Am heutigen Mittwoch ist nur auch Jens Grüner dem Club der 60-Jährigen beigetreten. Der Krumhermersdorfer ist einer der erfolgreichsten Enduro-Fahrer, den MZ je hervorgebracht hat.
Schneller Aufstieg
Jens Grüner wurde am 5. Februar 1965 in Zschopau geboren und hatte zunächst in der Leichtathletik große sportliche Ambitionen. Als 15-Jähriger schloss er sich dem MC Zschopau an, womit jedoch sein neuer sportlicher Weg vorgezeichnet war. Schon 1981 bestritt er seine erste Geländefahrt und wurde auf Anhieb DDR-Juniorenmeister in der Klasse bis 250 ccm.
Schon im darauffolgenden Jahr war er bei den Six Days in Povazska Bystrica in der damaligen CSSR und der heutigen Slowakei als Einzelstarter mit von der Partie.
Seinen nächsten großen nationalen Erfolg feierte er 1984, indem er hinter Uwe Weber und vor dem leider schon 2021 verstorbenen Andreas Cyffka DDR-Vizemeister der Klasse "über 125 ccm Spezial" wurde. Nicht zuletzt dank dieses Erfolges wurde er im darauffolgenden Jahr komplett in die MZ-Sportabteilung integriert und erhielt somit den Status eines "Werksfahrers". Das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigte und dankte er im gleichen Jahr mit seinem Zutun zusammen mit Andreas Cyffka, Mike Heydenreich und Udo Grellmann zum Gewinn der Silbervase, der Junioren-Mannschaftsweltmeisterschaft, bei den Six Days in La Molina im Nordosten Spaniens.
Aktiv zum größten Tag der DDR-Motorsport-Geschichte beigetragen
Nach Platz zwei beim gleichen Wettbewerb und in der gleichen mannschaftlichen Konstellation 1986 im norditalienischen San Pellegrino Terme wurde Jens Grüner 1987 fürs Trophy-Team der DDR nominiert und sorgte im polnischen Jelenia Gora zusammen mit Jens Thalmann, Reinhard Klädtke, Harald Sturm, Uwe Weber und Jens Scheffler für den glorreichen Six-Days-Gesamtsieg der DDR-Equipe. Garniert wurde dieser vom gleichzeitigen Gewinn der Silbervase mit Thomas Bieberbach, Danilo Pörschke, Mike Heydenreich und Udo Grellmann sowie dem Sieg bei den Clubmannschaften durch Jens Fabig, Andreas Cyffka und Mike Sydow. Damit ging jener 26. September 1987 als einer der allergrößten Tage in die DDR-(Motor-)Sportgeschichte ein.
Am Jahresende 1987 kam Jens Grüner dann auch noch in der DDR-Meisterschaft zu höchsten nationalen Ehren, wiederum in der Klasse über 125 ccm. Diesen Titel konnte er 1988, unter anderem mit seinem einzigen Klassensieg bei "Rund um Zschopau", erfolgreich verteidigen, und 1989 feierte er mit Rang drei seine beste EM-Endplatzierung.
Ende der DDR und Anfang der WM
1990 war bekanntlich ein sehr geschichtsträchtiges Jahr - vor allem durch die Wiedervereinigung Deutschlands politisch, aber auch motorsportlich gesehen. Im Enduro-Sport war neben den Six Days als Mannschafts-WM die Europameisterschaft von 1968 bis 1989 unter Obhut des Motorrad-Weltverbandes FIM das höchste Prädikat. 1990 wurde diese von der offiziellen (Einzel-)Weltmeisterschaft abgelöst und in sieben Läufen ausgetragen. Kurz vor dem gravierenden politischen Wandel hatte sich der Motorsportclub MZ Zschopau für einen Lauf beworben und machte trotz der nun neuen und sich weiterhin ständig verändernden Umstände keinen Rückzieher. Am 9. und 10. Juni 1990 war es dann schließlich soweit.
Endlich wieder voll international
Der erste Lauf zur Enduro-Weltmeisterschaft in Zschopau war im WM-Premierenjahr der vierte von sieben Saisonläufen. Nachdem beim EM-Lauf 1972 hier zuletzt ein echter internationaler Wind wehte, konnte man nun wieder die absolute Weltspitze begrüßen.
Das Veranstaltungszentrum mit Start und Ziel sowie Parc Fermé hatte man ins Sportforum des kurz zuvor wieder zurückbenannten Chemnitz gelegt. Von da aus ging es an den beiden Fahrtagen jeweils per Verbindungsetappe nach Zschopau. Die eigentliche Runde begann dann an der "Neuen Heimat". Diese war rund 80 Kilometer lang und musste pro Tag drei Mal absolviert werden - am Sonntag dann in umgekehrter Richtung zum Vortag. Das Wetter meinte es leider nicht besonders gut mit den insgesamt 236 Fahrern aus 16 Ländern sowie wohlwollend geschätzten 100.000 Zuschauern. Am zweiten Fahrtag ergoss sich sogar Dauerregen über dem Erzgebirge, der der Stimmung jedoch kaum etwas anhaben konnte.
Äußerst erfolgreiche Karriere endete schon mit 25
Wie Mike Heydenreich und Mike Sydow in der Klasse bis 250 ccm (Zweitakt) fuhr auch Jens Grüner in der Halbliterklasse weiter auf und für MZ. Deren ehemalige Stallgefährten hatten sich einhergehend mit der Wende bereits anderen, westlichen Marken zugewendet. So fuhr sein (Hubraum-)Klassenkamerad Uwe Weber ebenso eine KTM wie Harald Sturm bei den 250ern.
Mit zwei sauberen dritten Plätzen in der Klasse bis 500 ccm hinter den KTM-Piloten Giorgio Grasso aus Italien und Peter Hansson aus Schweden bzw. Sven-Erik Jönsson, ebenfalls aus Schweden, und Peter Hansson war Jens Grüner trotz Viruserkrankung und am zweiten Tag nach zwischenzeitlicher Führung später mit massiven Bremsproblemen kämpfend an beiden Fahrtagen der beste deutsche Halbliterpilot. Damit hatte er sich auch in der Gesamtwertung den Bronzerang gesichert. Gleichzeitig war es der letzte Podestplatz für MZ in seiner ursprünglichen Form.
Ende des Jahres und erst 25-jährig musste der Krumhermersdorfer den Sport aus gesundheitlichen Gründen und wohl auch ein bisschen wegen der geänderten Rahmenbedingungen leider aufgeben.