Kinderklinik am Standort Aue schaut auf 75 Jahre

Jubiläum Wurzeln liegen im über 1000 Kilometer entfernten Tilsit

Aue. 

Aue. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Standort Aue schaut auf 75 Jahre - der eigentliche Geburtstag am 6. April konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht gefeiert werden, doch gestern ist die Festveranstaltung im kleinen Saal des Kulturhauses in Aue nachgeholt worden. Ein Jubiläum, was man nicht alle Tage begeht und eigentlich ist die Klinik noch viel älter. Denn wie Dr. med. Jochen Meister, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Aue sagt, habe die Klinik nur den Standort verändert: "Heute würde man sagen, die Kinderklinik war ein Flüchtling, der heute gut integriert ist in der neuen Heimat." Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1927 zurück ins über 1000 Kilometer entfernte Tilsit, früher Ostpreußen, jetzt Russland. Dort wurde eine Kinderklinik im ehemaligen Armenhaus der Stadt gegründet.

Günter Frey geht der spannenden Historie auf den Grund

PD Dr. med. habil. Günter Frey, hat die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Aue von 1990 bis 2012 als Chefarzt geleitet und er hat sich um die Aufarbeitung der Historie der Kinderklinik verdient gemacht. "Die Kinderklinik in Tilsit erlitt im Jahr 1944 einen Bomben-Volltreffer im Rahmen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Zweiten Weltkrieg. Die Klinik musste evakuiert werden. Personal, Patienten und Inventar wurden auf Güterzüge verladen. Die Reise ging Richtung Westen", erzählt Frey. Man fand in Polen für fünf Monate Unterschlupf, doch die Ostfront rückte näher und so erfolgte eine erneute Evakuierung und die Reise ging weiter - im erzgebirgischen Erla blieb der Zug stehen, wie Frey berichtet. Im ehemaligen Arbeitersportlerheim in Bermsgrün, dem heutigen Hotel "Am Hohen Hahn" fand man zunächst eine Bleibe. Später zog man nach Bad Schlema um, wie die Klinik in drei Pensionen untergebracht war und schließlich war man ab 1946 als Mieter im Diakonissenhaus in Aue. In dem Jahr ist die Klinik neu gegründet worden. Nach der politischen Wende musste man die Fläche bei Zion räumen und ist schließlich auf dem Areal an der Gartenstraße in einen Neubau eingezogen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1946 wurde die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin von insgesamt acht Chefärzten geleitet.

Modernste Technik für die Kinderklinik

Wie Jan Jakobitz, Geschäftsführer des Helios Klinikum Aue sagt, befindet man sich mit der Pädiatrie, sprich der Kinderheilkunde, auf dem modernsten Stand der Technik in diesem Bereich: "Sowohl die medizinische Ausstattung als auch das ärztliche, pflegerische und weiteres Personal der Klinik erlauben es mir, mit Stolz sagen zu können, dass wir uns mit der Pädiatrie im Erzgebirgskreis auf dem Spitzenplatz befinden." Als eins der wenigen Häuser in der Region erfüllt man mit der Neonatologie, wo Frühgeborene betreut werden, alle Voraussetzungen für das neonatologische Level 2."

Spezialisierungen und ein breiter Bereich in der Kinderheilkunde zeichnen Kinderklinik aus

Der Ärztliche Direktor PD Dr. med. habil. Jan Wallenborn sagt: "Das Spannende ist, dass die Kollegen, die mit den jüngsten Patienten täglich umgehen, in einer der ältesten Kliniken arbeiten. Im Umkehrschluss ist es in Aue so, dass die Kollegen, die mit den ältesten Patienten arbeiten, in der jüngsten Klinik tätig sind." Was das Klinikum auszeichne sei das breite Spektrum auch im Bereich der Kinderheilkunde, sagt Wallenborn. Über die Jahre habe man in dem Bereich einige Spezialisierungen erreicht. Dazu gehören unter anderem die Diabetologie, die stationäre Psychosomatik und ein Schlaflabor für die Jüngsten. Ein Leuchtturm, so Wallenborn sei die Allergologie. In diesem Bereich arbeitet man eng mit dem Allergie Centrum Dresden zusammen.

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