Bücher sind ein großer Bestandteil meines Lebens, doch während ich mich lange Zeit primär auf das Lesen von Geschichten konzentriert habe, versuche ich mich seit ein paar Jahren auch selbst im Schreiben eigener Romanhandlungen. Im Austausch mit anderen Hobbyautoren ist mir dabei aufgefallen, dass das Verfassen und Publizieren eigener Ideen mit großen Hindernissen verbunden ist und dass der Weg vom hobbymäßigen Schreiber zum professionellen Autor nicht so einfach ist, wie es von Außenstehenden oftmals wahrgenommen wird.
Fluch und Segen
Mit Worten umgehen und ihnen Bedeutung verleihen zu können, aus einfachen Sätzen ganze Geschichten zu spinnen und mit Buchstaben Gefühle zu vermitteln, wird gleichermaßen als Fluch und als Segen betrachtet. Als ich mit dem Schreiben begann, hegte ich den Gedanken, dass es nur wenige Menschen gibt, die ein ähnliches Talent besitzen. Allerdings erwies sich das relativ schnell als jugendliche Naivität, denn es gibt unzählige Menschen, die in ihrer Freizeit Gedanken und Gefühle in bewegende und ausdrucksstarke Texte verpacken. Und es ist ernüchternd zu wissen, dass es immer jemanden geben wird, der sich besser auszudrücken weiß, der eine Idee entwickelt, die hunderte Leser begeistert oder der das nötige Geld besitzt, um sich seinen Traum zu erfüllen und ein eigenes Buch zu veröffentlichen.
Große literarische Vielfalt
Um zu wissen, dass man nicht der einzige Schriftsteller auf dieser Welt ist, muss man nur in die nächste Buchhandlung gehen und sich die vielfältigen Auslagen anschauen. Es gibt Unmengen Bücher zu kaufen. Ein riesiges Angebot von Geschichten und Erzählungen, die nur darauf warten, den passenden Leser zu finden. Und natürlich: Man selbst möchte sein eigenes Buch auch gern zwischen den Bestsellern stehen sehen, aber bei diesem Spektrum an Möglichkeiten wird der Traum immer kleiner und die Zweifel immer größer. Wie soll man sich denn hier von all den bekannten und preisgekrönten Autoren mit seinem Werk abheben?
Problem 1: Die Abgrenzung
Um überhaupt die Chance zu erhalten, einen Fuß in die Welt der Autoren zu setzen und der Publikation seines eigenen Werkes näher zu kommen, braucht es eine einzigartige Idee. Der Kerninhalt der Geschichte sollte sich nicht nur von bereits publizierten Bücher abheben, nein, er muss es sogar, um in der literarischen Welt bestehen zu können. Viel zu oft habe ich bereits Klapptexte gelesen, die sich kaum von denen der daneben liegenden Bücher unterscheiden. Selbstverständlich sind die Details verschieden, aber das Grundgerüst der Handlung bleibt gleich. Habe ich also eine Geschichte gelesen, kenne ich sie alle. Das sollte natürlich nicht passieren, wenn man sein Buch verkaufen möchte.
Beispiel
Vor allem bei jungen Lesern sind die Genre Romance und Fantasy oder die Mischung aus beiden, Romantasy, derzeit besonders beliebt. In den Büchern tritt beispielsweise vermehrt das Setting einer Akademie oder mystische Kreaturen wie Drachen, Götter oder Vampire auf. Ähnelt meine Idee denen der anderen, sollte ich gut überlegen, was ich an meiner Geschichte verändern könnte. Wäre es vielleicht spannender, neue Kreaturen zu erfinden, anstatt mich auf Altbekannte zu stützen oder würde es helfen, den Handlungsort der Geschichte zu verändern, um Lesern aufzufallen und sie neugierig auf den Inhalt zu machen?
Problem 2: Die Publikation
Die Ideenfindung und Konzeptualisierung ist für Menschen, die ein gewisses Talent zum Schreiben besitzen, das kleinste Problem. Das Schreiben der Geschichte, die Entwicklung der Figuren und das Vorantreiben der Handlung ist ein spaßiger Prozess. Das Drama beginnt normalerweise erst dann, wenn man die Geschichte beendet hat und sich auf die Suche nach einem geeigneten Verlag begibt. Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich meinen ersten Roman schrieb und voller Hoffnung, dass er schnell und unkompliziert veröffentlicht werden kann. Ich war nie zuvor mit der Arbeit von Verlagen in Kontakt gekommen und wusste daher nicht wie kräftezehrend und komplex die Suche werden würde.
Der klassische Weg
Der klassische, wenn auch nicht mehr der einzige Weg, ein Buch zu veröffentlichen, führt natürlich über die Suche nach einem Verlag, der sich das Werk annimmt und bereit ist, es zu publizieren. In der Theorie klingt es ganz einfach: Ich kontaktiere den Verlag, reiche gewünschte Unterlagen ein und bekomme eine Ab- oder Zusage. Die Praxis ist wie immer komplexer. In Deutschland gibt es rund 3.000 Buchverlage (Statistisches Bundesamt, 2023). Darunter zählen riesige Verlagsgruppen wie Penguin Random House oder bekannte Verlage wie dtv, Carlsen, Piper, Ravensburger und Knaur. Erfahrungsgemäß sind diese Herausgeber oftmals stark überlastet, weil sie tagtäglich mit Manuskripten überhäuft werden, sodass die Wartezeit auf eine Rückmeldung über ein halbes Jahr betragen kann. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass es keine einheitlichen Bewerbungsmethoden gibt, sondern jeder Verlag andere Unterlagen verlangt.
Exposé, Leseprobe oder doch ein Promo-Video?
Als ich mich damals zu bewerben begonnen habe, wurde von den meisten Verlagen ein ausführliches Exposé mit Handlungsverlauf, Figurencharakteristika sowie -entwicklung verlangt und eine ausdrucksstarke Leseprobe in Form von zwei bis drei Kapiteln. Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert und das Interesse an ausgefalleneren Bewerbungen ist gestiegen. Vor allem im Zusammenhang mit den Vermarktungsmöglichkeiten auf den Sozialen Medien ist es wichtig geworden, beispielsweise in Form eines Promotionvideos oder mithilfe eines kurzen Pitchs die Besonderheit seiner Idee hervorzuheben. Die Selbstvermarktung und Anpreisung sollte dabei nicht unterschätzt werden, da sie besonders viel Zeit in Anspruch nimmt.
Neben der Bewerbung bei bekannten Verlagen lohnt es sich, auch die kleineren, unbekannteren Herausgeber unter die Lupe zu nehmen und zu recherchieren, ob einer dieser Verlage vielleicht sogar besser zum eigenen Buch passen würde. Ich selbst habe damals bei den kleineren Verlagen mehr Glück gehabt.
Nicht aufgeben!
Wenn Fremde die geschriebene Geschichte lesen, ist das ein wenig anders, als bei Freunden und Verwandten. Menschen, die einem nahestehen, wissen, wie viel Herzblut und Leidenschaft darin steckt und halten sich mit Kritik oftmals zurück. Deshalb ist der Schock umso größer, wenn die ersten Absagen ins Haus flattern und zu Beginn jeder Verlag das Buch ablehnt. Ich weiß aus Erfahrung wie niederschmetternd und ernüchternd das sein kann, allerdings sollte man sich davon nicht unterkriegen lassen. Wichtig ist, die Absagen nicht persönlich zu nehmen und die konstruktive Kritik der Verlage umzusetzen, damit die nächste Bewerbung erfolgreicher wird. Und auch wenn es schwerfallen mag, ist es wichtig, weiterzumachen, nicht aufzugeben und vielleicht über andere Wege nachzudenken.
Der neue Weg
Immer häufiger wird auch die Möglichkeit genutzt, über Self-Publishing das Buch zu veröffentlichen. Es gibt ein paar Anbieter wie BoD oder Amazon. Besondere Vorteile sind hier beispielsweise zum einen die schnelle Verfügbarkeit des Buches auf dem Markt und zum anderen, dass man nicht auf die Zusage eines Verlags angewiesen ist. Allerdings stellt sich die Gewinnung von Lesern und die Vermarktung der Geschichte als große Herausforderung dar. Man ist quasi nicht mehr nur der Autor, sondern auch der Verleger, der sich mit dem Lektorat, der Formatierung und dem Coverdesign auseinandersetzen muss. Dies ist wieder eine sehr zeitaufwendige Aufgabe und erfordert einiges an Geschick.
Hilfreich für die Selbstvermarktung
Wenn man sich selbst um das Marketing kümmert, ist es wichtig, sich eine starke Online-Präsenz zu schaffen. Soziale Medien wie TikTok oder Instagram eignen sich gut, um bereits mit künftigen Lesern in Kontakt zu treten und sich eine Community aufzubauen. Vor allem unter den Hashtags #Booktok und #Bookstagram teilen tagtäglich Autoren und Influencer Bücher und Empfehlungen mit ihren Followern. Häufig besprochene und gut bewertete Bücher lösen einen Hype bei den Lesern aus. Mittlerweile ist dies so verbreitet, dass Verlage und Buchhandlungen bereits mit den Hashtags Werbung machen. Allerdings ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt und der erfolgreiche Einstieg in Soziale Medien erfordert wiederum einiges an Zeit und Können.
Neben den Sozialen Medien spielt natürlich die prägnante Buchbeschreibung und ein ansprechendes Cover ebenso eine wichtige Rolle wie die Zusammenarbeit und Kooperation mit Buchbloggern sowie die Teilnahme an Messen und Veranstaltungen. Kurz gesagt: Um in den Köpfe der Leser zu gelangen, ist vor allem eine starke Präsenz erfolgsversprechend.
Problem 3: Die Finanzierung
Erhält man nun eine Zusage von einem der Verlage, bedeutet dies nicht immer etwas Gutes. Mein erster Vertrag, der mir angeboten wurde, verlangte von mir mit 6.000 Euro in Vorkasse zu gehen. Die Verlage sichern so finanziell ab, falls sich das Buch nicht gut vermarkten lässt. Als 15-Jährige blieben mir da natürlich nicht viele Möglichkeiten, außer die Chance vorbeiziehen zu lassen, denn Vertrag ist nicht gleich Vertrag. Die Rahmenbedingungen und Konditionen sollten genauestens geprüft werden, bevor man sich an einen Herausgeber bindet. Besonders sollte dabei auf die Tantiemen geachtet werden. Je nach Buchformat und Aufwand der Gestaltung kann der Richtwert zwischen 5 und 10 Prozent schwanken und ist meist an Bedingungen geknüpft. Der Prozentsatz kann beispielsweise niedrig angesetzt werden und erhöht sich erst ab einer gewissen Anzahl verkaufter Exemplare.
Günstiger, aber besser?
Self-Publishing kann eine günstigere Alternative zu klassischen Verlagen sein. Hierbei muss man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass man einen Großteil der Aufgaben bis zur Publikation selbst ausführen und dabei natürlich eine Menge an Zeit opfern muss. Die Entscheidung, welchen Weg der Veröffentlichung man geht, muss deshalb vor allem danach entschieden werden, wie viel Freizeit man neben seinem täglichen Leben zur Verfügung stehen hat, um seinem großen Traum einen Schritt näher zu kommen.
Aufmerksam machen
Lässt man die Verlage außer Acht, gibt es natürlich noch andere Möglichkeiten, auf sich und sein Talent aufmerksam zu machen. Es kann beispielsweise helfen, an Schreibwettbewerben und/oder literarischen Projekten teilzunehmen oder auf Plattformen wie Wattpad eine kleine Fangemeinde um sich zu scharen. Dabei kann auch die Chance entstehen, die Aufmerksamkeit von literarischen Agenten auf sich zu ziehen, die an ausdrucksstarken Talenten interessiert sind. Wichtig ist nur, sich nicht zu verstecken und sein Talent mit der Welt zu teilen.
Deinen Weg finden
Als Autor hat man nicht nur einen Weg zur Verfügung stehen. Es kommt darauf an, was man erreichen möchte. Möchte ich gern im Bestseller-Regal neben bekannten Autoren stehen, werde ich nicht ringsherum kommen, Geld und Zeit in die Hand zu nehmen. Reicht es mir, meine Geschichte bloß als Buch gebunden in den Händen zu halten und sie mit einer ausgewählten Community zu teilen, kann ich an Ressourcen einsparen und einen Großteil der Publikation selbst übernehmen.
Egal, welche Entscheidung man trifft, wie weit und hart der Weg auch sein mag, es ist wichtig an seinen Träumen festzuhalten und nicht aufzugeben. Zweifel niemals an deinem Talent und zeig der Welt, was du zu bieten hast. Denn vielleicht schlummert in deiner Schreibtischschublade ja der nächste Bestseller.