Schlößchen. Dass das Motorradwerk Zschopau in den Sechzigern für ihre MZ TS-Reihe einen sogenannten Einheitsmotor konstruiert hatte, ist wohl nur den Wenigsten bekannt. Doch tatsächlich produziert wurde der innovative Motor trotz Serienreife nie. "Das Motorengehäuse war für die Motor-Hubraumvarianten 125, 150, 200 und 250 ccm und mit Frischöldosierung und Anlasser konzipiert. Wir hätten damit verschiedene Hubraumklassen mit dem gleichen Motor abgedeckt", erinnert sich der 83-jährige Franz Wolf aus Schlößchen, der den Einheitsmotor 1967 in Zschopau konstruierte. "Das Besondere war, dass das Motorgehäuse nicht senkrecht, sondern waagerecht geteilt war. Dadurch waren Kurbelwelle und 5-Gang-Getriebe einfacher zu montieren", erinnert sich der Kraftfahrzeugtechnik-Ingenieur.
Nachdem die Konstruktionszeichnung im Oktober 1967 fertig war, ging es in die Teilefertigung. Gut zwei Jahre später standen Versuchsfahrten an und Bernd Köhler war zu der Zeit neuer Versuchsfahrer bei MZ. Der Ehrenfriedersdorfer blickt zurück: "Wenn ich mich recht erinnere, bestand meine erste Aufgabe darin, den Motor im Versuch zu fahren. Er war technisch ausgereift und hatte Potenzial, ist aber an der Fertigung und am Geld gescheitert." Vom einen Tag auf den anderen Tag war der Einheitsmotor bei MZ vom Tisch.
1990 dann stand das Ausräumen des Altwerks Zschopau und Umsiedeln ins Neuwerk Hohndorf auf der Agenda. Der Geländesportler und dreifache DDR-Meister Gunter Gerlach erinnert sich: "Unter anderen stand ein Einheitsmotor zur Debatte, der in den Müllcontainer wandern sollte. Der Krumhermersdorfer, der seit seiner Lehre 1971 im Motorradwerk beschäftigt war, bewahrte den Motor davor. Viele Jahre lag er bei ihm daheim, bis er mit seinem ehemaligen Kollegen Gottfried Franke den EM-Motor wieder flott machte. "Dann musste ich noch das Fahrgestell umarbeiten", so Gunter Gerlach, der nun stolz seine MZ TS mit dem innovativen Motor dem Konstrukteur präsentiert.