Wer wollte nicht schon immer einen Urlaub so planen, bei dem man sich nicht zwischen Meer und Berge, zwischen Stadt und Dorfleben oder zwischen Ruhe und Ekstase entscheiden musste. In ein Land verreisen, das einen in seiner wahren Idylle verschluckt und bei dem man morgens aufwacht und weiß, dass man sich für den richtigen Urlaubsort entschieden hat. Genau in so ein Land hat es mich verschlagen - nach Albanien.
Ein Flug bestimmt das Ziel
Da ich kurz vor meinen Semesterferien stand und unbedingt mal wieder verreisen wollte, setzte ich mich mit einigen Freundinnen und Freunden zusammen. Wir entschieden uns auf eine völlig banale Weise für unser nächstes Reiseziel, indem wir uns den günstigsten Flug suchten, den wir im Internet fanden. Unsere Wahl fiel auf Albanien, mit einem Preis von 71 Euro für den Hin- und Rückflug. Anschließend wurden noch Autos gemietet, ein Airbnb gebucht und schon ging es los. Den folgenden Reisebericht möchte ich mit privaten Eindrücken und meiner Meinung über Albanien füllen, sowie Tipps an alle geben, die schon immer mal Urlaub im Balkan machen wollten - damit auch eure Reise unvergesslich wird.
Tag 1: Tirana - Eine Stadt zwischen Geschichte und Moderne
Tirana war für mich eine äußerst belebte und interessante Stadt. Wie in vielen balkanischen Städten ist auch Tirana von sozialistischer Architektur geprägt. Plattenbauten und funktionale Wohnblöcke ziehen sich durch viele Viertel der Stadt. Doch wer genauer hinsieht, findet hin und wieder architektonische Elemente aus dem italienischen Neoklassizismus. Während der italienischen Besatzung unter Mussolini, wurde Tirana stark verändert. Besonders gefallen haben mir das Bauwerk "The Cloud" - eine moderne Kunstinstallation inmitten von Tirana, die gerne für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird und die "Enver Hoxha Pyramid". Von hier aus hat man einen weiten Blick auf die albanische Hauptstadt. Tirana hat außerdem einen großen Bazar, der sich über eine lange Straße zieht und auf dem man frisches Obst und Gemüse, sowie albanische Köstlichkeiten kaufen kann. Wer sich hier so richtig touristisch fühlen will, dem empfehle ich den Skanderbeg Platz, im Herzen von Tirana. Hier befindet sich die bekannte "Et'hem-Bey Moschee", sowie die Oper, das Nationalmuseum und die Auferstehungskathedrale.
Tag 2: Grüße nach Chemnitz aus der Ferne
Unseren zweiten Urlaubstag haben wir entspannt in unserer Unterkunft in Shkafane begonnen, da wir nichts weiter als einen Badetag am Strand geplant hatten. Jeden Morgen sind wir gemeinsam zu einem See gelaufen, der sich in unmittelbarer Nähe unseres Hauses befand. Die Einheimischen nannten diesen See "liqeni i fushe krujes". Am Strand "Plazhi Hamallaj" angekommen, verewigten wir uns zuerst mit einem "I love Chemnitz" und da wir mitten im März dort waren, hatten wir den Strandabschnitt so gut wie für uns allein. Lediglich einige Fischer und streunende Hunde leisteten uns Gesellschaft. Auf dem Rückweg in die Unterkunft, wurden wir von einer Schafsherde auf der Straße im Ort begrüßt.
Tag 3: Kap Rodon - Ein verstecktes Juwel an Albaniens Küste
Am dritten Tag unserer Reise entschieden wir uns, eine Landzungenwanderung im Gebiet "Shetaj" zu machen. Zuerst fiel uns ein Besuch in der Hafenstadt Durres ein, doch wir wollten mehr in die Natur und stießen auf den "Rodonit Road" - eine Wanderroute mit einer Mischung aus Kultur, Natur und unzähligen Bunkeranlagen. Dieser Ausflug war mein persönliches Highlight. Die fast zehn Kilometer in das Mittelmeer ragende Landspitze wird auf Deutsch Kap Rodon genannt. Im Grunde gibt es auf dieser Strecke einige Sehenswürdigkeiten, wenn man sie so nennen will, zum Beispiel die Festung Skanderbegs, eine Burgruine mit Ausblick aufs Meer. Unbedingt erwähnen möchte ich noch die Bunkeranlagen, die sich an vielen Stellen der Strecke befinden. Die für Albanien typische runden Betonbunker, welche in der Erde und in den Sand eingelassen wurden, sind während der kommunistischen Ära unter Enver Hoxha in den 70er Jahren errichtet worden, um das Land vor vermeintlichen äußeren Bedrohungen zu schützen. Viele dieser Bunker befinden sich bis heute direkt am Strand oder in unmittelbarer Umgebung und bietet vielen Besuchern einen Einblick in die albanische Geschichte, die sich während des Kalten Krieges ergeben hat. Vor Ort konnten auch wir die Bunkeranlagen problemlos besteigen und eigenständig erkunden.
Tag 4: Die Festung von Kruja - Ein historischer Rundgang
Auf dem Rückweg unserer Landzungenwanderung, sind wir anderen Touristen mit deutschsprachigen Wurzeln und ihrem albanischen Begleiter, mit Französischkenntnissen begegnet. Dadurch konnten wir uns, teils mit Sprachkenntnissen aus der Schulzeit, teils mit Händen und Füßen, verständigen. Die kleine Reisegruppe erzählte und von der Kleinstadt "Kruja". Basierend auf diese Empfehlung haben wir uns entschieden, diesem Ort einen Besuch abzustatten. Unser eigentliches Ziel für diesen Tag war die Grabstätte von Sari Saltuk auf einem Berg oberhalb der Stadt Kruja. Leider war es an diesem Tag zu windig, weshalb wir uns gegen eine Wanderung auf den Berg entschieden haben. Deshalb sind wir unten in der kleinen Gemeinde im nördlichen Mittelalbanien geblieben. Besonders fasziniert hat uns die Festung von Kruja auf den Burgfelsen der Stadt und die Häuser, die sich um die Anlage herum erstrecken. In der Spornburg haben wir einen Einheimischen kennengelernt - Sammy, ein Arbeiter im Ort. Dieser hat uns erzählt, dass Skandebeg während des Kampfes gegen die Osmanen im 15. Jahrhundert dort gelebt und gekämpft hat. Die Festung von Kruja diente damals als strategischer Stützpunkt. Für alle die sich eher weniger für Geschichte und mehr für das Shoppingerleben in Kruja interessieren, dem kann ich den alten Basar von Kruja empfehlen, bei dem man durch die Straßen des kleinen Ortes schlendern und handgefertigte Kunsthandwerke, traditionelle Kleidung oder Teppiche und Antiquitäten kaufen kann.
Tag 5: Ein Tag am Meer - Durrës und seine Sehenswürdigkeiten
Unseren letzten Urlaubstag verbrachten wir in Durrës. Die lebendige Küstenstadt Albaniens ist direkt am Wasser gelegen und beeindruckt mit ihrem venezianischen Turm, einem Relikt aus der Zeit der Seerepublik, das heute als beliebter Aussichtspunkt dient. Ein weiteres Highlight ist das Amphitheater von Durrës, eines der größten römischen Bauwerke auf dem Balkan, das einst bis zu 20.000 Zuschauer fasste. Wer die Umgebung erkunden möchte, kann mit dem Auto entlang der malerischen Landzunge fahren und dabei spektakuläre Ausblicke auf das Adriatische Meer genießen.
Was sich am Ende über Albanien sagen lässt
Zusammenfassend kann ich sagen, dass Albanien mich gegen meine Erwartungen sehr positiv überrascht hat. Das Land ist reich an Geschichte, beeindruckender Natur und Gastfreundschaft. Besonders die Herzlichkeit, mit welcher uns die albanischen Einheimischen entgegengekommen sind, hat mir einen optimistischen Eindruck hinterlassen. Wir kamen oft auf den Feldern, am Straßenrand bei unseren Pausen oder in den kleinen örtlichen Supermärkten mit den Albanern ins Gespräch. Auch wenn die Einwohner in dem Ort, in dem wir gelebt haben, offensichtlich Touristen nicht gewohnt waren, haben sie immer versucht, mit uns zu kommunizieren, auch wenn das manchmal nur mit Händen und Füßen möglich war. Sie waren weder scheu noch unfreundlich und das, obwohl wir als bunter Trupp deutscher Studenten das Dorfleben mit Sicherheit ziemlich aufgewühlt haben. Oft haben sie uns auch von ihren regionalen Köstlichkeiten probieren lassen und besonders der Hirtenkäse und der hausgemachte Joghurt, der so sehr auf der Zunge zergeht, wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Diese Offenheit und Freundlichkeit haben mir eine sehr warme und optimistische Stimmung vermittelt und den Eindruck einer einladenden Kultur erweckt. Ein weiteres Highlight ist die faszinierende Natur Albaniens. Die Vielseitigkeit des Landes bietet eine große Bandbreite an Reisenden die perfekte Urlaubsbedingung, denn egal ob weite Gebirgstäler oder unberührte Strände der albanischen Riviera - die Natur Albaniens ist ein wahres Paradies, das sowohl Wanderer als auch Erholungssuchende in seinen Bann zieht. Es gibt immer noch viele unbekannte Orte, die darauf warten, entdeckt zu werden. Trotz all dieser positiven Eindrücke möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Albanien, wie viele andere warme Länder auch, stark mit Problemen wie Armut und Müllverschmutzung zu kämpfen hat. Das ist leider ein Teil der Realität, der uns besonders aufgefallen ist. Vor allem an beliebten Orten, wie der Strand oder bei Wanderrouten haben wir haufenweise Abfall entdeckt. Eine Möglichkeit zur Mülltrennung gab es vor Ort nicht. In einem Land, das mit seinen natürlichen Ressourcen so reich gesegnet ist, wirkt dies besonders bedauerlich. Auch die Wohnsituationen der albanischen Menschen, denen wir im Dorf begegnet sind, wirkten sehr bescheiden, die Häuser oft recht karg und einfach. Ich habe das Gefühl, dass die Albaner trotz aller Herausforderungen das Beste daraus machen und sehr stolz auf ihr Land sind. Sie sind ein Volk, das den Spuren der Vergangenheit trotzt und ihr Optimismus spiegelt sich in der Liebe ihrer Heimat wider.
Ein paar letzte Worte …
Ich würde eine Reise nach Albanien jedem empfehlen, der auf der Suche nach unentdeckter Schönheit, Abenteuer und Kultur ist. Es ist eines der günstigsten Reiseländer in Europa, Unterkünfte, Essen sowie der Transport sind hier deutlich erschwinglicher als in den westlichen Ländern. Zudem ist Albanien im Gegensatz zu anderen Balkanstaaten noch nicht vom Massentourismus überlaufen - also ideal für alle Reisende, die Originalität suchen. Wem das alles zuspricht, der sollte Albanien definitiv auf seine Reiseliste setzen.