstsein in der Bevölkerung verstärken

Mittlerweile sind bereits über 270 Artikel von Andreas Hütter zur Chemnitzer Stadtgeschichte auf seiner Webseite erschienen. Sie decken ein großes thematisches Spektrum ab, von der Beschreibung der Stadt, von Gebäuden und Anlagen über Ausflugsziele und Persönlichkeiten des Chemnitzer Lebens bis hin zur Technik- und Luftfahrtgeschichte ist alles dabei. Oftmals geht es aber auch um bestimmte Anlässe, wie zum Beispiel Ereignisse zur Stadt- und Infrastrukturgeschichte. Je nach Text beträgt die Lesedauer zwischen drei und fünf Minuten. "Ich möchte die Vielfalt der Chemnitzer Historie in gebündelter Art und Weise präsentieren", erklärt der 54-Jährige.

"Von den Anfängen bis zur Gegenwart"

Bis heute versucht er jede Woche einen Beitrag für seine Projektseite zu verfassen, die er im August 2018 ins Leben gerufen hat. Darauf weist ein sogenannter digitaler Stadtatlas den Weg zu allen Artikeln. "Zu jedem Thema bilde ich die gesamte Geschichte ab, von den Anfängen bis zur Gegenwart", berichtet der Chemnitzer. Für die Erstellung seiner Beiträge benötigt er bis zu zehn Stunden. "Das Zeitaufwändigste ist natürlich die Recherche zu belastbaren Fakten, aber auch das Aussuchen und Bearbeiten von Fotos sowie die visuelle Gestaltung auf der Webseite nimmt einen nicht zu unterschätzenden Anteil ein", sagt er. Seine Informationen bezieht er hauptsächlich aus seiner umfangreichen privaten Sammlung, aus Digitalisierungen der Sächsischen Landesuniversitätsbibliothek in Dresden, aus alten Zeitungsartikeln, der Recherche in der Stadtbibliothek oder verschiedenen Onlinequellen. Außerdem geben private Sammler zur Chemnitzer Geschichte ihr Wissen und Dokumente jeglicher Art an ihn weiter.

15.000 Aufrufe

An seinem umfangreichsten Beitrag arbeitete er ganze 14 Tage. Dieser handelt über den Chemnitzer Fahrzeugpionier Hermann Michaelis. Sein meist aufgerufener Artikel befasst sich mit Diaaufnahmen aus den späten 1950er Jahren. "Bei jedem Artikel lerne ich etwas dazu. Es ist faszinierend, was man zu einzelnen Themen heute noch alles findet", sagt Andreas Hütter. Nach eigenen Angaben erreicht er mit jedem Bericht zwischen 500 und 600 Personen in den sozialen Netzwerken, teilweise auch in den USA, Australien oder Venezuela. Seine Webseite wird monatlich rund 15.000 mal aufgerufen, auf Facebook hat er mittlerweile 1000 Follower.

Seit Kindheit Geschichtsliebhaber

Dank seines Großvaters ist er schon seit seiner Kindheit an Geschichte interessiert. "Nach seinem Tod überließ er mir zahlreiche Landkarten und Wanderbücher. Mein Ansinnen war es, diese Sammlung stetig zu erweitern", berichtet er. Zu diesem Zweck besuchte er regelmäßig Flohmärkte und fand dabei weitere Geschichtsdokumente, die seine Sammlung anwachsen ließen. "Ich stellte dazu fest, dass die Geschichte der Stadt Chemnitz in vielen Publikationen einige Lücken aufweist". Um diese zu schließen, die geschichtliche Vergangenheit der Stadt Chemnitz für die Nachwelt aufzuarbeiten und das Geschichtsbewusstsein in der Bevölkerung zu stärken, gründete er sein Projekt zur Heimatgeschichte. Darin verwendet er in seinen Texten auch oftmals den historischen Wortlaut. Da er es als reines Hobby betreibt, verdient er damit kein Geld. Und ohne das Verständnis seiner Partnerin könnte er es auch nicht in diesem Umfang mit Leben füllen.

Kein Ende in Sicht

Zukünftig kann er sich vorstellen, bei Interesse zu bestimmten Themen auch Vorträge zu halten. Sorgen, dass ihm irgendwann der Stoff ausgeht, hat er nicht: "Es gibt gefühlt unendlich viel, worüber ich schreiben könnte. Da ist kein Ende in Sicht". Aufgrund seiner Reichweite treten auch immer mehr Menschen mit Vorschlägen an ihn heran. Ein Grund dafür ist seiner Einschätzung nach auch, dass sich viel zu wenige Menschen mit der Geschichte der Stadt befassen. Entsprechend bleiben auch notwendige Veröffentlichungen in Medien aus. Das möchte Andreas Hütter ändern: "Um es mit Helmut Kohls Worten zu sagen: Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten."

 

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