Am heutigen 1. Juni wurde in Freiberg und Umgebung ein besonderes Jubiläum gefeiert: Sechs Jahre zählt die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří inzwischen zum UNESCO-Welterbe. Zum 20. UNESCO-Welterbetag, der dieses Jahr mit dem Kindertag zusammenfiel, hieß das Motto: „Vermitteln. Verbinden. Begeistern.“ – und genau das ist eindrucksvoll gelungen.
Auf historischen Pfaden: Wanderung zum Roten Graben
Den Auftakt bildete eine geführte Rundwanderung von der Reichen Zeche über Tuttendorf bis zur historischen Wasserführung „Roter Graben“. Wanderführer Jens Kugler, technischer Leiter des Silberbergwerks und leidenschaftlicher Erzähler, nahm die Teilnehmenden mit auf eine lebendige Reise in die Tiefen der Bergbaugeschichte. Entlang bedeutender Stollenmundlöcher und über uralte Halden erfuhren die Wandernden auf fünf Kilometern Spannendes über das einstige Zentrum sächsischen Silberbergbaus.
Erlebnisstation Erzwäsche Halsbrücke: Technikgeschichte zum Anfassen
In Halsbrücke stand das einstige Poch- und Waschwerk im Mittelpunkt. Führungen, eine Modellausstellung und eine charmante Kinderausstellung mit historischem Spielzeug begeisterten große wie kleine Gäste. Das angekündigte Geheimnis war, dass der erste „Erzwäsche-Whisky“ des Halsbrücker Brauhauses BAB in einem der alten Schächte gelagert wurde. Die Vereinsmitglieder haben auch mit Kaffe und Kuchen bzw. Imbiss für einen erlebnisreichen Tag in der Erzwäsche Halsbrücke gesorgt.
Lebendige Technik: Das Turmhofer Pochwerksrad
Am Nachmittag lockte ein echtes technikhistorisches Juwel: Das letzte noch original erhaltene Wasserrad des deutschen Erzbergbaus wurde im Turmhofer Pochwerk vorgeführt. Mit Helm und Schutzjacke ging es tief hinein ins technische Herz des alten Werkes. Stefan Thiem erklärte anschaulich, wie Wasserenergie zur Erzverarbeitung genutzt wurde. Dass dieses beeindruckende Denkmal erhalten blieb, ist auch den engagierten Ehrenamtlern Dr. Karl-Heinz Eulenberger und Dieter Illing und der Saxonia-Freiberg-Stiftung zu verdanken. Das Objekt „Turmhofer Pochwerksrad“ wurde im Jahr 2016 von der Georg-Agricola-Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur e.V. mit dem Preis für Industriekultur ausgezeichnet. Damit wurde die Rettung des Wasserrades vor dem Verfall gewürdigt. Im Jahr 2018 wurde die Arbeitgemeinschaft mit dem Bürgerpreis der Stadt Freiberg ausgezeichnet.
Industriegeschichte trifft Wissenschaft: Sonderöffnung im Schloss Freudenstein
Von 10-13 Uhr konnten Interessierte im Schloss Freudenstein, Ausstellungsraum des Sächsischen Staatsarchivs Bergarchiv Freiberg die Ausstellung „Gut für Freiberg!? Muldenhütten auf dem Weg in das Industriezeitalter“ besuchen – mit persönlicher Führung durch Prof. Helmut Albrecht, dem „Vater der Montanregion“. Ein würdiger Abschluss eines ereignisreichen Tages, der eindrucksvoll zeigte, wie lebendig und verbindend Welterbe sein kann.