Sommersonnenwende: Von tanzenden Elfen und dem Himmelsäquator

Astronomie Was ist eine Sonnenwende?

Die wärmste Zeit im Jahr beginnt und damit auch die Besuche im Freibad, das Eisessen und sechs Wochen Ferien stehen vor der Tür. Denn heute ist Sommersonnenwende und damit auch astronomischer Sommeranfang.

Doch was genau ist eigentlich eine Sonnenwende?

Die Sonnenwende ist der Zeitpunkt, an dem die Sonne den größte Abstand zum Himmelsäquator (siehe zweites Foto), also zur Projektion des Äquators in den Weltraum, aufweist. Sonnenwenden finden überall auf der Erde zweimal im Jahr statt und markieren den Winter- beziehungsweise Sommerbeginn. Auf der Nordhalbkugel, auf der auch wir uns befinden, findet die Sommersonnenwende zwischen dem 20. und dem 22. Juni statt, während dieser Zeitpunkt auf der Südhalbkugel den Winteranfang darstellt. Der Zeitraum zwischen dem 21. und dem 22. Dezember definiert bei uns den Tag der Wintersonnenwende. 

Im Laufe des Jahres kommt es zu Veränderungen in der Höhe des Sonnenstandes zum Mittag, aus denen die, uns bekannten, Jahreszeiten resultieren. Während die Sonne im Sommer mehr als zwölf Stunden über dem Horizont verweilt und mittags hoch steht, ist es im Winter umgekehrt. Dies wirkt sich sowohl auf die Sonnenenergie, die auf die Erde trifft und damit die Temperaturverhältnisse der einzelnen Jahreszeiten aus, sondern auch auf die Tag-Nacht-Längen.

Der Tag der Sommersonnenwende ist für uns der längste Tag des Jahres und folglich haben wir auch die kürzeste Nacht des Jahres.

Kulturelles rund um die Sommersonnenwende

Schon die Römer und Griechen orientierten sich an den Sonnenwenden, welche sie als Solstitium ("Stillstand der Sonne") bezeichneten, um die richtigen Zeitpunkte für das Säen und Ernten zu treffen. Auf der Nordhalbkugel nehmen wir die klimatischen Veränderungen deutlicher wahr als auf der Südhalbkugel, weshalb die Kulturkreise im Norden bereits seit der Frühzeit Feste und Riten durchführten, um die Sommersonnenwende und die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu feiern.

Tanzende Elfen und Träume vom Heiraten in Schweden

In Schweden ist "Midsommar" das zweitgrößte Fest nach Weihnachten. Die Bewohner feiern es mit Familie, Freunden und Nachbarn. Am Mittsommerabend wird ein Baumstamm mit grünen Blättern geschmückt und anschließend aufgerichtet. Anschließend wird im Kreis um ihn herum getanzt. Zum Fest ziehen sich die Mädchen und Frauen meist weiße Kleider an, viele tragen auch Trachten. Früher glaubte man, dass die Natur in der Mittsommernacht magisch wäre, Elfen tanzen würden und Trolle hinter Bäumen stünden. Der Morgentau könne kranke Tiere und Menschen heiraten, weshalb man diesen sammelte und auch zum Backen von Brot und Brötchen nutzte. Ein weiteres Ritual ist das Pflücken von sieben Sorten wilder Blumen von sieben verschiedenen Riten. Unverheiratete Mädchen legen diese anschließend unter ihr Kopfkissen. Dann träumen sie in der Nacht von demjenigen, den sie irgendwann mal heiraten werden.

Brennende Strohhexe und Volkslieder in Dänemark und Norwegen

In Dänemark und Norwegen feiert man am 23. Juni, dem Vorabend des Johannistages, mit einem großen Feuer das Sankt-Hans-Fest. In Dänemark wird dabei auch eine Strohhexe verbrannt. Das Feuer soll die bösen Kräfte fernhalten. Nach dem Anstecken des Feuers wird dort Midsommervisen (Mittsommerweise) gesungen. In vielen Orten werden zusätzlich Fackel- und Laternenumzüge durchgeführt.

Kümmelkäse und Bier in Lettland

In Lettland wird Jāņi vom 23. zum 24. Juni als populärster Feiertag begangen. Die Mythologie aus Lettland besagt, dass alle Gräser und Blumen, welche am Tag vor Mittsommer gesammelt werden, spezielle Heilkräfte für Menschen und Tiere haben. Sie werden in Kränze geflochten und zu Sträußen gebunden. Die Frauen schmücken sich mit Blumenkränzen, während Männer Kränze aus Eichenlaub tragen. Die Kränze werden außerdem an Türen, Toren und Stallungen gehängt und sollen die Fruchtbarkeit der Natur widerspiegeln. In mehreren tausend Liedern werden die Saule (Sonne), der Jānis (Sohn Gottes), sowie die Jāņu māte und Jāņu tēvs ("Johannesmutter" und "Johannesvater", die Hausherren eines jeden Gehöfts) besungen. Die Jāņa bērni ("Johanneskinder") ziehen mit Kränzen und Gräsern geschmückt von Hof zu Hof, verlangen nach der traditionellen Mittsommer-Mahlzeit, die aus Kümmelkäse und Bier besteht, und wünschen Glück, Segen und Fruchtbarkeit. Der Höhepunkt ist das Johannesfeuer, welches vor dem Sonnenuntergang angezündet wird und bis zum Sonnenaufgang in Gang gehalten wird. 

 

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