"Es war anfangs nicht klar, ob ich jemals wieder aufwachen werde", sagt Boris S., nach einem Motorradunfall. Am 5. Mai dieses Jahres musste er notoperiert werden und lag zwei Wochen lang im Koma. Der heute 26-Jährige erzählt seine Geschichte:
Der Tag des Unfalls
Boris wohnt in Oberlungwitz und arbeitet als Krankenpfleger im Küchwald Krankenhaus in Chemnitz. Es war ein gewöhnlicher Tag: Nach einem Nachtdienst legte er sich zunächst schlafen. Am Nachmittag wollte er sich mit Freunden zu einer Motorradtour treffen. Sie trafen sich gegen 17 Uhr an einer Tankstelle in Flöha, tranken Kaffee und wollten ihre Runde beginnen. "Ab da sind meine Erinnerungen erloschen", erzählt Boris.
Der Moment, der alles veränderte
Wie er berichtet, stammen die folgenden Schilderungen von seiner Familie: Gegen 18.30 Uhr geschah der schwere Unfall in Wolkenstein (BLICK.de berichtete). Er verlor, "aus welchen Gründen auch immer", die Kontrolle über seine Maschine und fuhr gegen die Leitplanke. "Und somit kam es zu meinem Unfall, der mir fast das Leben kostete. Mein Bewusstsein habe ich somit verloren."
Boris prallte mit seinem Motorrad in die Leitplanke
Wie er weitererzählt, wäre er laut aus seiner Schutzkleidung, die auch einen Airbag beinhaltete und über GPS verfügt, um die 80 km/h gefahren - "Ich hätte 100km/h fahren dürfen." Warum das Motorrad stürzte, konnte im Detail bis heute noch nicht geklärt werden. "Nach dem ich noch knapp 100 Meter über den Boden gerutscht bin, prallte das Motorrad mit mir in die Leitplanke."
Freunde und Helfer retteten Boris
Einer seiner Freunde fuhr direkt hinter ihm, sah den Unfall und leistete sofort Erste Hilfe. Auch die übrigen Fahrer der Gruppe, die bereits vorausgefahren waren, bemerkten schnell, dass er fehlte, kehrten um und kamen zur Hilfe. Aber auch zwei Autofahrerinnen, die anhielten, leisteten Hilfe. Gemeinsam retteten sie ihm damit das erste Mal das Leben. "Das waren schreckliche Bilder" ihn daliegen zu sehen, wissen seine Freunde noch heute.
Rettungshubschrauber aus Dresden
Sie hoben das Motorrad von ihm und riefen die 112. "Sie kamen in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr in Chemnitz raus, welche mir für den ersten Moment wohl auch mit ihrer heldenhaften Reaktion das Leben retteten. Sie erkannten sofort den Ernst der Lage und alarmierten sofort die benötigten Rettungskräfte, unter anderem einen Hubschrauber, der extra aus Dresden angeflogen kam."
Boris wurde ins Krankenhaus geflogen
"Als die Rettungskräfte am Unfallort waren, benötigten diese wohl knapp 45 Minuten im Rettungswagen, eh sie mich erstmal soweit stabilisiert hatten, dass ich überhaupt transportfähig war, um mich mit dem Helikopter ins Krankenhaus fliegen zu können."
Kampf um sein Leben
Die tragische Nachricht erreichte schließlich auch Boris‘ Freundin, die selbst im Klinikum Chemnitz arbeitet. Als sie davon erfuhr, rannte sie sofort in die Notaufnahme und brach dort in Tränen aus, erzählt der 26-Jährige.
Boris hatte sich den rechten Oberarm, das Schulterblatt und mehrere Rippen gebrochen. Das Schlimmste aber waren die zerrissene Lunge und eine Gehirnblutung. Er musste notoperiert werden. "Nach der Op lag ich dann 2 Wochen im Koma. Es war anfangs nicht klar, ob ich jemals wieder aufwachen werde und wenn ja, ob ich bleibende Schäden behalten werde. Es bangten viele um mich. Meine Familie, welche an dem Abend noch von dem Unfall erfuhren, aber auch meine Kollegen auf Arbeit, welche nach und nach davon erfuhren."
Der große Moment
Nach zwei Wochen kam dann, wie Boris es nennt, "der große Moment": die Extubation (ein Begriff aus der Medizin, der die Entfernung des Beatmungsschlauches meint). Beim 2. Versuch klappte es. Am 17. Mai 2025 wachte Boris aus dem Koma auf - ein Tag, den er nie vergessen wird.
Von da an ging es für ihn Stück für Stück bergauf. Heute kann er fast alles wieder tun wie früher. Nur sein rechter Arm ist noch eingeschränkt. Er hat Probleme, seine Hand nach oben zu bewegen. Es braucht noch mehr Zeit, bis auch das wieder verheilt, erzählt der junge Mann. Aber er ist optimistisch.
Der lange Weg zurück
Bis zum heutigen Tag konnte der 26-Jährige noch nicht wieder seinen Job als Krankenpfleger ausüben. Stattdessen standen Physiotherapie, Arzttermine, Ergotherapie und Reha auf dem Programm. Im November möchte er mit der Wiedereingliederung beginnen.
Hat sich etwas für ihn geändert?
Auf die Frage, ob sich etwas für ihn verändert habe, antwortet Boris: ja, an seiner Einstellung. Früher habe er Geburtstage kaum gefeiert, heute bedeuten sie ihm viel, "weil ich gemerkt habe, wie schnell es vorbei sein kann." Das Zusammensein mit seiner Familie hat für ihn jetzt einen viel höheren Wert. Materielle Dinge, wie Geld, sind ihm nicht mehr so wichtig.
Auf die Frage, ob er wieder aufs Motorrad steigen würde, sagt er Ja. Lange habe er überlegt, doch er ist sich sicher: Ein solches Ereignis darf nie wieder passieren, sonst steige er nie wieder auf. Beifahrer würde er allerdings keine mehr mitnehmen.
Boris ist unendlich dankbar
Boris betont seine tiefe Dankbarkeit: an die Ersthelfer, die sofort reagierten, an die Leitstelle in Chemnitz, die schnell handelte und an Familie, Freunde und Kollegen, die ihn in dieser schweren Zeit unterstützten. Mit der Hilfe all dieser Menschen konnte er Schritt für Schritt wieder zurück ins Leben finden.
"Ich hatte viele viele Schutzengel"
Zum Schluss richtet er einen Appell an alle Motorradfahrerinnen und -fahrer: "Ohne meine Schutzkleidung hätte ich nicht überlebt. Es ging los bei meiner Airbag-Weste, die es ausgelöst hat - hätte ich die nicht gehabt, dann wäre es wahrscheinlich gleich vorbei gewesen."