Marienberg. Zu jenen Unternehmen, denen die Corona-Pandemie übel mitspielt, zählt in Marienberg das kleine, aber stets feine Kinocenter Movie in der Freiberger Straße 14. Mit seinem großen und kleinen Saal, der gemütlichen Kino-Bar mit ansprechendem Angebot bereichert es das kulturelle Leben seit Jahrzehnten in der Bergstadt in beachtlichem Maße. Doch aktuell begleiten existenzielle Ängste den Alltag der Kino-Betreiber Betty Mietke und Andreas Helmert. "Wir befinden uns mittendrin in dieser Krise, an Aufatmen ist längst nicht zu denken. Gäste kommen nur zögerlich. Wir freuen uns über jeden Einzelnen", erklären beide. Das Movie ist nicht nur ihre Existenz, sondern auch ein Stück weit Herzblut. Sie pflegen es, beschaffen aktuelle Filme und bieten den Besucherinnen und Besuchern in ihrem Haus die Möglichkeit, den Alltagssorgen (wenn auch nur kurz) zu entfliehen.
"Noch nie zuvor mussten wir das Haus acht Wochen am Stück geschlossen halten"
In Marienberg ist es schon seit über 100 Jahren möglich, Filme auf Leinwand zu gucken. August Reinhard, der Urgroßvater von Betty Mietke eröffnete hier 1919 ein Lichtspielhaus. Seine Nachfolge traten Sohn Alfred und später dessen Sohn Peter an. Dessen Tochter Betty wiederum führt das Lebenswerk ihrer Vorfahren mit Andreas Helmert fort. Zu früher hat sich vieles verändert. Es wurde umgebaut, saniert, erweitert und den heutigen Bedürfnissen angepasst. Der Standort ist jedoch geblieben. Jede Generation hatte auch mit Problemen zu kämpfen, wie zum Beispiel der Zweite Weltkrieg, die Enteignung, die DDR-Zeit, die Wende und gegenwärtig die Corona-Pandemie. "Mit solch einer Herausforderung hätte keiner gerechnet. Noch nie zuvor mussten wir das Haus acht Wochen am Stück geschlossen halten. Es muss einfach wieder aufwärts gehen", so Andreas Helmert. Die Zeit des Stillstandes nutzten die Betreiber, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten und Renovierungsarbeiten zu tätigen.
Marienberger wollen Kinocenter am leben erhalten
Am 15. Mai war es dann endlich soweit und das Licht ging wieder an. Mit nur zwei Kinogästen war diese "Neueröffnung" jedoch sehr ernüchternd. Sehr gefreut haben sich die Betreiber, dass es Leute gab, die zur Unterstützung des Movies Gutscheine erwarben, welche sie später erst einlösen möchten. Besagte Gutscheine, sei es für Filmvorführungen oder Cocktails, sind ohne zeitliche Begrenzung einlösbar und stets ein passendes Geschenk. Auch gegenwärtig kann das Kino mit einer sehr schönen Auswahl an Filmen punkten, die großen Starts wurden aber wie anderswo auch auf später verschoben. Momentan ist der Verleih noch gestoppt. Eines kam und kommt für Betty Mietke und Andreas Helmert nicht in Frage. Aufgeben! "Es geht immer irgendwie weiter" so der Tenor.