Der schwere Verkehrsunfall auf der S255, der am vergangenen Sonntag drei Menschenleben forderte, sorgt nun für Gesprächsstoff im Erzgebirge.
Was war passiert? Es kollidierten auf der S255 ein Seat und ein Tesla. Beide Fahrzeuge wurden in den Straßengraben geschleudert. Die drei Insassen des Seat starben, drei Menschen im Tesla wurden verletzt. Die Unfallursache ist noch unklar. Ebenfalls noch nicht geklärt ist, ob der Tesla autonom unterwegs war. Der Tesla, in dem eine Frau und zwei Kinder saßen, sorgt nun für Diskussionen.
Ein Gutachter, der am Unfallabend zur Einsatzstelle beordert wurde, gab den Hinweis, dass sich eine Hochleistungsbatterie, wie sie im Tesla verbaut ist, beim Verkehrsunfall entzünden könnte. Daraufhin wurde ein Abschleppunternehmen beauftragt, das den Tesla gesondert bergen konnte. Dies war aber nicht so leicht, da keiner im näheren Umkreis, werder die Feuerwehr noch ein Abschleppdienst, über einen speziellen Container dafür verfügt. Zudem musste ein Hochvolttechniker hinzugezogen werden. Eine Firma aus Niederwürschnitz bei Stollberg konnte einspringen. Anschließend wurde das Elektroauto mit einem Kran in den sogenannten Hochvolt-Container verladen und abtransportiert. Dieser Container steht nun auf dem Betriebsgelände des Bergungsdienstes in Niederwürschnitz. Erst nach fünf Stunden war die S255 beräumt und konnte für den Verkehr wieder frei gegeben werden.
Erster schwerer Unfall im Erzgebirge mit einem E-Auto
Es war der erste schwere Verkehrsunfall mit einem Elektrowagen im Erzgebirge. Der Vorfall war auch für Rettungskräfte und Abschleppdienste Neuland. Der Aufwand vom Abtransport bis hin zur Entsorgung eines Elektrowagens ist enorm. Bis 72 Stunden nach dem Unfall kann sich ein solcher Akku, wie er im Tesla verbaut ist, entzünden. Beim Brandausbruch entstehen laut Feuerwehr giftige Dämpfe. Auch das Löschen von einem derartigen Wagen ist kompliziert. Jede Menge Löschwasser muss man aufbringen, um den Wagen endgültig abzulöschen. Zudem benötigt man anschließend einen Container, um das Fahrzeug 48 Stunden lang in ein Wasserbad zu tauchen, wenn es gebrannt hat.
Der in den Unfall verwickelte Tesla steht nun, ohne Wasserbad, auf dem Betriebshof des Bergungsdienstes. In regelmäßigen Abschnitten wird die Temperatur des Fahrzeugs kontrolliert. Freitag soll das Auto den Container verlassen. Ein hoher Aufwand für ein einziges, verunglücktes Elektroauto.
Im Erzgebirge sehensich derweil Abschleppdienste und Feuerwehren mit der Situation kontrontiert. Wie Dirk Weinelt (Mitarbeiter des Abschleppdienstes in Niederwürschnitz) und Paul Schaarschmidt (Pressesprecher Kreisfeuerwehrverband Erzgebirge e.V.) berichten, fehlt Ihnen die Praxis beim Umgang mit Elektroautos. Übungsobjekte fehlen außerdem. Mitarbeiter von Abschleppdiensten müssen spezielle Lehrgänge absolvieren, um solche Wagen abschleppen zu dürfen. Für das Abstellen von verunfallten Elektrowagen benötigt es außerdem Genehmigungen. Ferner benötigen Abschleppfirmen einen speziellen Container, der im Brandfall mit Wasser geflutet werden kann. Diese Dinge müssen allesamt bei einem Wagen mit Verbrennungsmotor nicht beachtet werden.
Zusammenarbeit ist zwingend nötig
Paul Schaarschmidt sieht die Situation nicht extrem kritisch, stellt aber gleichwohl klar. "Die Neuzulassungen von Elektrowagen im Erzgebirgskreis sind mit 167 Modellen noch überschaubar. Momentan ist ein Hochvolt-Container ausreichend. Doch die Anzahl der Elektroautos im Erzgebirge nimmt zu". Bislang mussten Abschleppdienste und Feuerwehren auf Rettungsdatenblätter zurückgreifen. Trotzdem wünschen sich beide mehr Kooperation mit Automobilherstellern oder der Wirtschaft. Sie fühlen sich im Stich gelassen. Zudem sehnt man sich nach Verbesserungen oder Lösungen seitens der Automobilhersteller. Der Kreisfeuerwehrverband Erzgebirge e.V. möchte ab dem kommenden Jahr mehr Seminare für Rettungskräfte halten, die den Umgang bei Verkehrsunfällen sowie Bränden mit Elektroautos thematisieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass Brände und Verkehrsunfälle mit Elektroautos für Rettungskräfte schwieriger und zeitintensiver abzuarbeiten sind als verunfallte Autos mit Verbrennungsmotoren. Zudem bringen derartige Autos mehr Gefahren für die Rettungskräfte mit sich.