Für den Augenblick sollte es ein Einsatz wie jeder andere werden, doch es kam anders. Als am Montagabend die Feuerwehren aus Heidersdorf und Seiffen, der diensthabende Kreisbrandmeister Gunnar Ullmann, Rettungsdienst, Notarzt und Polizei zu einem Verkehrsunfall auf der S212 im Erzgebirge alarmiert werden, zählt für die Einsatzkräfte vor allem eines: schnell handeln. Ein eCall-System hatte den Notruf abgesetzt, doch es gab keine Sprechverbindung zum Fahrzeug.
"Einer von uns"
Mit Sondersignal machten sich die ersten Einheiten auf den Weg. Doch als die Feuerwehr Heidersdorf als erste eintraf, saß der Schock tief. Das Unfallfahrzeug ist ihnen bekannt. "Oh nein, das ist einer von uns", schoss es den Kameraden durch den Kopf. Doch die Professionalität musste bewahrt werden. Gemeinsam mit der Besatzung des fast zeitgleich eintreffenden Rettungswagens verschafften sich die Einsatzkräfte Zugang zum Fahrzeug. Der Fahrer war jedoch in seinem nicht stark deformiertem Fahrzeug eingeklemmt. Eine Sofortrettung wurde eingeleitet, und auf der Straße begann der Kampf um sein Leben.
Kampf ums Überleben
90 Minuten lang kämpften Feuerwehr und Rettungsdienst Seite an Seite. Herz-Lungen-Wiederbelebung, modernste Notfallmedizin - alles wurde versucht. Doch am Ende verloren sie den Kampf. Der 21-jährige Kamerad aus den eigenen Reihen überlebte seine schweren Verletzungen nicht. "Es ist das Schlimmste, was einem als Feuerwehr passieren kann, den eigenen Kameraden durch so eine tragische Geschichte zu verlieren", sagte Jens Müller, Wehrleiter von Heidersdorf, am Morgen danach mit bedrückter Stimme.
Tiefsitzender Schmerz
In tiefer Trauer und Schmerz sagte der Seiffener Wehrleiter Thomas Schalling zu Jens Müller, die Heidersdorfer können nach Hause ins Gerätehaus fahren, weil er die Einsatzstelle übernehme. Dankbar nahmen die erschöpften Kameraden dieses Angebot an. Im Hintergrund hat Kreisbrandmeister Ullmann bereits das Einsatznachsorgeteam des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen alarmiert, um den Betroffenen beizustehen. Bis tief in die Nacht gegen 1.30 Uhr hinein blieb die Feuerwehr Seiffen an der Unfallstelle, leuchtete sie aus und sorgte für die Beräumung. Richtig schlafen konnte in dieser Nacht niemand. Zu stark waren die Bilder, die Gedanken, der Schmerz.
Beileidsbekundungen
In einem gemeinsamen Facebook-Post mit den Freiwilligen Feuerwehren Seiffen und Heidersdorf drückt der Kreisfeuerwehrverband Erzgebirge seine aufrichtigste und herzlichste Anteilnahme aus und wünscht der Familie, den Freunden und Kameraden die nötige Kraft zur Bewältigung dieses schlimmen Schicksals. Sie danken allen Einsatzkräften.