Bestattungsmöglichkeiten in Schneeberg: Friedhof oder Friedwald?

Ruhestätte Vor-Ort-Termin auf dem Friedhof in Schneeberg

Schneeberg. 

Schneeberg. Naturverbunden, schlicht und als Alternative zum klassischen Friedhof: so sehen viele Menschen die letzte Ruhestätte in einem Friedwald. Ein Antrag auf Prüfung von Möglichkeiten in Schneeberg diesbezüglich seitens der Fraktion "Frei & Unabhängig" ist auf mehrheitliche Ablehnung gestoßen im Stadtrat und doch wird außerhalb des Rates weiter diskutiert. Stadtrat Rudolf Sack (Fraktion CDU) sagt: "Für mich ist ein Friedwald kein Thema. Wir haben drei Friedhöfe in Schneeberg und den Ortsteilen."

Trauerzeitraum für jeden Menschen individuell

Da ist Stadtrat Peter Schöffler (Fraktion AfD) anderer Ansicht: "Aktuell ist es ja erst einmal nur eine Idee mit dem Friedwald und ich sage, das geht die Kirche nichts an." In Bernsbach gibt es einen Bestattungswald und da funktioniere es auch: "Dort hat es eine Versammlung gegeben und die Meinung der Bürger ist gehört worden." Cindy Seifert von der Fraktion "Frei & Unabhängig" sagt: "Es gibt Menschen, die nur einen kurzen Zeitraum trauern und ein neues Leben beginnen. Warum soll man 20 Jahre lang das Grab bepflanzen lassen, wenn man selbst keine Zeit für die Pflege hat."

Zuvor bereits Termin in Neustädtel

Jetzt hat es einen Vor-Ort-Termin auf dem Friedhof in Schneeberg gegeben mit Pfarrer Frank Meinel, einigen Stadträten und Jens Atmanspacher. Der 57-jährige aus Thum ist Mitarbeiter des Landeskirchenamtes und Landeskirchlicher Friedhofspfleger. Atmanspacher ist für die über 1.260 Friedhöfe in evangelischer Trägerschaft in Sachsen zuständig und kümmert sich um alles, was das Thema Friedhof anbelangt: Gestaltungsfragen, betriebswirtschaftliche Dinge, Kalkulation, Gebühren und die Bebauung im Umfeld der Friedhöfe. Im Vorfeld des jetzigen Termines hat es bereits einen in Neustädtel auf dem Friedhof gegeben. Um zu schauen, so Jens Atmanspacher, ob man dort naturnahe Bestattungsformen anbieten kann: "Der Friedhof hat einen sehr schönen Baumbestand und es gibt geeignete Bereiche, wo ein Baumgrab/ Naturgrab gut machbar ist." Damit würde man dieses Angebot auf einem klassischen Friedhof integrieren.

Reine Bestattungswälder gibt es mittlerweile in unterschiedlicher Betreiberschaft und wie Jens Atmanspacher sagt, sind es in Deutschland über 200 an der Zahl und in Sachsen spricht man von neun. Derzeit gebe es einen Run auf die Beantragung von Bestattungswäldern.

Eine würdevolle Bestattung für jeden

In der Bevölkerung sei das Wissen über die historischen Bestandsfriedhöfe ein stückweit verloren gegangen. Ein Friedhof sei viel mehr als nur ein Bestattungsplatz. Atmanspacher spricht von Mehrwerten, von Identität, Bezugspunkten, Kulturhistorischem und pädagogisches wie ökologischen Werten. Die Menschen haben eine Sehnsucht nach Natur, davon ist Jens Atmanspacher überzeugt: "Ich denke wir müssen als Friedhofsträger etwas aktiver und kommunikativer werden, welche Möglichkeiten es gibt. Es sind alle Grabarten möglich auf den Friedhöfen und das auch pflegefrei. Selbst jemand, der finanziell nicht so gut ausgestattet ist, kann würdevoll auf dem Friedhof seines Heimatortes bestattet werden."

Friedhof als wichtiger Ort für Hinterbliebene

Ein Friedwald habe die strengste Friedhofsordnung überhaupt, sonst würde das Konzept nicht funktionieren, sagt Atmanspacher: "Nur eine Plakette am Baum oder einem Findling. Ansonsten ist nichts Persönliches, wie Blumen oder Lichter erlaubt." Ein Friedhof sei ein wichtiger Ort für die Hinterbliebenen. In einem Friedwald gestalte sich Trauerarbeit dagegen schwierig. Wichtig sei, Jens Atmanspacher, dass in den Familien über die Form der gewünschten Bestattung gesprochen wird.

"Wir geben Kulturgut auf."

Das Thema Friedhöfe aufgeben zu müssen, rückt näher: "Wenn die Bestattungszahlen rückläufig sind, fehlt schlichtweg die Einnahmequelle." Selbst wenn diese Entscheidung fällt, muss der Träger den Friedhof bis zum Ablauf der letzten Ruhezeit von 20 Jahren weiter betreiben zuzüglich der Pietätsfrist, die in der Regel noch einmal 20 Jahre beträgt. Als Kirche sei man nicht gegen neue Bestattungsmöglichkeiten, aber die Entscheidungsträger müssen wissen, welche Konsequenzen diese Entwicklung mit sich bringt: "Wir geben Kulturgut auf und wir werden zunehmend Friedhöfe schließen."

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