Es beginnt oft ganz harmlos. Vielleicht verzichtest du auf ein Hobby, um mehr Zeit mit deinem Partner zu verbringen, oder du passt deine Vorlieben an, um Konflikte zu vermeiden. Nach und nach stellst du fest, dass du nicht mehr dieselbe Person bist, die du vor der Beziehung warst - du hast dich selbst verloren. Doch wie kommt es dazu? Und vor allem: Wie findest du wieder zu dir selbst zurück?
Die langsame Anpassung: Warum wir uns selbst aufgeben
In jeder Beziehung sind Kompromisse notwendig. Doch es kann passieren, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse immer weiter in den Hintergrund stellen, um dem anderen zu gefallen oder Konflikte zu vermeiden. Es beginnt oft mit kleinen Dingen: Du änderst deine Essensgewohnheiten, hörst andere Musik oder gibst Aktivitäten auf, die dir einst Freude bereitet haben. Diese schleichende Anpassung führt oft dazu, dass du einen Teil deiner Identität verlierst.
Die Gefahr der Selbstaufgabe: Wo hört Anpassung auf und wo beginnt der Verlust?
Es ist gesund, sich in einer Beziehung bis zu einem gewissen Grad anzupassen. Doch wann wird aus dieser Anpassung Selbstaufgabe? Ein Alarmsignal ist, wenn du merkst, dass du regelmäßig Dinge tust, die dich nicht glücklich machen - nur um den Partner zufriedenzustellen. Oder wenn du dich selbst im Spiegel kaum wiedererkennst. Diese stillen Opfer führen oft zu Frustration, die sich in unvorhergesehenen Konflikten entladen kann.
Der Weg zurück: Wie du herausfindest, was dir fehlt
Der erste Schritt, um dich selbst wiederzufinden, ist Reflexion. Stelle dir die Frage: Welche Teile von dir hast du in der Beziehung aufgegeben? Was fehlt dir? Es kann hilfreich sein, sich an frühere Leidenschaften und Hobbys zu erinnern, die du aus den Augen verloren hast. Vielleicht hilft es dir, diese alten Interessen wieder aufzugreifen, um dich selbst wieder zu spüren.
-
Du kannst Nähe und Freiheit vereinen. Foto: Midjourney
Konkrete Schritte:
- Schreibe eine Liste: Setz dich hin und schreib eine Liste mit den Dingen, die dir früher Freude bereitet haben. Frage dich, wie viele dieser Dinge du heute noch tust.
- Verbringe Zeit alleine: Nimm dir bewusst Zeit für dich selbst, ohne den Partner. Nutze diese Zeit, um alte Hobbys wieder aufzunehmen oder einfach darüber nachzudenken, was dir wirklich wichtig ist.
- Frage dich: "Wenn ich ehrlich zu mir bin, fühle ich mich in dieser Beziehung noch als ich selbst? Oder habe ich mich so sehr angepasst, dass ich meine eigenen Bedürfnisse nicht mehr kenne?"
-
Nur wenn du dir treu bleibst, kann deine Liebe wachsen. Foto: Midjourney
Kommunikation: Wie du über deine Bedürfnisse sprichst
Es kann schwer sein, deinem Partner zu erklären, dass du dich selbst verloren hast - vor allem aus Angst, ihn zu verletzen. Doch es ist entscheidend, diese Gespräche zu führen, bevor die aufgestaute Frustration die Beziehung belastet.
Vorschläge für die Kommunikation:
- Beginne das Gespräch offen und ehrlich: "Ich habe das Gefühl, dass ich in den letzten Jahren Teile von mir aufgegeben habe. Ich möchte mit dir darüber sprechen, wie wir beide wieder mehr Raum für unsere individuellen Bedürfnisse schaffen können."
- Betone das Positive: Mache deinem Partner klar, dass es nicht um Vorwürfe geht, sondern darum, die Beziehung zu verbessern, indem ihr beide mehr ihr selbst sein könnt.
- Schlage konkrete Veränderungen vor: "Ich möchte wieder mehr Zeit für mich selbst haben, zum Beispiel für mein altes Hobby. Vielleicht könnten wir feste Zeiten einplanen, in denen wir getrennt unseren Interessen nachgehen."
Selbstfürsorge: Warum es so wichtig ist, dir selbst treu zu bleiben
Selbstfürsorge bedeutet nicht Egoismus. Eine gesunde Beziehung basiert darauf, dass beide Partner ein erfülltes Leben führen - auch außerhalb der Beziehung. Dazu gehört, regelmäßig Zeit für sich selbst einzuplanen, Freundschaften zu pflegen und eigene Interessen weiterzuverfolgen. Nur wenn du dir selbst treu bleibst, kannst du auch in der Partnerschaft dein volles Potenzial entfalten.
Konkrete Maßnahmen:
Plane regelmäßige "Me-Time": Ob es ein Abend pro Woche ist, den du nur für dich nutzt, oder ein Wochenende im Monat, das du mit Freunden oder alleine verbringst - finde heraus, was dir gut tut, und mach es zu einer festen Gewohnheit.
Pflege alte Freundschaften: Oft vernachlässigen wir unsere Freundschaften, wenn wir in einer Beziehung sind. Nimm dir bewusst Zeit, um alte Freunde zu treffen, ohne den Partner.
Investiere in deine Hobbys: Auch wenn es nur eine Stunde pro Woche ist - kehre zu den Aktivitäten zurück, die dich glücklich gemacht haben, bevor du in die Beziehung eingetreten bist.
Abschließend möchte ich euch ans Herz legen:
Es ist leicht, sich in einer Beziehung zu verlieren, aber genauso gut ist es möglich, wieder zu sich selbst zu finden. Indem du deine eigenen Bedürfnisse erkennst, sie offen kommunizierst und bewusst Zeit für dich selbst einplanst, schaffst du eine Balance zwischen Nähe und Eigenständigkeit. Denn nur wenn du dich selbst treu bleibst, kannst du auch in der Partnerschaft authentisch und glücklich sein.
Vielen Dank fürs Lesen!
Wenn ihr Fragen zu Beziehungen habt oder eure eigenen Erfahrungen teilen möchtet, freue ich mich, von euch zu hören. Schreibt mir gerne eine E-Mail an [email protected]. Ich beantworte die Fragen persönlich oder greife sie in einem meiner nächsten Artikel auf.
Herzlichst,
Frida Maiwald