Ehemaliger gefeierter MZ-Werksfahrer polarisierte

Motorsport Ernst Degner würde am Mittwoch 90 Jahre

Zschopau. 

Zschopau. Er galt als begnadeter Motorradrennfahrer und war das Aushängeschild der DDR. Er war privilegiert, das MZ-Werk erfüllte ihm fast jeden Wunsch. Die Rede ist von Ernst Degner, am 22. September 1931 im oberschlesischen Gleiwitz geboren. Am Mittwoch würde er seinen 90. Geburtstag feiern.

Gefeierter Volksheld der DDR

Doch insgeheim lag er offenbar mit den Verhältnissen in der DDR überkreuz. Denn der gefeierte Volksheld der DDR nutzte die Präsenz beim Motorrad Grand Prix im schwedischen Kristianstad, am 17. September 1961 seinem Heimatland und MZ den Rücken zu kehren. Wenige Wochen zuvor, Ende Juli, hatte der Rennfahrer beim allerersten Weltmeisterschaftslauf am Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal den Sieg geholt. Dem Zschopauer gelang in der Achtelliterklasse über 13 Runden ein ungefährdeter Start-Ziel-Sieg vor dem Australier Tom Phillis. Unbeschreibliche Stimmung nach der Zieldurchfahrt, der Sachsenring stand förmlich Kopf, man war im Freudentaumel. Auf dem Banner eines Flugzeugs am Himmel war zu lesen "Ernst Degner siegt auf MZ". In jenem Jahr kämpfte Degner, der seit 1954 die Lizenz besaß und zwei Jahre später als Werksfahrer bei MZ einstieg, um die WM. Zunächst schien nach den Siegen Degners in Hockenheim, am Sachsenring und in Monza der erste WM-Titel für MZ zum Greifen nah. Beim vorletzten WM-Lauf im schwedischen Kristianstad fiel der Rennfahrer aus. Und mit der anschließenden Flucht war auch der WM-Titel für MZ pfutsch. Danach unternahm die DDR-Regierung alles, um den Start Degners auf einem anderen Fabrikat beim Finale in Argentinien im Oktober zu verhindern. Phillis wurde mit 2 Punkten Weltmeister vor Degner, der zum Zuschauen verurteilt war. Für seinen Mentor Walter Kaaden, der die MZ-Rennabteilung in Hohndorf mit aufbaute, brach eine Welt zusammen. Bereits im Folgejahr seiner Flucht aus dem Osten wurde er erster Weltmeister (Klasse bis 50ccm) auf Suzuki.

Traurige Wendung

Doch im Zenit seiner Karriere angelangt, nahm der Lebensweg des gefeierten Rennfahrers eine traurige Wendung. Am 10. November des Jahres 1963 stürzte Degner auf der 250ccm-Suzuki in der ersten Runde beim Grand Prix von Japan derart schwer, dass der Fahrer in den Flammen des auslaufenden und entzündeten Kraftstoffes drohte, zu verbrennen. Sein Leben konnte gerettet werden, doch es war durch den schweren Unfall aus dem Gleichgewicht geraten. In der Folgezeit musste Degner zahlreiche Operationen und Hauttransplantationen über sich ergehen lassen. Trotz einiger Grand Prix-Siege in den Folgejahren war die Karriere Degners 1966 faktisch zu Ende. Und auch privat stand er am Scheideweg. Der Vater zweier Söhne, der in den 1970ern von seiner Ehefrau Gerda geschieden wurde, starb vereinsamt im September 1983 auf Teneriffa. Noch heute polarisiert Ernst Degner. Zahlreiche Bücher und Filme über den Rennfahrer sind in dieser Zeit entstanden. Nun wird die Lebensgeschichte Degners in einem neuen, aufwendig produzierten Dokumentarfilm mit dem Titel "Missile from the East", zu Deutsch "Geschoss aus dem Osten", nachgezeichnet. Er soll in Kürze erscheinen.

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