Redakteur
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Die Gerüchte schlugen ein wie eine Bombe und zogen vor allem in den sozialen Medien weite Kreise: Die Kryptoplattform FTX steuert unausweichlich auf eine Insolvenz zu. Die Auswirkungen der Meldungen waren auf dem Markt deutlich zu spüren. Unter anderem erlitt die Leitwährung Bitcoin einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Kurs gab seit dem 08.11.2022 binnen zwei Tagen um von rund 20.200 auf gut 16.400 Euro bei Redaktionsschluss nach. Erfreulicherweise stabilisierte sich der BTC-Kurs zuletzt wieder, der Einbruch schien vorerst gestoppt. An den Ängsten der Kunden des Anbieters FTX änderte die Entspannung wenig. Die Berichte über die drohende Zahlungsunfähigkeit.
Angesichts der schlechten Nachrichten war es wenig überraschend, dass gerade der Plattform-eigene Token FTT massiv unter Druck geriet. Hier lag der Verlust zeitweise von fast 5,00 Euro am Mittwoch dieser Woche sank der Kurs bis zum Donnerstagmittag auf rund 2,75 Euro – ein Minus von über 44 Prozent binnen eines Tages. Noch am Wochenende lag der Kurs bei fast 20 US-Dollar. Wie zu erwarten, lösten die Insolvenz-Gerüchte eine regelrechte Panikreaktion innerhalb der FTX-Community aus.
Zahllose Nutzer wollten vorbeugend ihr Kapital vom angeschlagenen Handelsportal abziehen. Erfolglos. So sind einstweilen weder Abhebungen und Überweisungen in digitalen Währungen noch Abhebungen in Fiatwährungen möglich, wie verschiedene Fachmedien berichten. Bei bereits geplanten Abhebungen von FTX-Konten wiederum erhalten Nutzer derzeit einen Hinweis auf, Transaktionen befänden sich in der Bearbeitungsphase. Über den hauseigenen Telegram-Kanal hatten die Verantwortlichen im Hause FTX Anfang dieser Woche bereits bestätigt, dass ein Stopp der Auszahlungen vorgenommen worden sein. Klare Aussagen zu den Gerüchten hingegen suchten Kunden des Dienstleisters vergeblich. Stattdessen hieß es vonseiten des Unternehmens, die Plattform bzw. der Auszahlungsmodus werde umgehend nach Abschluss der laufenden Arbeiten an der Internetpräsenz wieder in Kraft gesetzt. Was genau FTX mit diesem Statement aussagen möchte, lässt viel Raum für Spekulationen in der Kryptowelt. Mit Kritik am Verhalten der Börse hielten sich Kunden nicht zurück.
Frühzeitig kamen zusätzliche Meldungen zu einer möglichen Übernahme der Börse durch den Global Player Binance auf. Niemand Geringerer als Binance-Chef „CZ“ bestätigte selbst via Twitter Gespräche. Changpeng Zhao verwies auf eine „unverbindliche Absichtserklärung“, die man frühzeitig unterzeichnet habe. Zuvor eine entsprechende Bitte um Unterstützung durch FTX gegeben. Die kommenden Tage sollten genutzt werden, um ein geeignetes Konzept zu entwickeln. Ziel sei dabei vor allem, eine schnelle Lösung zur Überbrückung des Liquiditätsengpasses zu finden. Auf die vollmundige Stellungnahme folgte jedoch Ernüchterung. Experten betonten, eine Übernahme durch Binance könne in der Tat die sinnvollste und beste Variante sein, um größeren Schaden abzuwenden.
Seit der Nacht auf Donnerstag, den 10.11.2022, steht inzwischen fest: Binance hat die Übernahmeplanung abgebrochen. Einmal mehr teilte der Binance-CEO dies per Twitter mit. Zhao sprach von einem „traurigen Tag“. Man habe es versucht. Auch deshalb waren die Kurse vieler Kryptowährungen erneut deutlich eingebrochen. Die Insolvenz der Kryptobörse FTX, so die Einschätzungen vieler Branchenkenner, wird immer wahrscheinlicher. Die gestoppten Auszahlungen waren wie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit also tatsächlich der verlässliche Vorbote. Hoffnungen auf einen vergleichsweise glimpflichen Ausgang der Krise schwinden zusehends.
Faktisch war schon das Hilfegesuch in Richtung Binance ein Indiz für das Ausmaß der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen FTX hadert. Die Kontrolle über den Verlauf hat das Unternehmen wohl endgültig verloren. Die Ursache für die Schieflage sehen Insider vor allem Geschäfte mit dem Trading-Unternehmen Alameda Research. Selbiges befindet sich ebenfalls im Besitz von FTX-Chef Bankman-Fried. Der Kurseinbruch des FTX Token – der gemeinsamen Währung von FTX und Alameda Research – hatte schon Anfang der Woche die Gerüchteküche angeheizt. Den Bitcoin zogen die Insolvenz-Berichte auf ein Zweijahrestief. Die ganze Dramatik der Situation offenbart sich, bedenkt man, dass FTX in der Branche allgemein als finanziell gut aufgestellt und eine Art Vorzeige-Börse galt.
Die drängende Frage für FTX-Kunden ist nun jene nach den Möglichkeiten, um trotz nahender Pleite eigene Schäden zu verhindern. Die direkte Abhebung ist wie gehabt zumindest vorläufig keine Option. Für zusätzlichen Unmut sorgen Branchen-Berichte, eine Vielzahl der Mitarbeiter den der Rechts- und Buchführungs-Abteilung habe inzwischen sprichwörtlich das Weite gesucht. Sollte ein sogenanntes „geordnetes Insolvenzverfahren“ in die Wege geleitet werden, könnte Kundengelder immer anteilig als Entschädigung erstattet werden. Solange es keine genauen Daten zur Höhe der Schulden und zum weiteren Vorgehen gibt, dürften Kunden kaum zur Ruhe kommen. Krypto-Größen wie Tron (TRX) -Gründer Justin Tron ließen verlautbaren, man arbeite an Lösungen zur Entschädigung von FTX-Besitzer. Immer wahrscheinlich wird es nach Aussagen von Analysten, dass der Weg zu Erstattungen am ehesten über Sammelklagen führen wird. Solche Prozesse sind nicht nur zeitintensiv. Kunden dürften am Ende auch nur einen Bruchteil ihrer Einlagen zurückbekommen.
Den Binance-Ausstieg hingegen können Experten aufgrund der Unwirtschaftlichkeit von Milliardeninvestitionen nachvollziehen. Mittlerweile hat FTX-CEO Sam Bankman-Fried seinerseits eine Insolvenzwarnung ausgesprochen und ein Defizit von acht Milliarden US-Dollar genannt. Die Arbeiten an einem Rettungslauf laufen, Investoren sollen im Rahmen einer Telefonkonferenz über die Notwendigkeit eines Kapitalzuflusses von etwa vier Billionen USD informiert worden sein, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg erfahren haben will. Überschattet wird die für Kunden und Geldgeber ohnehin undurchsichtige Lage durch die Nachricht, dass sowohl die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde als auch das US-Justizministerium scheinbar Ermittlungen aufgenommen haben. Es geht um die Frage, ob FTX ein „unangemessener Umgang mit Finanzmitteln“ nachgewiesen werden kann.
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