Seit Wochen nun ist Deutschland im Wahlfieber. Während die einen schon wissen, wem sie ihre Stimme geben, sind sich andere noch unschlüssig. Etwas Licht in diesen Dschungel von Wahlversprechen verschiedener Parteien sollen Wahldebatten bzw. Gespräche mit Direktkandidaten bringen. Nachdem es am Mittwoch einen Schlagabtausch in Marienberg gab, waren am Donnerstag die Kandidaten ins Lichtblick-Begegnungszentrum nach Niederlauterstein eingeladen. Gekommen waren Alexander Krauß (CDU), Thomas Dietz (AfD), Dr. Silvio Heider (SPD), Philipp Riese, Bündnis 90/die Grünen, Jennifer Wolf (Linke), André Müller (BSW) und Philipp Kirmse (Freie Wähler).
Besucherin enttäuscht von Programm
Das Interesse von Seiten der Bürgerinnen und Bürger war eher verhalten und ein Großteil jener, die sich den Abend dazu freigehalten hatten, bereuten es im Nachgang. "Wenn ich gewusst hätte, dass nur Fragen zu Dingen gestellt werden, die nicht unbedingt einer Lösung der Probleme unseres Landes nahekommen, wäre ich dieser Veranstaltung ferngeblieben. Anstatt über Sachen zu reden, die uns Angst machen, wie illegale Einwanderung - schließlich ist die Grenze zu Tschechien nicht weit - Terroranschläge, beschleunigte Asylverfahren, den Erhalt unseres Frieden und auch mal seine Meinung äußern dürfen und nicht gleich in die rechte Ecke abgestempelt zu werden, wurde darüber geredet, ob die zunehmende Digitalisierung vielleicht auch den Menschen verändern könne oder der Paragraf 218 diskutiert", wetterte eine Besucherin. Organisiert von den Kirchgemeinden Zöblitz-Lauterbach und Pockau hatten sich die Herren Pfarrer Rohloff und Schäfer einige Fragen überlegt, die von den Politikern beantwortet werden sollten. Das Thema Klimawandel und Windkrafträder erhitzte auch in Niederlauterstein die Gemüter. Während Thomas Dietz von der AfD dafür sorgen möchte, dass keine neuen Windräder aufgestellt werden, um Wald und Natur für kommende Generationen zu erhalten, versuchte es Philipp Riese von den Grünen mit einem Vergleich zum CO2-Ausstoß von einem Windrad und einem Baum. Eine Zwischenfrage dazu aus dem Publikum, die gesamte Windkraftproblematik könne unter Umständen nicht bis zu Ende gedacht sein, denn es gäbe dazu auch Widersprüchliches, tat Philipp Riese aggressiv mit "Jetzt rede ich", ab.
Erzgebirger wirken motivationslos
CDU-Politiker Alexander Krauß bedauerte, dass es den Erzgebirgern an Motivation fehle und diese oft schlecht gelaunt rüberkämen. Sein Arbeitskollege hätte ihm dies auch schon bestätigt. Die Geistlichen fragten auch, wie die Kandidaten zu einer Mietpreisbremse stünden. Hier waren die Meinungen geteilt. Befürwortungen und Ablehnungen hielten sich ungefähr die Waage. Nur: Dass gerade dies im Erzgebirge nicht unbedingt DAS Thema ist, da die meisten bescheidenes Eigentum besitzen und sich auch die Mietkosten in unseren ländlichen Gegenden noch im Rahmen halten. Einen größeren Teil des Abends nahm das Thema Staat und Kirche ein. Sollte sich die Kirche in die Belange des Staates einmischen? Auch hier geteilte Meinung, jedoch mit dem klaren gemeinsamen Ziel, beide sollten ein konstruktives Miteinander pflegen, die Kirche sich aber mehr der Seelsorge widmen. Man sprach noch darüber, dass es Steuervorteile geben sollte, die Gaststätten ihre Mehrwertsteuer wieder gesenkt bekommen sollten und man im Erzgebirge mehr verdienen müsse, um jungen Leuten hier einen attraktiven Lebensraum bieten zu können. Ja, im Erzgebirge brenne in jedem Unternehmen die Hütte. Nur wann und wie das Ganze in Ordnung gebracht werden könnte, blieb zunächst größtenteils offen.
"So einen Abend schafft man nur mit einer Flasche Bier"
Was die Digitalisierung angeht erklärte Thomas Dietz, dass es natürlich notwendig sei, in unseren Zeiten mit der Zeit zu gehen. Zugleich warnte er davor in Parallelwelten abzudriften. Hier waren sich die Politiker einig, dass es für Kinder und Jugendliche ein gesundes Maß an social media geben sollte und auch die Eltern in Verantwortung seien. Zeit für Fragen der Bürgerinnen und Bürger blieb wenig. Ein Bürger brachte es wie folgt auf den Punkt: "So einen Abend schafft man nur mit einer Flasche Bier. Wäre ich nur lieber spazieren gegangen. Doch gerade jetzt schlägt wieder die Tschechenluft auf den Magen. Auch dieses Thema, worunter wir alle leiden, kam nicht zur Sprache. Auch dazu hat uns von denen da oben noch keiner eine Lösung angeboten. Trotzdem gehe ich jetzt nach Hause und weiß, wen ich wähle".