Südafrika: Wilde Natur am Fuße des Tafelbergs...

Anikas Einblick Zwischen Armut, Reichtum und wilden Tieren

Kapstadt. 

Auf meiner Bucket-List stand schon ganz lange der Punkt "Pinguine in freier Wildbahn erleben". Ich liebe Pinguine einfach! Sie sind niedlich, friedlich, ihrem Partner treu und watscheln einfach so lustig. In Südafrika gibt es mehrere Brillenpinguin-Kolonien, weshalb ich wusste, dass mich meine Reise irgendwann nach Kapstadt führen wird. Nun war es soweit.

Die beste Reisezeit für Südafrika, insbesondere Kapstadt, ist eigentlich von Oktober bis Februar, da auf der Südhalbkugel dann Sommerzeit und im September erst die Regenzeit wirklich vorbei ist. Ich war Ende September unterwegs und konnte mit Temperaturen zwischen 17 und 30 Grad gut leben. Vor ab: Flüge nach Südafrika sind sehr teuer. Es gibt aktuell Direktflüge von München und Frankfurt am Main, jedoch sind Flüge mit einem Zwischenstopp oder im Angebot mit einem Hotel viel günstiger, weshalb ich von Frankfurt über Doha in Katar nach Kapstadt flog. 

Viele Südafrika-Besuchende reisen durchs Land, die Garten-Route soll sehr malerisch sein und die meisten Safaris sind von Johannisburg aus in Lodges, im Landesinneren, zu erreichen. Die wenigsten bleiben, wie ich, die ganze Zeit in Kapstadt und unternehmen alles von hier aus. Das kann man machen, wie man möchte. Kapstadt selbst ist eine Stadt der Kontraste: Hier leben unglaublich viele Menschen verschiedenster Nationalitäten, deshalb nennt man Südafrika auch Regenbogennation. Die Landessprache ist zwar Englisch, jedoch sind noch zehn (!) weitere Sprachen verbreitet. Wie crazy ist das denn?

Man sollte vor einer Reise nach Südafrika übrigens mit seinem Hausarzt abklären, welche Impfungen man benötigt. Ich habe drei Tollwutimpfungen erhalten, die meine Krankenkasse übernommen hat. Im Krüger-Nationalpark braucht man noch andere. Sprecht da einfach mit eurem Arzt.

Hier trifft Reichtum auf Armut

Und so begann die Reise... Anfangs macht man mir etwas Angst. Man bekommt an jeder Ecke, jedem Reiseführer und selbst vom Hausarzt gesagt, dass Südafrika sehr  gefährlich ist und man im Dunkeln nicht allein vor die Tür gehen soll. Deshalb fahren alle, die es sich leisten können, sogar kleine Strecken, mit einem Uber. Das ist günstig und sicher. Kapstadt hat einige Ecken, wo man wirklich gefährdet ist, auch Wanderungen soll man nicht allein unternehmen, da Räuber warten könnten. Es gibt aber auch einige, ich nenne sie "Reichenviertel", wo die Sicherheit sehr hoch ist. Darunter die V&A Waterfront, Clifton Camps Bay (beides sind ziemliche Touristengebiete), Milnerton, Lagoon Beach und Century City. Hier findet man fast nur Villen und besser situierte Menschen, vor allem viele europäische Millionäre haben sich in diesen Vierteln niedergelassen, weshalb die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch sind. Unser Hotel befand sich direkt am Sunset Beach in Milnerton. Obwohl es eine wunderschöne Aussicht auf den Tafelberg gab, war die Atlantikküste hier rau.

Safari-Time

Die meisten Afrika-Reisenden möchte endlich einmal eine Safari machen und die Wildnis hautnah erleben. So auch ich. Es gibt von Kapstadt aus zwei größere Reservate, das Aquila Game Reserve und das Inverdoorn Game Reserve, wo man die Big 5 als geführte Safaris sehen kann. Es bietet sich hier an, ein bis zwei Nächte dort zu bleiben. Da beide Reservate etwa 2 Stunden nördlich hinter den Bergen von Kapstadt liegen, kann man hier mit wärmeren Temperaturen und besserem Wetter rechnen. Wir waren zwei Tage im Aquila Reservat und es war für Safari-Einsteiger genau richtig. Wir haben fast alle Tiere (Zebras, Löwen, Strauße, Antilopen, Elefanten, Büffel, Nashörner, Nilpferde, Giraffen, Paviane,...) gesehen. Hier bekommt man jedoch nicht die echte Savanne präsentiert, da viele Tiere in der Natur viel nördlicher leben, sondern ein abgestecktes Territorium, was wirklich sehr groß ist, wo die verschiedenen Tiere leben und von Menschen zugefüttert werden. Man kann so mit viel höherer Wahrscheinlichkeit Tiere beobachten, als es z.B. im Krüger-Nationalpark der Fall ist. 

Die Pinguin-Kolonie

Dann endlich kam mein Highlight! Es ging endlich für mich zum Boulder's Beach nach Simon's Town und mein Traum erfüllte sich. Hier leben etwa 3.000 Brillenpinguine in freier Wildbahn. Sie haben sich irgendwann hier angesiedelt und müssen nun geschützt werden. Der Strand ist deshalb für Touristen nur vom Weiten über eine Brücke einsehbar (man kommt aber schon nah an die Tiere ran), damit die Pinguine nicht gestört werden. Leider schrumpft die Kolonie immer weiter, sodass wahrscheinlich in 15 Jahren hier keine Pinguine mehr leben. Grund ist u.a. die Überfischung der Meere. Wir haben sogar beobachtet, wie ein Seebär im Ozean einen Pinguin verspeist hat. Auch das passiert jetzt öfters, weil zu wenig Nahrung vorhanden ist.

Dieser Strand ist ein richtiger Touristenmagnet. Viele drängen sich auf den Brücken vom Boulder's Beach und der Besuch kostet auch Eintritt. Wenn man bei der Beobachtung z.B. sieht, dass es einem Pinguin nicht gut geht, kann man das vor Ort melden und Tierärzte schauen sich den Pinguin dann an, was ziemlich gut ist. Und trotzdem leben die Tiere hier frei und ohne Zäune! Ich hätte die Tiere stundenlang beobachten können, wie sie im Meer schwimmen, lustig watscheln oder sogar kuscheln. Der Ausflug war einer meiner Highlights! 

Was kann man noch in Kapstadt machen?

Ein Muss ist der botanische Garten in Kirstenbosch. Ich habe noch nie so einen großen wunderschönen Garten gesehen. Einen ganzen Tag sind wir hier durch gewandert. Alles sah aus, wie auf Hawaii oder bei Jurassic World. Geht hier unbedingt hin! Es werden auch von Kapstadt aus Ausflüge nach Robben Island (Gefängnisinsel, wo Nelson Mandela eingesperrt wurde) oder Walbeobachtungs-Touren angeboten. 

Wer auf mehr Action steht, kann auch Paragleiten oder eine Quadtour buchen. Jedoch sollten bei Letzterem die Atlantis Dünen gemieden werden. Zwar ist es eine coole Erfahrung im Sand zu fahren, aber die Umsetzung der Tour war grauenhaft (zu wenig Fahrzeit, keine Einweisung, niemand fühlte sich verantwortlich,…). Übrigens ist Südafrika ein Weinland und ein Ausflug zu verschiedenen Weingütern ist schon fast ein Muss. 

Wandern

Auch Wanderfreunde kommen in Kapstadt auf ihre Kosten. Man kann entweder eine 2-stündige (sehr anspruchsvolle) Wanderung auf den Tafelberg machen oder eine ebenfalls 2-stündige Wanderung auf den Lion's Head, die einfacher, aber mit einigen Kletterbereichen zu absolvieren ist. Hier darf man keine Höhenangst haben! Sicherlich kann man die Wanderungen nach eigenem Belieben ausdehnen, jedoch gibt es Wege die direkt nach oben führen. Es wird empfohlen eine Wanderung mit einer Gruppe zu buchen, wegen Überfällen. Wir sind allein losgezogen und alles hat gepasst, weil doch viele Touristen unterwegs waren. Es fährt aber auch eine Seilbahn auf den Tafelberg hinauf, jedoch ist diese alt und hat nur zwei Gondeln, sodass es zu längeren Wartezeiten kommt. Wir fanden beide Wanderungen auf ihre Art magisch. Anstrengender empfand ich definitiv die auf den Tafelberg. 

Ich kann außerdem einen Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung empfehlen. Hier ist die Natur wunderschön und man kann auch ein bisschen hin- und her wandern.

Badestrände

Südafrika ist für viele Surfer ein Paradies, weil die Atlantikwellen echt hoch werden können. Man kann aber auch normal als Badegast auf seine Kosten kommen. Die schönsten Badestrände sind definitiv außerhalb von Kapstadt, wie in Simon's Town, am Kap der guten Hoffnung oder entlang der Gartenroute zu finden. Wer aber in Kapstadt bleiben möchte, sollte Clifton oder Camps Bay in Erwägung ziehen. An schönen Tagen sind diese jedoch sehr voll, aber auch sehr sicher. Das Wasser ist insgesamt sehr kalt, man kann aber in Südafrika zu einem Strand fahren, wo der Indische Ozean und der Atlantik zusammentreffen. Hier soll das Wasser viel wärmer sein. Das haben wir leider nicht mehr geschafft. 

Müll

Die Westküste, also Lagoon und Sunset Beach, zeigt die Ausmaße der Meeresverschmutzung. Die Ströme sind hier ziemlich stark, sodass sehr viel Müll hier angespült wird. An einigen Bereichen mehr, als an anderen. An einem Regentag haben wir versucht einen Teil unseres Standes aufzuräumen und schon am nächsten Tag sah er wieder genauso schlimm aus. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie schlimm dieses Problem ist, also werft nichts ins Meer!  

Am meisten waren Deckel, Strohhalme, Alupapier und Plastikpellets zu finden. Letztere werden vor allem dazu genutzt Plastikteile herzustellen, es ist sozusagen unverarbeitetes Rohplastik, also kleine, runde, durchsichtige Plastikkugeln, die Möwen und andere Tiere schnell mit Futter verwechseln. 

Verpflegung 

Die Süd-Afrikaner lieben Fleisch, deshalb gibt es ÜBERALL Steak- und Burgerrestaurants. Hier isst man auch gern Antilopen, wie Springbock oder Strauß. Auch Pizzaläden gibt es an allen Ecken. Man findet eher selten Pasta oder asiatische Gerichte. Die Preise für Essen und Trinken sind ungefähr die Hälfte zu unseren. Man bezahlt hier mit Südafrikanischen Rand, der Wechselkurs liegt etwa bei 1:20.  Viele Hotels bieten außerdem nur Frühstück an, weshalb wir oft essen gegangen sind oder unser via Uber Eats etwas ins Hotel bestellt haben. 

Strom- und Wassermangel

Wundert euch nicht, es gibt in der Region Kapstadt Load-Shedding, das heißt, der Strom wird in verschiedenen Stadtteilen zu unterschiedlichen Zeiten abgeschaltet, damit er für alle reicht. (Supermärkte, Krankenhäuser und Co haben Generatoren.) Dafür gibt es verschiedene Apps, wo man schauen kann, wann was betroffen ist. Da wir in "Reichenvierteln" unterwegs waren, waren wir nie betroffen. 

Außerdem herrscht Wassermangel, also seid sparsam. Das Leitungswasser ist außerdem mit Chlor versetzt, sodass die Haut mehr Feuchtigkeit als gewöhnlich braucht. Auch Sonnencreme sollte selbst bei 15 Grad aufgetragen werden. Die Sonne ist viel stärker als in Deutschland.

Townships

Viele Menschen sind arm und leben deshalb in Townships. Oft sieht man auch Wellblechhäuser oder Gartenlauben, wo Familien zu acht auf kleinstem Raum leben müssen. Da viele Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern, wie Simbabwe, nach Südafrika kommen, gibt es ein Einwanderungsproblem. Die gebürtigen Südafrikaner sind oft eher mittelständig lebende Menschen. Die Armut ist jedoch wirklich schlimm zu sehen. Überall wird gebettelt, sogar zwischen den Autos auf Kreuzungen.

Krankenhaus

Viele Menschen haben Angst im Urlaub krank zu werden. Wir mussten einen Vormittag ins Krankenhaus, da ich etwas ins Auge bekommen hatte. Das Ganze ging ziemlich problemlos. Hier dauerte es vielleicht eine Stunde, die Leute waren alle nett und die Preise waren mit rund 70 Euro auch okay. Diese kann man sich von der Auslandskrankenversicherung zurückholen. 

Fazit:

Südafrika ist wunderschön und ich möchte irgendwann zurück und mehr von der afrikanischen Savanne sehen. Der Urlaub ist insgesamt kostspieliger als eine Woche All-Inclusive auf Mallorca. Das muss einem vorher bewusst sein. Flüge und Hotels sowie gebuchte Ausflüge sind sehr teuer. Dafür sind einheimische Sachen wie Supermärkte, Benzin und Restaurants wirklich günstig. Auch muss einem bewusst sein, dass man als Europäer zu den Reichen gehört und es viel Armut in Südafrika gibt. Auf der anderen Seite kann man hier so viel, wie wahrscheinlich nur an wenigen Orten auf der Welt, erleben. Die Natur und Tierwelt sind einfach großartig. Man kann hier eigentlich alles machen: Bootstouren, Safaris, Shoppen, Wandern, Paragleiten, Surfen oder einfach nur ein bisschen den Ausblick auf den Tafelberg am Ende der Welt genießen. Ich werde irgendwann zurückkommen.



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