Heute vor 75 Jahren haben die Schneeberger einen besonders bitteren Moment in ihrer Geschichte erleben müssen: es war 13 Uhr am Mittag als amerikanische Tiefflieger über der Bergstadt waren und ihre unheilbringende Fracht abgeworfen haben. Bomben zerstörten nicht nur Häuser, sondern auch die St. Wolfgangkirche fast vollständig. Das Gotteshaus stand in Flammen. Im Volksmund spricht man vom "schwarzen Tag für Schneeberg". Eigentlich hatte die Kirchgemeinde St. Wolfgang heute einen Gedenkgottesdienst geplant, doch aufgrund der aktuellen Situation kann dieser nicht stattfinden. Doch eines lassen sich die Schneeberger nicht nehmen: das Glockenläuten 13 Uhr.
Das Gotteshaus gehört nicht nur zu den bedeutendsten sächsischen Kulturdenkmälern, es ist auch das Wahrzeichen der Stadt Schneeberg und unmittelbar mit den bergbaulichen Traditionen verbunden. Die spätgotische Hallenkirche wurde zwischen 1516 und 1540 errichtet und gilt als eine der frühesten Großkirchen der lutherischen Reformation. Eine Besonderheit: die Kirche beherbergt einen der größten Altäre der Malerfamilie Cranach, den Lucas-Cranach-Altar. An der Beseitigung der Kriegsschäden hat man in Schneeberg bis in die Neuzeit gearbeitet. Bis 1996 hat man die ursprüngliche Form wieder aufgebaut und im Zeitraum 2015/16 konnte die Außensanierung abgeschlossen werden. In Zeiten der Corona-Krise leuchtet jetzt am Abend immer das Kreuz auf dem Kirchturm, was sonst eigentlich nur in der Weihnachtszeit der Fall ist.