Kompliziert: Introvertiertsein in einer lauten und schnellen Welt

Hannas Kommentar Heute ist der Tag der Introvertierten

Hannas Kommentar

"Sei frech, wild und wunderbar": Diesen Spruch kennt fast jeder. Doch was ist, wenn ich nicht frech und wild sein kann? In unserer schnellen, lauten und selbstsicheren Gesellschaft fühlen sich einige Menschen nicht zugehörig. Denn im Vergleich zu anderen, die keinen Blatt vor den Mund nehmen und umringt sind von einer riesigen Freundesgruppe, kommen diese Menschen rüber wie Außenseiter. Die Rede ist von Introvertierten. Sie werden oft missverstanden, gelten als unhöflich und denken, sie müssen sich verhalten wie ihr extrovertierter Gegenüber, um wahrgenommen werden. 

Was ist Introversion?

Introversion bedeutet, auf sein eigenes Seelenleben konzentriert und in sich gekehrt zu sein. Introvertierte Menschen können am besten auftanken, wenn sie alleine sind und Ruhe haben. Sie fühlen sich in großen Gruppen unwohl und bevorzugen Zeit mit wenigen und vertrauten Personen. Der Psychologe Stangl beschreibt, dass dies vermutlich darauf zurück geht, dass die Synapsen eine größere Sensibilität und Konnektivität aufweisen. Zudem ist die Blutzirkulation in den Gehirnen komplexer. So haben introvertierte Personen selbst bei geringer Stimulanz eine hohe neuronale Aktivität, verbrauchen mehr Energie, sind schneller erschöpft und brauchen länger, um Informationen zu verarbeiten. Dies äußert sich Zurückgezogenheit und Schweigsamkeit in sozialen Situationen. 

Laut Psychologen aus den USA gibt es vier verschiedene Typen von Introvertierten. 

Typ 1: Der Nachdenkliche

Dieser Typ genießt die Zeit alleine, in der er kreativ sein und sich auf sich fokussieren kann. Oft lebt er in seiner eignen Gedankenwelt. Nachdenkliche Introvertierte sind gute Zuhörer und strahlen Ruhe und Besonnenheit aus. 

Typ 2: Der Soziale

Der soziale Introvertierte ist gerne allein, trifft sich aber auch ab und zu gerne mit Freunden. Große Partys vermeidet jedoch auch dieser Typ. Nach Treffen benötigen soziale Introvertierte aber auch Zeit alleine, um Energie aufzutanken. 

Typ 3: Der Zurückhaltende

Dieser Typ verhält sich in sozialen Situationen sehr kontrolliert, um nichts falsches zu sagen oder unangenehm aufzufallen. Zurückhaltende Introvertierte fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, worauf sie sich einlassen und wenn sie ihre Routinen haben. Sie reflektieren sich selbst stark und zeigen oftmals wenig Emotionen. Auf andere wirken sie zuverlässig. Es fällt ihnen aber schwer, sich anderen Menschen zu öffnen.

Typ 4: Der Ängstliche

Dieser Typ hat vor allem in sozialen Situationen Probleme. Er ist ängstlich, nervös und gestresst, wenn er im Mittelpunkt steht. Ängstliche Introvertierte ziehen sich deshalb in größeren Gruppen oft zurück und vermeiden stressige Situationen. 

Warum Introvertierte häufig unhöflich rüberkommen 

Wie die vier Typen der Introvertiertheit verdeutlichen, vermeiden Introvertierte oft Situationen, in denen sie auf eine große Menschenmenge treffen oder im Mittelpunkt stehen. Anstatt ihre Gefühle und Gedanken direkt zu offenbaren, überlegen sie sich lieber genau, was und wann sie etwas sagen. Dies kommt für extrovertierte Personen oft unhöflich und emotionslos rüber. 

"Am liebsten würde ich jede Verabredung ablehnen"

Auch ich ordne mich eher den Introvertierten zu. Im Mittelpunkt zu stehen ist eine Horrorvorstellung für mich. In Gesprächen in einer größeren Gruppe bin ich diejenige, die nichts sagen möchte, aus Angst, den Ansprüchen der anderen nicht gerecht zu werden und alle Augen auf mich gerichtet zu haben. Ich hasse es zu telefonieren. Klingelt mein Handy, tue ich oft so, als würde ich das nicht mitbekommen. Auf Partys bin ich diejenige, die in der Ecke steht und beobachtet, statt auf der Tanzfläche abzugehen. Ich bin gerne alleine, verbringe viel Zeit mit meinem Partner bei uns zuhause, mit meiner langjährigen Freundin entspannt in einem Café oder bei einem Spieleabend mit meiner Familie. Werde ich nach spontanen Verabredungen gefragt, würde ich am liebsten jede einzelne ablehnen. Doch dann fühle ich mich schlecht. Ich muss ja den gesellschaftlichen Standards gerecht werden, mich regelmäßigen mit anderen Menschen treffen und Freundschaften aufbauen. Und auch ich erlebe, dass ich nicht verstanden werde. Freunde fühlen sich persönlich angegriffen, wenn ich Treffen ablehne oder selbst keine vorschlage. 

Versuche, introvertierte Personen zu verstehen

Hast du introvertierte Personen in deinem Freundes- und Bekanntenkreis oder auf der Arbeit, versuche, dich in diese Personen hineinzuversetzen und nicht alles negativ zu betrachten, was sie anders machen, als du. Gib ihnen die Zeit, sich zu öffnen, zu antworten. Schlage Treffen in ruhigen Umgebungen vor, sei nicht traurig, wenn sie ablehnen. Sei für diese Personen da, ohne Druck aufzubauen. 

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