Rallylegend 2025: Weltstars, Pyrotechnik und volle Strecken

Emilys Einblick Spektakel zwischen Motorsport-Idolen und Party-Exzessen

Für mich ging es erneut nach San Marino, denn bereits zum 23. Mal verwandelte sich die Stadt  am vergangenen Wochenende in ein Zentrum für Motorsportbegeisterte.  Nachdem wir wieder eine Fahrt von 12 Stunden auf uns genommen hatten, erwarteten uns vor Ort viele Fahrer, die bereits in der Weltmeisterschaft unterwegs waren. Dazu zählten unter anderem Gigi Galli, Francois Delecour, Simon Jean-Joseph und Patrick Snijers.

Auch Kalle Rovanperä, der jüngste Rallye-Weltmeister aller Zeiten, fuhr hier einen Toyota Starlet - und sein Vater Harri Rovanperä, der früher Werksfahrer war für verschiedene Hersteller, waren ebenfalls dabei. Und als ob das nicht genug wäre: Markku Alén, der "inoffizielle Weltmeister" von 1978, und sein langjähriger Beifahrer Ilkka Kivimäki konnte man ebenfalls vor Ort treffen.

Sonderpreis für Subaru-Fahrer

Anlässlich des 30. Jahrestages von Colin McRaes Weltmeistertitel 1995 wurde ein Sonderpreis für den schnellsten Subaru-Fahrer vergeben. Die Auszeichnung ging an Simon Jean-Joseph, der mit seinem Auftritt bei Fans und Veranstaltern gleichermaßen Eindruck hinterließ. Auch Alister McRae, Bruder des 2007 verstorbenen Rallye-Weltmeisters Colin McRae, nahm teil - stilecht in einem Subaru Impreza 555.

Zum 40-jährigen Jubiläum des legendären Lancia Delta S4 wurde ein eigenes Starterfeld zusammengestellt, das an jedem Veranstaltungstag auf den Wertungsprüfungen in Form einer Parade in Szene gesetzt wurde. Der Rallyesport der 1970er-Jahre wurde mit einem eigenen "Seventies"-Starterfeld gewürdigt.

Der erste Tag

Die Veranstaltung startete Donnerstagmorgen mit dem Shakedown  "I Laghi", der allerdings mehrfach unterbrochen werden musste. Technische Defekte und kleinere Unfälle führten zu Verzögerungen im Ablauf. Abgerundet wurde der erste Tag durch das "Sprint Legend Race" am Abend. Der Fokus lag darauf den Fans eine spektakuläre Show zu bieten. Ein Highlight des Abends war, dass Gigi Galli im originalen Fiesta WRC von 2011 fuhr, der einst dem 2023 verstorbenen US-Rallyefahrer Ken Block gehörte.

Wertungsprüfung in der Altstadt von San Marino 

Am Freitag waren wir tagsüber im Servicepark, um einige der bekannten Fahrer zu treffen. Ab Nachmittag fand im Stadium dann  der "Walk about" statt, bei dem man die Autos aus nächster Nähe betrachten kann. Am Abend wurde die Prüfung "San Marino" in der historischen Altstadt gefahren - ein traditioneller Höhepunkt mit besonderem Flair. Im Anschluss fand ein "Regroup" im Zentrum statt, bei dem Fahrer und Fahrzeuge den Fans nochmals präsentiert wurden.

Pyrotechnik & Überschlag 

Nachdem wir am Samstagvormittag wieder im Servicepark waren, machten wir uns auf den Weg zu der Wertungsprüfung "La Casa". Dort angekommen, bemerkten wir bereits, dass die Prüfung besonders viele Zuschauer angezogen hat. Viele hatten sich sogar ein ganzes Camp aufgebaut, mit eigener Musikanlage und mehreren Pavillons. Die Folge: zahlreiche Unterbrechungen durch Pyrotechnik und Zuschauer, die zu nah an der Strecke standen. Ein Überschlag direkt vor uns in der Kurve konnte glimpflich abgewickelt werden und die Prüfung wurde nach einer längeren Unterbrechung fortgesetzt. Zeitgleich kam es auf dem Rallylegend Rundkurs zu mehreren Bränden aufgrund von Pyrotechnik. Dies hatte zur Folge, dass sich der zweite Durchgang um mehr als zwei Stunden verzögerte, was zu einer Verlängerung des Rallyeprogramms bis tief in die Nacht führte. In einer Pressemitteilung der Veranstalter der Rallylegend selbst, hieß es außerdem, dass ein Mann sogar von der Polizei festgenommen wurde. Zudem gab es mehrere Verletzte aufgrund von Vorfällen mit Pyrotechnik. 

Der letzte Tag mit Regen & Wind 

Am Sonntag wartete die Rallye mit echten Witterungsbedingungen auf uns: Die Prüfung "Le Tane" fand bei Starkregen, Wind und niedrigen Temperaturen statt. Trotz der schwierigen Bedingungen verlief der Rallyeabschluss geordnet und ohne größere Zwischenfälle. 

Fazit: Event für Rallysport oder Party?

Im Vergleich zum Vorjahr war deutlich zu spüren, dass die Rallylegend 2025 noch mehr Zuschauer anzog - sowohl an den offiziellen Programmpunkten als auch entlang der Wertungsprüfungen. Der Zuschauerandrang war stellenweise so groß, dass die Sicherheitsabstände zur Strecke kaum eingehalten wurde. Besonders am Samstag vermittelte das Geschehen mancherorts eher den Eindruck eines Volksfestes als einer Motorsportveranstaltung.

Zahlreiche Unterbrechungen durch Pyrotechnik, laute Musik und unkontrollierte Fanbewegungen warfen die Frage auf, ob bei einem Teil des Publikums der Rallysport tatsächlich noch im Mittelpunkt steht. Zwar gehört Stimmung zur Rallylegend - doch in diesem Jahr schien für viele weniger das sportliche Geschehen als vielmehr das Feiern an der Strecke im Vordergrund zu stehen, was ich persönlich sehr schade fand.

Demnach könnte ich mir vorstellen, dass die Veranstalter in den kommenden Jahren vor der Herausforderung stehen , die Balance zwischen Fannähe, Sicherheitsstandards und sportlicher Ernsthaftigkeit zu wahren - um den besonderen Charakter der Rallylegend nicht zu gefährden.

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