Capy-Krimi Vol. 43: Das Rentier

Weihnachtsmarkt in der Chemnitzer Innenstadt bis zum Tag vor Heiligabend. Ich denke noch nicht darüber nach, wo ich dann am Heiligen Abend meine Bratwurst und meinen Glühwein bekomme, wenn der Weihnachtsmarkt geschlossen hat. Erst einmal freue ich mich, dass ich in diesem Jahr ein lieber Junge sein und all meine Weihnachtsgeschenke auf dem Weihnachtsmarkt kaufen darf. Weil meine Freundin nicht mehr bei Kälte, Schneefall und Dunkelheit in das wohltemperierte Kaufhaus daneben fliehen, mich mit sich ziehen und zerren und ihre Geschenke dort erstehen kann. Das Kaufhaus gibt es ja nicht mehr.

Neun Rentiere gab es aber, also neun Angestellte irgendeiner Firma, die jedes Jahr ihre Weihnachtsfeier mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt unter den vielen kleinen bunten Lichtern beginnen, wie ich hörte. Meine Freundin hörte das nicht, die vernahm nur die Namen der von ganz oben bis zum Hals rentierisch verkleideten Leute. Der dünne Dasher war da, der Rudolph oder besser die Rudophine mit den hohen Stiefeln und den noch höheren Absätzen, ein richtig kräftiger und lautstark hungriger Cupid, der schweigsame Prancer, ein weiblicher Comet mit Schal, Vixen mit der Handtasche, die sonst wohl die Chefin und hier die Anführerin war, Donner im roten Anorak, der eher wie der Weihnachtsmann aussah, ein ständig fotografierender und dabei auch mich mit dem Blitz treffender Blitzen und eine Dancer, die das alles offenbar ziemlich doof fand, überhaupt nicht tanzte und sich wohl am liebsten unter einem Schlitten versteckt hätte.

Während sich meine Freundin auch so eine blinkende Rudolph-Rotnase wünschte, beobachtete ich Spürnase die Tierchen aus der Familie Hirsch an einem Räucherhäuschen-Büdchen mit einem unguten Gefühl. Und das trog nicht, denn kurz darauf waren die Verkäuferin dort traurig, eines der Rentiere mit einem gestohlenen echt erzgebirgischen Rauchgefäß weg und nur noch die entsetzten Prancer, Dancer, Vixen, Comet, Blitzen, Rudolph, Cupid und Dasher da …

Wisst ihr, wer der Täter war?

 

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