Virginia Gruber hatte keine Ahnung. "Meine Mama hat den Stein ins Rollen gebracht, mir den Link geschickt und jetzt soll ich Tattoo-Model-der-Woche werden?" Ja. So läuft es fast immer. Die meisten Tätowierten melden sich nicht selbst an sondern werden von Freunden und Familie angestupst. "Ich muss nicht im Rampenlicht stehen. Aber das, was ich auf der Haut trage, das zeige ich natürlich gern", sagt die 28-jährige Plauenerin.
Ihr Kind ist ihre ganz große Liebe
Die junge Frau wirkt ganz schön taff. Sie geht scheinbar ganz gerade durchs Leben. "Ich bin in der Ostvorstadt aufgewachsen. Da ist es gut, wenn du etwas Selbstbewusstsein mitbringst", lacht Virginia und erzählt von ihrem schönen Wohngebiet und der Kemmleroberschule. Dort galt Sportlehrer Ronald Müller als Legende: "Die Virginia ist eine ganz Liebe, die hat doch später beim Kardiologen gearbeitet als Empfangsschwester", weiß Ronald, der sich sofort an das nette Mädel erinnert. Stimmt. Die Medizinische Fachangestellte hat ihre Ausbildung bei Dr. Normann Haßler jr. absolviert und ist heute als Arzthelferin im Vogtlandklinikum tätig. Früh ist die Plauenerin Mama geworden. Mit 21 Jahren schon. Nun spielt ihr Kind auch wie der Papa und der Onkel damals Fußball.
Auch Papa Sylvio und Onkel Steffen haben bei Wacker gespielt
"Der Sport ist unser Leben", sagt Virginia und erinnert sich an einen gewissen Wolfgang Colmar. Der leider viel zu früh verstorbene Sportlehrer der Astrid-Lindgren-Grundschule hat viele Schüler für den Sport begeistert. "Mich auch. Ich hab Leichtathletik gemacht", berichtet Virginia. Ganz nebenbei erwähnt sie dann, dass ihr Papa Sylvio und Onkel Steffen bei der Wacker gespielt haben. An die Wetzel-Brüder erinnern sich die Fans von damals noch genau. 1989 erlebten 1.200 Zuschauer den grandiosen Aufstieg der "Ost" in die Bezirksklasse, damals 4. Liga in der ehemaligen DDR.
"Mama ist stolz auf meine Körperkunst"
Über ihre Tattoos und ihr Aussehen mag Virginia eigentlich gar nicht groß sprechen. "Ich bin doch nichts Besonderes. Und von meinen Tattoos war meine Mama anfänglich überhaupt nicht begeistert", schmunzelt die Vogtländerin. Nicht ganz unberechtigt: Mama Sylvia monierte unter anderem, dass ihre Kleine quasi gleich am ersten Tag nach ihrem 16. Geburtstag die Chance nutzte und sich von Star-Tätowierer Andreas Kuthe erstmals verzieren ließ. "Heute ist meine Mama stolz auf meine Körperkunst. Ich hab sie ganz schön dolle lieb, weil sie immer alles für mich getan hat, was möglich war", hofft Virginia, dass dieser Satz im heutigen Artikel stehenbleibt.
"Oma Billa ist für immer bei mir"
Auch Oma Billa ist für die junge Frau ganz wichtig. "Kurz nachdem die liebe Oma für immer eingeschlafen war, hab ich sie auf meinem Körper verewigen lassen. Jetzt trage ich sie mein Leben lang bei mir", erzählt Virginia. Auch die Geburtszeit von ihrem Kind kann man auf ihr ablesen. Angefangen hatte alles mit einem kleinen Vogel. "Ich mag auch Blumen und Mandalas. Aber eigentlich kann sich das doch jeder selbst ansehen, was mir gefällt. Dann müssen wir da gar nicht groß drüber sprechen", lacht Virginia, die übrigens ganz oft mit ihrer Hündin Bacon in Ostvorstadt und Mammengebiet zu sehen ist. Die Old English Bulldog passt perfekt zur lebenslustigen jungen Frau.
Virginia hat alles an Geld gespart, was sie zur Seite legen konnte
Ihre Körperkunst hat übrigens viel Geld gekostet. Alle Prämien, sämtliche Gutscheine und Geldgeschenke: "Ich habe alles gespart, was möglich war, um meinen Traum bezahlen zu können. Es sind vermutlich fast 20.000 Euro. Aber genau wissen möchte ich das nicht." An ihre Haut lässt Virginia übrigens nur Wasser und Tätowierer Max Friebe vom Studio Tears.