Zu viele Kita-Plätze: Chemnitz will fünf Einrichtungen dichtmachen

Bedarfsplan Bis 2027 sollen fast 500 Plätze wegfallen

Noch vor sechs Jahren fehlten in Chemnitz hunderte Kita-Plätze. Die Stadt ging in die Offensive, um den Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung gewährleisten zu können. Elf neue Einrichtungen wurden gebaut, vier Kitas grundsaniert. Unterm Strich entstanden 1.300 neue Plätze. Heute zeichnet sich ein anderes Bild: "Das Angebot übersteigt deutlich die Nachfrage", erklärte Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky am Dienstag. Die Stadt verzeichne seit einigen Jahren einen Geburtenrückgang. 4 Prozent weniger Neuankömmlinge waren es im Durchschnitt in den letzten fünf Jahren. Die Folge: Die Stadt lässt nun in fünf kommunalen Kindertageseinrichtungen bis spätestens 2027 den Betrieb auslaufen. Mit Blick auf die Neubauten der letzten Jahre sagt Ruscheinsky: "Kitabedarfsplanung ist eine kurzfristige Angelegenheit, weil sich der Bedarf bereits kurze Zeit nach der Geburt ergibt." Die Geburtenzahlen könne man nicht vorhersehen, weshalb die Bedarfsplanung in der Regel jährlich erfolge.

 

Wie laufen die Schließungen ab?

Geplant ist, ab diesen Sommer in fünf kommunalen Kindertageseinrichtungen keine neuen Kinder mehr aufzunehmen. Spätestens im Sommer 2027 sollen die Einrichtungen nach jetziger Kitabedarfsplanung dann vollständig schließen. Dies ergibt der aktuelle Kitabedarfsplan, der jährlich durch das Jugendamt erstellt wird, um den Platzbedarf in Kindertageseinrichtungen zu ermitteln. Über die Reduzierung der Kapazitäten soll der Stadtrat im Februar abstimmen.

 

Welche Kitas sollen geschlossen werden?

Von den Plänen betroffen sind die Kindertagesstätten "Luisenspatzen" an der Altendorfer Straße 25, "Kleeblatt" an der Albert-Schweitzer-Straße 71, "Zeisignest" an der Fürstenstraße 263-265, "Kaßberg-Zwerge" an der Weststraße 11 und die Kita an der Alfred-Neubert-Straße 55/57. In letzterer Einrichtung soll jedoch die Hortbetreuung für Kinder der Charles-Darwin-Grundschule weiter erhalten bleiben. Insgesamt reduziert sich das Kita-Angebot mit dem "schleichenden Auslaufen" um 486 Plätze. Die 30 Vollzeitkräfte werden in anderen Einrichtungen eingesetzt. Die Eltern der betroffenen Einrichtungen wurden laut Ruscheinsky zeitnah informiert. Das Jugendamt sei bei der Suche nach einem geeigneten Platz behilflich, falls für jüngere oder künftige Kinder ein geeigneter Betreuungsplatz benötigt wird.

 

Wie wurden die Einrichtungen ausgewählt?

Bei der Auswahl der zu schießenden Kitas spielte vor allem die "sozialräumliche Verträglichkeit" eine Rolle, erklärt die Sozialbürgermeisterin. Die Einrichtungen befänden sich in Gegenden die genug Alternativen mit kurzen Wegen bieten. Zudem waren Ausstattung und Zustand der jeweiligen Objekte ausschlaggebend. Bei vier Gebäuden sei eine bauliche Investition in den kommenden Jahren unvermeidlich gewesen. Das Objekt an der Fürstenstraße sei zudem lediglich angemietet. Der Vertrag laufe 2028 aus. Sollte sich der Bedarf in den kommenden Jahren entgegen der Prognose doch erhöhen, könnten die Objekte jederzeit wieder in Betrieb genommen werden.

 

Wie sind die kommunalen Kitas aktuell ausgelastet?

Aktuell stellt die Stadt Chemnitz für 64 Prozent der Chemnitzer Kinder im Krippenalter einen Betreuungsplatz zur Verfügung. Im Jahr 2022 wurde dieses Angebot jedoch nur von durchschnittlich 52 Prozent angenommen. Auch für Kinder im Kindergartenalter ist das Platzangebot größer als die Inanspruchnahme. "Wir haben jede Menge Luft nach oben", informiert Anette Stolp, Leiterin der Abteilung Kindertageseinrichtungen im Jugendamt. "Die Kinder können mittlerweile ganzjährig aufgenommen werden. Eltern müssen nicht mehr warten, bis ein Platz frei wird."

 

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