Prequels: Kommt hier die Geldgier der Filmbranche zum Vorschein?

Selinas Einblick Warum Prequels und Co. bei den Zuschauern nicht gut ankommen

Selinas Einblick

Derzeit ist der neue Film "Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds and Snakes" in aller Munde. Vor wenigen Tagen wurde der erste Trailer veröffentlicht und bot kleine Einblicke in die geplante Handlung. Schnell wurde klar: Hier geht es nicht um eine Fortsetzung der Reihe, sondern um die Vorgeschichte der Hunger Games und um das Leben von Coriolanus Snow, bevor er der kaltherzige, bösartige Präsident wurde, der in den vier Teilen der Tribute von Panem alle in Atem hält. Das Prequel wird Mitte November in den deutschen Kinos anlaufen und einige sind schon ziemlich gespannt, wie der Film umgesetzt wird. Mir stellt sich jedoch die Frage: Ist das wirklich nötig oder dient das Prequel nur der Geldmache?

Definition

Sequel und auch Prequel sind Ausdrücke aus dem englischen Filmjargon und eine geniale Idee der Filmemacher, die Geschichten weiterzuspinnen. Beide Begriffe bezeichnen die Fortsetzung eines erfolgreichen Werkes. Das Sequel setzt dabei chronologisch nach der vorherigen Story ein, während das Prequel die Vorgeschichte erzählt. In beiden Werken setzen die Produzenten auf den Wiedererkennungswert der fiktionalen Welt und natürlich auch auf den der Charaktere. Dabei soll möglichst nichts Neues erschaffen werden, sondern bereits auf Bekanntem aufgebaut werden.

Beispiel: Herr der Ringe

Beispiele für diese Fortsetzungen gibt es genug, denn nicht nur die Tribute von Panem bekommt ein Prequel, sondern auch einige andere erfolgreiche Filme wie die "Herr der Ringe"-Trilogie. Am ersten September letzten Jahres wurde auf Amazon Prime die Vorgeschichte "Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" veröffentlicht. Viele Fans haben sich sehr auf die erste Staffel der Serie gefreut und wurden bitter enttäuscht, denn nicht nur die Langatmigkeit der Folgen, sondern auch die fragwürdige Interpretation der Figuren und die uninteressante Aufmachung der Story haben aus dem vermeintlichen visuellen Vergnügen eine ganz schöne Katastrophe gemacht. Hätte man sich das Geld und die Zeit lieber sparen sollen?

Beispiel: Harry Potter

Eine ähnliche Frage stellt man sich auch zu den Teilen der Phantastische Tierwesen-Reihe, welche die Geschichte von Grindelwald und dem jungen Dumbledore erzählt und somit vor den erfolgreichen Harry Potter Filmen spielt. Eingefleischte Fans, wie ich es einer bin, waren zunächst ganz verzaubert von dieser neuen und doch so vertrauten fiktionalen Welt, die nun auch die Komponente des Tierreichs vereinte und die Zuschauer sprachlos zurückließ. So weit, so gut. Doch mit jedem weiteren Teil ließ die Begeisterung nach und stieß auf immer mehr Kritik. Sei es an J.K. Rowling selbst, an dem Austausch des Grindelwald-Schauspielers oder einfach der Harmonie im Film. Etwas stimmt einfach nicht mehr. Schon seit geraumer Zeit steht der Verdacht im Raum, dass die Reihe nach drei Teilen enden könnte. Doch woran liegt das?  Ist der vermeintlich clevere Schachzug, auf einer alten Welt aufzubauen und die Geschichte nur auszuweiten vielleicht doch nicht so clever? Ob da die geplante neue Serie sinnvoll ist, die in sieben Staffel die Bücher visuell umsetzen und die jungen Generationen in das Potter-Universum einführen soll, ist mehr als fraglich.

Beispiel: Game of Thrones

Schauen wir uns das Ganze bei House of the Dragon an, denn auch hier spaltet sich die Fangemeide. Während einige die Hoffnung auf die zweite Staffel setzen oder zumindest die Aufmachung mit den Special Effects und die Umsetzung der politischen Geschehnisse zu schätzen wissen, halten wiederum andere das Prequel für zäh, unlogisch und schwach im Vergleich zu Game of Thrones. Kritisiert wird hier nicht nur der Schauspielerwechsel, sondern auch die verloren gegangene Qualität und Attraktivität. Warum wird sie trotzdem angeschaut? Als Antwort auf diese Frage gibt es im Internet ein paar Vermutungen, die davon sprechen, dass der bekannte Titel und der ehemalige Hype von den Hauptfilmen/-serien ausreicht, um neugierige Zuschauer anzulocken.

Weitere Beispiele

Mit den Serien "The Originals" und "Legacies" lassen sich zwei weitere Beispiele finden, wie man die bekannte Serie "Vampire Diaries" noch fortführen und Zuschauerzahlen generieren konnte. Die Erfolgsserie "Outlander" bekommt mit "Blood of my blood" ebenfalls einen Spin-off (Spin-Off meint einen Film- oder Serienableger, der sich auf das Hauptwerk bezieht). Da fragt man sich doch: "Ist das alles nicht ein bisschen zu viel?"

Der Grund für Prequels, Spin-Offs und Co.

Geld. In vielerlei Branchen, so auch in der Filmindustrie, richtet man sich immer nach dem Geld. Trifft man mit einem Film, Buch, Comic oder mit einer Serie den Geschmack der Zuschauer und sorgt dieser Treffer für steigende Zahlen, dann muss die Geldquelle so lange ausgeschöpft werden, bis sie versiegt ist. Viele der Medienfiguren und Charaktere genießen die Aufmerksamkeit und die Sympathie des Publikums, dabei spielt die Wirkung der narrativen Welt auch eine wichtige Rolle. Da sollte es doch ein Leichtes sein, Fans mit der Vorgeschichte in die Kinos zu locken oder mit überzeugenden Tricks zu einem Stream zu überreden.

Warum kommen Prequels nicht gut an?

Der springende Punkt ist hierbei, dass die Zuschauer die Charaktere mögen und gern die Abenteuer und Hürden verfolgt haben, die sie auf dem Weg zu ihrem Ziel absolvieren und erleben mussten, allerdings spielt das Prequel dann aber vor dem eigentlichen Film. Es geht also nicht um die zurückgelegte Strecke A bis Z, sondern wir steigen vor Punkt A ein. Die Vorgeschichte erklärt, wie und warum der Hauptcharakter zum Ausgangspunkt im Hauptfilm gekommen ist. Das hört sich zuerst interessant an, dabei vergisst man jedoch, dass in den Hauptfilmen meistens ausreichend über die Vergangenheit der Figuren berichtet wird und alle Aspekte erwähnt werden, die für das weitere Verständnis der Geschichte von Bedeutung sind. Des Weiteren sind Prequels sehr eingeschränkt in ihren Handlungsoptionen, da die Zuschauer durch den Hauptfilm bereits wissen, welche Ereignisse eintreten müssen, um Ausgangspunkt A erreichen zu können. Dadurch geht auch die Spannung verloren, welche Charaktere sterben und wo die Entwicklung einer jeden Figur enden muss.

Fazit

Es kann interessant sein, Hintergrundinformationen zu erhalten, die dabei helfen sollen, die Figuren sowie ihre Handlungen und Motive besser verstehen und nachvollziehen zu können. Oftmals jedoch werden Illusionen, mentale Bilder, Meinungen zu Charakteren und der Zauber des Films durch die Aufklärung und Auflösung jedes Geheimnisses und Rätsels zerstört. Ein Teil der Film-Magie kann sich schließlich nur dadurch entfalten, indem wir uns selbst Gedanken darüber machen, uns mögliche Handlungsalternativen und Motive überlegen und mit Freunden, der Familie oder anderen Fans darüber diskutieren. Deshalb mein Tipp an die Filmbranche: Weniger ist oftmals mehr.  

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