Inklusion im Lebensmittelhandel: Eine Erfolgsgeschichte aus dem Erzgebirge

Verleihung Inklusionszertifikat vergeben, denn Inklusion bringt weiter

Thermalbad Wiesenbad. 

"Jeder ist anders besonders", sagt Maria Schubert, Marktleiterin im Lebensmittelmarkt "Glück.Kauf" in Thermalbad Wiesenbad. Und sie muss es schließlich wissen. Denn der Markt ist ein erfolgreiches Inklusionsprojekt von Menschen mit Behinderung. Träger des Projektes Glückkauf ist die ANNAdie gGmbH Annaberg-Buchholz, gegründet im Jahr 2021. Seitdem arbeiten dort Beschäftigte mit und ohne Handicap erfolgreich zusammen und bieten viele regionale Produkte aus der Heimat an. Am Freitag, dem 29. November nahm die Agentur für Arbeit Annaberg-Buchholz dies zum Anlass und zeichnete die ANNAdie gGmbH für ihr vorbildliches Engagement bei der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung mit dem Inklusionszertifikat der Bundesagentur für Arbeit aus. Die Übergabe erfolgte durch die Chefin der Arbeitsagentur Annaberg-Buchholz, Cordula Hartrampf-Hirschberg direkt im Lebensmittelmarkt Glück.Kauf. Der Termin ist Bestandteil der bundesweiten Aktion zur Woche der Menschen mit Behinderung, die noch bis zum 3. Dezember unter dem Motto "Inklusion bringt weiter" stattfindet.

Alle halten den Markt am Laufen

Die ANNAdie gGmbH als hundertprozentiges Tochterunternehmen des Lebenshilfe Annaberg e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam zu beschäftigen. Nach der Inklusionsküche in Annaberg-Buchholz folgte als zweites Projekt der Glück.Kauf. Aktuell sind hier elf Mitarbeiter mit Beeinträchtigung beschäftigt. Acht davon aus der Werkstatt des Lebenshilfewerkes und drei weitere, welche direkt im Markt angestellt sind. "Sie übernehmen alle Aufgaben mit großer Freude und halten gemeinsam mit allen anderen des Teams den Markt am Laufen", so Maria Schubert. Übrigens sind alle sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, die nach den gängigen Bestimmungen des Arbeits- und Tarifrechts beschäftigt werden.

Straßensperrung sorgt für Kundenschwund

"Uns ist es wichtig, am Standort die regionale Nahversorgung am Leben zu erhalten. Wir sind in erster Linie ein Unternehmen des Arbeitsmarktes und müssen uns dem Wettbewerb mit anderen Unternehmen stellen. Zusätzlich erfüllen wir jedoch einen speziellen sozialen Auftrag und übernehmen damit besondere gesellschaftliche Verantwortung", betont Geschäftsführer Sebastian Groß und bedauert zugleich: "Durch die Sperrung der Zufahrtsstraße sind uns zehn Prozent der Kunden weggebrochen. Nun hoffen wir, dass sie den Weg zu uns wieder finden." Gute Ideen gibt's in der Firma immer wieder. Friedemann Zschau ist externer Berater und Projektleiter Lieferdienst. Er verrät: "Mit Beginn der Straßensperrung starteten wir einen markteigenen Lieferdienst mit dem Hintergrund ‚Wenn der Kunde nicht zum Markt kommt, dann kommt der Markt eben zum Kunden‘. Ferner wollen wir Menschen unterstützen, die aus Alters-, Krankheits- oder anderen Gründen nicht mehr in der Lage sind, selbständig einzukaufen." Derzeit gibt es 200 Lieferdienstkunden, doch es sollen mehr werden. Also hat Friedemann Zschau einen Katalog entwickelt, mit dem die Kunden einen Rundgang durch den Laden unternehmen können.

Agentur für Arbeit fördert berufliche Teilhabe

Auch die Arbeitsagentur möchte das Bewusstsein für die Potenziale von Menschen mit Behinderungen stärken. Als Agenturchefin weiß Cordula Hartrampf-Hirschberg: "Wir unterstützen Unternehmen auf vielfältige Weise dabei, Menschen mit Behinderungen auszubilden, einzustellen oder weiterzubilden. Betriebe, die Menschen mit Behinderung einstellen, können zusätzliche finanzielle Unterstützung über mehrere Jahre hinweg erhalten." Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Schwerbehinderung gibt es in nahezu allen Branchen. Ein Großteil arbeitet im Verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- uns Sozialwesen, im Öffentlichen Dienst und im Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen. "In den arbeitslos gemeldeten Schwerbehinderten steckt enormes Potenzial. Daher ermutige ich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber: Geben Sie Schwerbehinderten eine Chance in Ihrem Unternehmen. Lassen Sie sich von unseren Experten beraten und nutzen Sie beispielsweise die Möglichkeit einer kostenlosen Probearbeit. Probieren Sie es einfach aus und finden Sie Ihre neuen Mitarbeiter", rät die Chefin.



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