Von Berlin nach Chemnitz: Wie eine junge Frau aus der coolen Hauptstadt das sächsische Manchester lieben lernte

Tabeas Einblick Wie sich das Leben verändert, wenn man in eine andere Stadt zieht

Chemnitz/Berlin. 

"Was du kommst aus Berlin? Was machst du hier in Chemnitz?". Diese Frage habe ich seit Beginn meines Studiums im Jahr 2022 des Öfteren gehört. Ja die Frage ist natürlich berechtigt. Wieso sollte eine junge Frau aus der Hauptstadt Deutschlands in eine im Vergleich dazu "kleine Stadt" nach Sachsen ziehen?

Ein neues Leben in einer neuen Stadt

Seit 2022 studiere ich in Chemnitz Medienkommunikation. Nicht unbedingt ein Studiengang, bei dem man vermutet, dass dieser oder eine ähnliche Richtung nicht in Berlin angeboten wird. Es gibt Studiengänge wie Medizin oder Psychologie, die durchaus beliebter sind und in denen es schwer ist, sich aufgrund der Leistungserwartungen überhaupt zu immatrikulieren. Für diese Fachrichtungen gibt es jede Menge Studierende, die ihre Heimatstadt oder sogar das Land verlassen, um ihre Chancen auf eine Einschreibung zu erhöhen.

Nun kann man sagen, dass das jedoch nicht der Grund war, wieso es mich nach Chemnitz verschlagen hat. Für die meisten jungen Menschen heißt es nach dem Abitur, raus aus dem Dorf und rein in die Großstadt. Für mich hieß es: "Einfach nur raus aus der Großstadt".

Schöne Wohnungen zu niedrigen Preisen: Wie Chemnitz vielen Menschen das Geld erspart

Die Entscheidung nach Chemnitz zu ziehen, wurde durch mein Interesse bestärkt, im Medienbereich zu studieren. Auf der Suche nach einer passenden Wohnung war ich zuerst ziemlich verwundert, wie preiswert die Mieten waren. Da ich aus Berlin komme, war ich teure Mieten gewohnt und dachte "das kann doch nicht wahr sein". Daher habe ich mich kurzerhand entschieden in das Studentenwohnheim der Technischen Universität Chemnitz zu ziehen. Die Preise waren moderat und die Wohnungen waren bestens ausgestattet, jedoch leider alles etwas zu klein für meinen Lebensstandard. Nachdem ich realisiert habe, dass Chemnitz tatsächlich im Schnitt sehr niedrige Mietpreise hat, bin ich nach einem Jahr in eine Wohngemeinschaft gezogen, womit ich preislich bei einer Miete von 200 Euro warm landete.

Ich liebe Chemnitz für seine kurzen Strecken

Bereits nach kurzer Zeit habe ich Chemnitz lieben gelernt. In meinem Unialltag hat es sich nur als Vorteil erwiesen, in eine kleinere Stadt als Berlin zu ziehen. Ich habe gemerkt, dass ich in dieser Stadt schnell von einem Ort zum nächsten komme, sei es fußläufig, mit dem Rad oder mit der Straßenbahn. Zum Hauptcampus mit einer Mensa laufe ich etwa 10 Minuten von zuhause, das Zentrum ist gerade einmal 5 Minuten mit der Bahn entfernt und diverse Supermärkte sind fußläufig gut zu erreichen.

In Berlin sah mein Alltag etwas anders aus. Dort musste ich täglich Zeit einplanen, von einem Ort zum nächsten zu fahren. Da die Stadt sehr groß ist, kann man vieles nicht fußläufig erreichen. Das Fahrrad zu nehmen wäre natürlich eine Option, allerdings ist der Straßenverkehr durchaus belebter als in Chemnitz oder anderen Städten, was das Fahrerlebnis einfach etwas unschön macht. Ganz zu schweigen von den Bussen, welche zwar in den Stadtzentren unter der Woche im 5-Minuten Takt abfahren, allerdings häufig im Stau stehen. Gerade zur morgendlichen Stunde oder zur Rush Hour sollte man einige Zeit mehr einplanen, wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt. Auch mit dem Auto kann der Weg zur Arbeit oder von der Arbeit sehr mühsam sein. Denn auch hier landen Menschen oft im lästigen Feierabendverkehr.

Was ist so anders am Studentenleben in Chemnitz?

Zuerst muss ich betonen, dass das Leben als Studentin oder Student vor allem durch Freunde geprägt ist. Obwohl ich in eine fremde Stadt gekommen bin, in der ich keine anderen Menschen kannte, habe ich schnell Freunde gefunden, was mir den Alltag sehr erleichtert hat. Zusätzlich war es schön zu sehen, dass alle meine Freunde im gleichen Viertel, wie ich leben - durchaus ein Vorteil, wenn man ein Sozialleben aufbauen möchte.

Jetzt kann ich mich innerhalb von 10 Minuten für einen kurzen Plausch verabreden und anschließend wieder gehen, ohne lange Anfahrtszeiten oder Verkehrsstress einzuberechnen.

In Berlin hatte ich häufig damit zu kämpfen, dass Freundinnen oder Freunde über eine halbe Stunde bis eine Stunde von mir entfernt wohnten. Das bedeutet, dass man viel mehr Zeit und Weg einplanen musste, um sein Sozialleben weiter auszubauen. Jegliche Verabredungen mussten vorab zeitlich, aber auch interessant geplant werden, damit sich die lange Hin- und Rückreise auch wirklich lohnt.

Studierende und ihr Sozialleben: Was die TU Chemnitz an Vorteilen mit sich bringt

Ein weiterer Vorteil, in Chemnitz zu studieren ist die Größe der Universität. Mit ihren knapp 9.000 Studierenden ist die TU Chemnitz eine kleine, aber feine Universität, die es durchaus ermöglicht, Menschen in einem familiäreren Umfeld kennenzulernen als in anderen Städten. Man begegnet häufig den gleichen Menschen in der Cafeteria, in der Mensa oder in Studentenclubs. Das hat es mir gerade am Anfang meiner Studienzeit leichter gemacht, Kontakte mit anderen zu knüpfen und diesen auch beizubehalten.

Erfahrungsgemäß war es in Berlin schwieriger, Kontakte zu knüpfen, da Universitäten eine weitaus größere Anzahl an Studierenden haben. Das kann ein erfolgreiches Sozialleben um einiges erschweren, denn an den großen Universitäten Berlins läuft man nicht unbedingt täglich den gleichen Menschen über den Weg.

Chemnitz ist vielseitiger als man denkt

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Chemnitz steckt voller Überraschungen. Von Gratis-Workshops, über Tanzkurse bis hin zu Clubs mit freiem Eintritt, bietet die Stadt eine bunte Auswahl an Angeboten. Als Studentin besuche ich gerne das "Weltecho". Hier gibt es jeden Mittwoch die Möglichkeit, sich mit seinen Freundinnen und Freunden gemütlich in die Bar zu setzen, Karten zu spielen oder einfach ein kühles Getränk zu schlürfen. Ab 23 Uhr öffnet die Tanzfläche, auf der jeden Mittwoch verschiedene DJ's den Raum mit ihrer Musik einheizen - alles natürlich kostenlos. Ein ähnliches Angebot bietet auch das "Atomino".

Was sich final  über Chemnitz sagen lässt

Abschließend kann ich sagen, dass mich Chemnitz hingegen meiner Erwartungen positiv überrascht hat. Die drittgrößte Stadt Sachsens bietet eine Vielzahl an interessanten Angeboten, um sich den Alltag schöner zu gestalten. Vor allem das Studentenleben nehme ich bis heute als sehr vielfältig wahr. Zudem bietet sich mir die Möglichkeit, mein Geld, dank der moderaten Mietpreise, anders zu investieren als in meinen Unterhalt.

Falls aber einem Mal dennoch in Chemnitz die Decke über den Kopf fällt, kann man, je nach Bedarf, auch mal die Regionalbahnen nehmen und einen hippen Abend in Leipzig verbringen, durch die schöne Dresdner Altstadt schlendern oder sich einfach mal einen Tag Auszeit nehmen und im schönen Erzgebirge wandern. Am Ende lässt sich sagen, dass ich alles, was ich zum Leben brauche, in Chemnitz gefunden habe und nicht in einer 4-Millionen-Metropole.

 



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