Olbernhau: Weil's drin nicht geht, wird auf der Straße anprobiert

Corona Verordnungen werden mit allerlei Ideen ausgereizt

Olbernhau. 

Olbernhau. Das Ausreizen der Coronaregeln treibt teilweise interessante Früchte. Zahlreiche Läden bieten plötzlich Nahrungsmittel an, verkaufen Zeitungen, Toilettenpapier oder andere Artikel des alltäglichen Bedarfs. In Hohenstein-Ernsthal gibt es einen Supermarkt mit Disco- und Partnerbörsen-Feeling. Marco Hunger aus Olbernhau hat dafür Verständnis. Er betreibt das "Männerherz by DNW Streetweare" in der Inneren Grünthaler Straße. In punkto Bekleidung für Herren ist er längst mehr als ein Geheimtipp. Betreten darf sein Geschäft derzeit leider niemand. Die Corona-Maßnahmen verbieten das. Das komplizierte Regelwerk ist für den Einzelhändler nicht mehr nachvollziehbar. "Wir dürfen in Gartenmärkte gehen, wir dürfen in Supermärkten ohne großen Schutz einkaufen und Menschenmassen durchjagen, wir dürfen sogar billige Zigaretten aus Tschechien holen und dort tanken. Nur der kleine Einzelhändler, der schon die ganze Zeit über auf alle Belange Rücksicht nimmt, steht momentan ganz hinten dran", so der Olbernhauer. Keine Rede sei aktuell in der Politik von den Einzelhändlern. "Wir wären schon froh, wenn wir nur eine begrenzte Anzahl Kunden in unsere Geschäfte lassen dürften. Für uns ist aber momentan überhaupt kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen", findet Marco Hunger. Vielen Händlern stünde das Wasser bis zum Hals. Es sei doch klar, dass sich die Leute da was einfallen ließen. "Was bleibt ihnen denn übrig", sagt der Unternehmer.

Anprobe auf der Straße

Normalerweise hat er eine Mitarbeiterin beschäftigt. Sie ist in Kurzarbeit. Hans B. (Name geändert und dem Autor des Textes bekannt) aus der Olbernhauer Gegend kann die Kreativität der Händler ebenfalls verstehen. "Was sollen sie denn machen? Warten bis gar nichts mehr geht", sagt er junge Mann, der unerkannt bleiben will. Er wollte sich unlängst bei Marco Hunger eine Jacke kaufen. Den Anruf zur Anmeldung hat er getätigt. Die Ware dufte er an der Ladentür entgegen nehmen. Anprobieren durfte er jedoch nichts, jedenfalls nicht im Landen. Da das Kleidungsstück jedoch passen sollte, und Hans B. zum Anprobieren nicht erst nach Hause fahren wollte, schlüpfte er kurzentschlossen auf der Straße in die neue Jacke. Marco Hunger stand mit Sicherheitsabstand und Maske daneben und lieferte die entsprechende Beratung gleich mit.

Unverständnis über die Regelungen

"Eigentlich ist es lächerlich. In den Supermarkt darf man gehen. Hierher nicht. Dabei klagen alle, dass die Innenstädte an Attraktivität verlieren. Das verstehe, wer will", so der genervte Verbraucher. Hans B., der im Gesundheitswesen gearbeitet hat, möchte sich auch gleich von Corona-Leugnern, Nazis und anderen Andersdenkenden distanzieren. Er hofft auch darauf, dass der Applaus für seine Ansichten nicht aus der falschen Ecke kommt. "Das ist wichtig heutzutage. Kritiker landen ganz schnell in der rechten Ecke", so der 32-Jährige.

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